Fokus Nachhaltigkeit: Net-Zero-Transformation in vollem Gange

Die Ergebnisse des 27. Global CEO Survey von PwC zum Thema Sustainability

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Rainer Kroker ist Partner, Sustainability Leader bei PwC Deutschland

Rainer Kroker
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Sustainability-Ziele unter der Lupe: Ungleichgewicht bei Klimastrategien

Der Klimawandel hat deutliche Auswirkungen auf Unternehmen und ihre Geschäftsmodelle – der Wille zur Umsetzung von Klimastrategien wird aber stärker. Das ist ein zentrales Ergebnis unseres 27. Global CEO Surveys. Für diese Ausgabe haben wir mehr als 4.700 Entscheiderinnen und Entscheider aus 105 Ländern und vieler verschiedener Branchen zu aktuellen Zielen, Chancen und Herausforderungen befragt. Die Auswertungen zeigen: Das größte Nachhaltigkeitsengagement zeigen Unternehmen bei der Dekarbonisierung. Ein zentrierter Blick auf die Nachhaltigkeitsambitionen zeigt indes auch: In vielen Unternehmen fehlt eine breitgefächerte Klimastrategie. Und das, obwohl natürliche Ökosysteme erheblich leiden und damit das finanzielle Risiko für Unternehmen steigt – sei es wegen steigender Rohstoffpreise oder fragiler Lieferketten. Ein Großteil der Entscheiderinnen und Entscheider beschränkt sich jedoch darauf, die Energieeffizienz in Produkten und Prozessen zu erhöhen. Weitere Maßnahmen, wie Klimarisiken in die Finanzplanung zu integrieren oder naturnahe Klimaprojekte zu unterstützen, spielen bei vielen Unternehmen noch keine große Rolle.

„Der Klimawandel ist ein Haupttreiber für CEOs, ihr Unternehmen zu transformieren. Mit Dekarbonisierungsprojekten ist der Anfang vielerorts gemacht. Langfristig werden Unternehmen aber auch in weitere strategische Nachhaltigkeitsprojekte, die auch Geschäftsmodell und Unternehmenssteuerung betreffen, investieren müssen.“

Rainer Kroker,Partner, Sustainability Leader bei PwC Deutschland

Die Studie im Überblick

Klimawandel ist nicht die erste Priorität

Der Klimawandel wird für viele Unternehmen kurz- oder langfristig zu einem drängenden Problem. Sei es durch Naturkatastrophen, daraus resultierenden Lieferkettenproblemen oder Reputationsschäden – die Risiken sind hoch. In der aktuellen Weltlage, in der sich einerseits die Märkte entspannen, aber andererseits geopolitische Spannungen anhalten, ist der Klimawandel laut unseres 27. Global CEO Surveys etwas aus dem Fokus geraten. Nach den Krisenjahren dominiert aktuell eine neugewonnene Zuversicht das Stimmungsbild: So rechnen 38 % der Unternehmensführung mit einer Steigerung des Weltwirtschaftswachstums. 2023 waren es nur 18 %.

Welchen Stellenwert der Klimawandel auf den Agenden der Unternehmen hat, zeigt der Blick auf das Sorgen-Ranking der deutschen CEOs: Nach Cyberrisiken und geopolitischen Konflikten steht die Erderwärmung in unserem Global CEO Survey auf Platz 3 der größten Gefahren für Unternehmen – im internationalen Vergleich auf Rang 4.

Infografik: Wie besorgt sind Sie, wenn überhaupt, über jede einzelne dieser Bedrohungen?

Veränderung durch Regulierung

In der Rückschau auf die letzten fünf Jahre zeigt sich: In Deutschland hat vor allem die Regulierung zu sehr großen Veränderungen geführt, wie 65 % der deutschen CEOs angaben (weltweit: 42 %). 40 % nannten Störungen in der Lieferkette als zweitgrößten Veränderungsfaktor (weltweit: 31 %). Danach führten 37 % Veränderungen von Kundenpräferenzen (weltweit: 42 %) als wichtigen Treiber an; ebenso wie den Klimawandel mit 37 %. Weltweit hat der Klimawandel hingegen wenig Auswirkungen auf Veränderungen, belegt mit 22 % den vorletzten Platz im direkten Vergleich mit den weiteren Faktoren.

Infografik: 27. Global CEO Survey von PwC zum Thema Sustainability

Auch im Ausblick zeigt sich: Der Klimawandel hat aktuell recht wenig Einfluss auf Unternehmensstrategien. Insgesamt zeigen sich die CEOs in den kommenden zwölf Monaten bei der Mehrzahl potenzieller Bedrohungen weniger besorgt als im vergangenen Jahr. Nach Inflation (24 %), wirtschaftlicher Volatilität (24 %), Cyberrisiken (21 %) und geopolitischen Konflikten (18 %) nannten nur 12 % aller CEOs den Klimawandel als kurzfristige Bedrohung für die eigenen Geschäftsmodelle.

