07 Oktober, 2016
Von 2050 an soll auf der Welt nicht mehr Kohlendioxid emittiert werden, als gleichzeitig aufgenommen wird – das ist die Vorgabe des historischen Pariser Klimaabkommens. Für die Autoindustrie stehen damit wichtige Weichenstellungen an. Denn angesichts eines globalen Fahrzeugbestands von gut 900 Millionen PKW und eines jährlichen Verkaufsvolumens von 67 Millionen ergibt sich eine Zeitspanne von mindestens 14 Jahren, um alle CO2-intensiven Fahrzeuge gegen saubere Pendants auszutauschen. Bei einem durchschnittlichen Modelllebenszyklus von sechs Jahren sollten sich die OEMs also darauf vorbereiten, schon 2030 überwiegend CO2-neutrale Autos anzubieten. Vor dem Hintergrund dieser Anforderungen hat PwC Autofacts eine Szenarien-Analyse für die künftige Entwicklung des Motoren-Mix in der EU, der NAFTA-Region und China erstellt.
Das Ergebnis der Berechnungen der Autofacts-Experten Philippe Funda und Michael Kofler: Bis 2030 wird in den untersuchten Kernmärkten mindestens jeder dritte Neuwagen ein Elektroauto sein. In Europa werden die „Stromer“ dem Szenario zufolge erstmals 2028 mit einem Neuwagenanteil von rund 30 Prozent vor Autos mit herkömmlichem Verbrennungsmotor (28 Prozent) liegen. Die restlichen gut 40 Prozent entfallen auf Hybride, die einen Verbrennungsmotor mit elektrischen Systemen ergänzen. Im NAFTA-Raum dürften E-Autos sogar schon 2027 zum Überholvorgang ansetzen – genau wie in China. „Der globale Durchbruch der E-Mobilität ist nur noch eine Sache weniger Jahre“, warnt Christoph Stürmer, Global Lead Analyst von PwC Autofacts.
Ein entscheidender Anteil kommt dabei der Batterieentwicklung zu. „Nach unseren Kalkulationen, die auf Angaben aus der Batteriebranche basieren, könnte die durchschnittliche Speicherkapazität der Akkus bis 2020 um mehr als 250 Prozent steigen – während die Batteriekosten im gleichen Zeitraum von 500 Euro je Kilowattstunde auf etwa 100 Euro fallen“, rechnet Stürmer vor. „Damit kämen E-Fahrzeuge in der Kompaktklasse zu wettbewerbsfähigen Antriebskosten in wenigen Jahren auf eine mittlere Reichweite von rund 500 Kilometern – und wären bereit für den Massenmarkt.“
Laut den Prognosen der Experten von PwC Autofacts vollzieht sich der Durchbruch alternativer Antriebstechnologien in zwei Etappen. Für die nächsten Jahre sind zunächst einmal kleinere Technologiesprünge zu erwarten wie der stärkere Einsatz von preiswerter Hybridtechnologie in einem 48-Volt-Bordnetz das ohne teure Hochvolttechnik auskommt. Bei der auch als „Mild-Hybrid“ bekannten Methode kommt ein elektrischer Zusatzmotor mit bis ca. 15 kW Leistung (ungefähr 20 PS) zum Einsatz. Als Starter sorgt der E-Antrieb für zusätzliches Drehmoment, als Generator sorgt er für die Rückgewinnung von Energie („Rekuperation“) und hilft damit, den Kraftstoffverbrauch zu senken.
„Schon in den nächsten zwei, drei Jahren werden viele neue Fahrzeugmodelle mit 48-Volt-Technologie ausgestattet und leisten damit einen erheblichen Beitrag zur sukzessiven Elektrifizierung der globalen Neuwagenflotte“, sagt Felix Kuhnert, Automotive Leader bei PwC Deutschland. Momentan handelt es sich zwar nur bei etwa jedem 100. Neufahrzeug in der EU um einen „Mild-Hybrid“. Schon 2020 könnte sich dieser Anteil dem Szenario zufolge jedoch auf fast 8 Prozent vervielfachen. Bis 2025 sind es dann schon fast 25 Prozent, bevor sich das Wachstum danach allmählich abschwächt. “Das liegt in erster Linie daran, dass bis dahin bereits die zweite Etappe in vollem Gange ist – nämlich der Siegeszug der reinen Elektrofahrzeuge“, so Kuhnert.
Titel der Studie: Mit Elektrifizierung und Verbrennungsmotoren auf dem Weg in die Zukunft der Mobilität
Autoren: Felix Kuhnert, Christoph Stürmer
Herausgeber: PwC Autofacts, Stuttgart
Bibliographie/Quelle: Erschienen im VDA-Konjunkturbarometer September 2016
Preis: kostenlos
Ansprechpartner: Felix Kuhnert, Christoph Stürmer