Unternehmen sind bei der Ansiedlung von digitalen Geschäftsmodellen hochgradig mobil, weil sie dadurch Märkte ohne signifikante physische vor-Ort-Präsenz erschließen können. Das macht die Besteuerung zu einem entscheidenden Standortfaktor. Und die gute Nachricht aus Sicht von Unternehmen mit einer Digitalisierungsstrategie lautet: Immer mehr Staaten locken mit attraktiven Steueranreizen. Das zeigt der „Steuerliche Digitalisierungsindex 2018“, für den PwC gemeinsam mit Experten vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und der Universität Mannheim die Standortattraktivität in den 28 EU-Staaten sowie in Japan, Kanada, Norwegen, der Schweiz und den USA untersucht hat.
Der Analyse zufolge ist der durchschnittliche effektive Steuersatz für Investitionen in digitale Geschäftsmodelle im Vergleich zum Vorjahr um 0,64 Prozentpunkte auf 8,9 Prozent gesunken. Besonders attraktiv sind Italien, Irland und Ungarn, die die drei Spitzenplätze des Rankings belegen. Deutschland hat dagegen weiter an Boden verloren.
Deutschland ist der unattraktivste Standort für Digitalinvestitionen
Deutschland ist im Länderranking im Vergleich zum Vorjahr vom 31. auf den 33. und damit letzten Platz abgerutscht. Dass der effektive Steuersatz für Digital-Investitionen leicht auf 22,2 Prozent gesunken ist, hat damit nicht annähernd gereicht, um im verschärften internationalen Standortwettbewerb mitzuhalten – im Gegenteil.
Neben dem hohen tariflichen Steuersatz von mehr als 31 Prozent liegt das vor allem an der Tatsache, dass es wenige Steueranreize gibt, die auf Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen zugeschnitten sind.
Forschungsförderung spielt eine zentrale Rolle für die Standort-Attraktivität
Insbesondere hat Deutschland noch keine steuerliche Förderung für Forschung und Entwicklung (F&E) eingeführt – und macht sich damit zum Exoten, wie der Steuerliche Digitalisierungsindex 2018 offenbart. So locken 25 der 33 analysierten Länder mit Steuergutschriften oder Sonderabzugsmöglichkeiten für (selbsterstellte) immaterielle Wirtschaftsgüter, darunter Belgien, Frankreich, Großbritannien und die Niederlande (siehe Tabelle). Darüber hinaus belegt die Gemeinschaftsstudie, dass steuerliche Anreize für F&E-Aktivitäten und die daraus erzielten Erträge die Standortattraktivität erheblich beeinflussen.
Intellectual-Property-Boxen erfreuen sich großer Beliebtheit
Mit sogenannten „Intellectual-Property-Boxen“ (IP-Boxen) werben 13 Länder um Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen: Der Fiskus gewährt ihnen großzügige Privilegien für bestimmte Einkünfte aus (selbsterstellten) immateriellen Wirtschaftsgütern. So fordert Malta gar keine Steuern auf Lizenzeinnahmen aus solchen Wirtschaftsgütern, und in der Schweiz (Kanton Nidwalden) und Zypern greift ein Steuersatz von 2,5 Prozent. Günstig sind darüber hinaus die Niederlande, Belgien, Luxemburg, Ungarn und Irland. Am anderen Ende der Skala liegen Italien, Portugal und Frankreich.
Die USA holen im internationalen Steuerwettbewerb kräftig auf
Im bisherigen Ranking liegen die USA nur knapp vor Deutschland. Zugleich zeigen aber aktuelle Berechnungen der Experten: Wegen der diesjährigen Steuerreform machen die USA kräftig Boden gut, beim nächsten Steuerlichen Digitalisierungsindex werden sie deutlich weiter vorne liegen – und womöglich bis auf Platz Drei aufrücken (unter Annahme gleichbleibender Steuerfaktoren in anderen Ländern). Hauptursache dafür ist der neue Sondersteuersatz für im Ausland generierte Gewinne, die auf Investitionen mit US-Inlandsbezug zurückgehen.
Effektiver Durchschnittssteuersatz | Kapitalkosten | |||
Land | Rang | Ø | Rang | Ø |
Italien | 1 | –33,18% | 1 | –8,87% |
Irland | 2 | –3,39% | 6 | 2,17% |
Ungarn | 3 | –0,52% | 11 | 2,99% |
Litauen | 4 | –0,05% | 7 | 2,20% |
Lettland | 5 | 0,09% | 8 | 2,23% |
Kroatien | 6 | 4,50% | 10 | 2,74% |
Rumänien | 7 | 5,42% | 14 | 3,30% |
Portugal | 8 | 5,48% | 4 | 0,81% |
Spanien | 9 | 5,50% | 3 | 0,23% |
Frankreich | 10 | 6,73% | 2 | –0,30% |
Tschechien | 11 | 7,16% | 13 | 3,19% |
Vereinigtes Königreich | 12 | 7,45% | 21 | 3,85% |
Norwegen | 13 | 7,89% | 9 | 2,44% |
Zypern | 14 | 8,51% | 26 | 4,69% |
Niederlande | 15 | 8,69% | 16 | 3,53% |
Bulgarien | 16 | 9,20% | 31 | 5,14% |
Polen | 17 | 9,49% | 20 | 3,79% |
Luxemburg | 18 | 9,82% | 27 | 4,81% |
Slowenien | 19 | 9,85% | 22 | 3,86% |
Slowakei | 20 | 10,02% | 17 | 3,55% |
Belgien | 21 | 12,57% | 18 | 3,62% |
Malta | 22 | 12,80% | 5 | 1,42% |
Kanada (Ontario) | 23 | 12,80% | 15 | 3,53% |
Dänemark | 24 | 14,50% | 24 | 4,54% |
Österreich | 25 | 14,84% | 23 | 4,10% |
Schweiz (Zürich) | 26 | 15,57% | 29 | 5,10% |
Estland | 27 | 15,95% | 32 | 5,24% |
Finnland | 28 | 16,17% | 33 | 5,29% |
Schweden | 29 | 16,38% | 30 | 5,11% |
Griechenland | 30 | 16,41% | 19 | 3,72% |
Japan | 31 | 21,16% | 25 | 4,56% |
USA (Kalifornien) | 32 | 21,97% | 12 | 3,09% |
Deutschland | 33 | 22,19% | 28 | 4,89% |
Durchschnitt | 8,85% | 3,05% |
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