Durchwachsener Fortschritt bei den Klimastrategien

Um den Klimawandel einzudämmen und das eigene Unternehmen zu schützen, setzt ein Großteil der Entscheiderinnen und Entscheider auf Dekarbonisierung. Knapp zwei Drittel aller Befragten weltweit geben an, bereits Maßnahmen ergriffen zu haben, um die Energieeffizienz zu erhöhen. Weitere 10 % berichten, diese Aufgabe sogar bereits abgeschlossen zu haben. 51 % sind dabei, klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen einzuführen. Darüber hinaus haben jedoch viele Entscheiderinnen und Entscheider keine weiteren tiefgreifenden Pläne, um ihre Geschäftsgrundlage gegen die Bedrohungen des Klimawandels abzusichern. Zu den bislang vernachlässigten Aufgaben zählt, Klimarisiken in die Finanzplanung zu implementieren oder die Belegschaft im Rahmen der Net-Zero-Transformation weiterzubilden. Das geringste Engagement zeigen die CEOs bei der Investition in naturnahe Klimalösungen, die unmittelbar zum Erhalt der Ökosysteme beitragen. Dabei können Unternehmen schon mit kleinen Projekten auf dem Betriebsgelände zu mehr Biodiversität und Artenvielfalt beitragen – und mit begrünten Arealen oder Blühflächen zugleich das Wohlbefinden der Mitarbeitenden fördern.

Infografik: 27. Global CEO Survey von PwC zum Thema Sustainability

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Einordnung und Handlungsempfehlungen

Drei Fragen an Rainer Kroker, Sustainability Leader bei PwC Deutschland

In den kommenden zwölf Monaten richten sich viele CEOs vor allem auf negative Folgen durch geopolitische Konflikte und Cyberangriffe ein. Wird der Klimawandel als langfristige Gefährdung unterschätzt?

Rainer Kroker: Davon gehe ich nicht aus, denn viele Unternehmen spüren ja bereits sehr konkret die Auswirkungen durch den Klimawandel. Wetterextreme beeinflussen die unterschiedlichsten Branchen. Und auch das zunehmende regulatorische Umfeld bringt viele Unternehmen dazu, sich zu verändern – sei es die CSRD, das LkSG oder auch die EU-Taxomonie. Dabei macht es nicht nur die Komplexität der Regulatorik den Unternehmen nicht leicht, sich auf den Klimawandel zu konzentrieren, sondern auch die aktuelle Weltlage mit ihren zahlreichen Krisen. Die Herausforderung besteht darin, allen Aufgaben im gleichen Maße gerecht zu werden. Umso wichtiger sind Lösungen, die mehrere Probleme angehen. Eine nachhaltige, faire und transparente Lieferkette ist auch gleichzeitig eine resiliente Lieferkette. Kreislaufwirtschaft wiederum senkt nicht nur Emissionen, sondern auch Energie- und Materialkosten.

Große Fortschritte berichten die meisten Befragten bislang nur bei der Dekarbonisierung. Naturnahe Klimalösungen spielen hingegen vielerorts keine Rolle. Konzentrieren sich die Entscheider:innen zu sehr auf das eigene Unternehmen?

Kroker: Viele Unternehmen stecken schon mitten in der Net-Zero-Transformation und sind bereits dabei, Prozesse und Produkte anzupassen und den Energieverbrauch umzustellen. Allein das ist schon ein umfangreicher Schritt, der viel Geld kostet. Dass Unternehmen darüber hinaus nicht immer die Mittel und Kapazitäten haben, um ihre Belegschaft für die nachhaltige Transformation weiterzubilden oder Umweltaktionen zu unterstützen, ist nachvollziehbar. Trotzdem werden sie langfristig nicht um entsprechende Investitionen herumkommen. Was ebenfalls stärker ins Bewusstsein rücken wird: Rund 55 % der globalen Wirtschaftskraft sind mäßig bis stark von einem intakten Ökosystem abhängig. Eine breit aufgestellte Sustainability-Strategie, die nicht nur wirtschaftliche Effizienz, sondern auch soziale und ökologische Nachhaltigkeit fördert, ist demnach im Interesse der Unternehmen.

Wie kann eine solche Strategie konkret aussehen?

Kroker: CEOs sollten nach Möglichkeiten suchen, klimafreundliche Geschäftsmodelle zu schaffen, die nicht nur Risiken mindern und finanzielle Erträge steigern, sondern auch der Gesellschaft zugutekommen. Nach dem Motto: Nachhaltig ist das neue Profitabel. Auf diesem Weg können Unternehmen verschiedene Potenziale ausschöpfen: Technologische Innovationen wie etwa Cloud-Computing oder AI können dabei helfen, Emissionen zu reduzieren. Zudem gilt es, Daten besser zu nutzen, um Fehler und Ausfälle zu vermeiden und eine solide Grundlage für das Nachhaltigkeitsreporting zu schaffen. Oder aber Unternehmen gehen strategische Partnerschaften ein, um sich zukunftsfähig aufzustellen und Synergien zu nutzen.

„Der 27. Global CEO Survey zeigt, dass die Net-Zero-Transformation in vielen Unternehmen bereits weit vorangeschritten ist. Das ist eine gute Grundlage für weitere Projekte, denn Dekarbonisierung darf nicht das einzige Ziel bleiben. Es braucht ebenso Investitionen in die Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie in die Erhaltung unserer Ökosysteme.“

Rainer Kroker,Sustainability Leader bei PwC Deutschland

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