MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Ingenieurwesen und Technik) sind kreativ und zukunftsträchtig, dennoch fehlt der Technologiebranche der Nachwuchs.
PwC hat Oberstufenschüler/innen, Abiturient/innen und Studierende im Alter von 15 bis 30 Jahren zu Fächerauswahl, Informationsangeboten, beruflicher Zukunft und allgemeinen Präferenzen bei der Berufsauswahl in Bezug auf MINT-Berufe befragt.
Nur wenige junge Menschen erwägen eine Karriere in MINT, Frauen sind dabei noch zurückhaltender als Männer. Der „Women in Tech Report“ von PwC zeigt Gründe dafür auf und bietet Lösungsansätze, um mehr junge Talente für MINT zu gewinnen.
Frage: Wenn Sie über Ihre berufliche Zukunft nachdenken, würden Sie
eine Karriere in MINT-Berufen in Erwägung ziehen?
Für gerade einmal bei 13 Prozent der befragten Schülerinnen und 18 Prozent der Studentinnen ist eine MINT-Karriere die erste Wahl – im Vergleich zu 26 Prozent der Schüler und 32 Prozent der Studenten.
Mathematik ist langweilig, Computer-Programmierer sind Nerds und Technik ist nichts für Mädchen? Es ist höchste Zeit, mit solchen Vorurteilen aufzuräumen. Im Zeitalter der Digitalisierung werden wissenschaftliche Fächer wie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Ingenieurwesen und Technik (MINT) an Schulen und Hochschulen immer wichtiger.
Der rasante technologische Wandel und Innovationen wie Künstliche Intelligenz (KI), das Internet der Dinge (IoT) und Robotics verändern nicht nur die Prozesse in der Unternehmenswelt – digitale Fähigkeiten und das Verständnis über die Potenziale neuer Technologien werden zunehmend wichtiger für alle, die ihre Zukunft proaktiv mitgestalten wollen.
Die technologischen Entwicklungen überschlagen sich, die Nachfrage nach hochqualifizierten Arbeitskräften, insbesondere MINT-Absolventinnen und
-Absolventen wächst. Fachkräfte werden händeringend gesucht, besonders akut ist der Bedarf an Informatikerinnen und Informatikern. Doch bleiben vor allem Frauen in diesen Berufen unterrepräsentiert.
Unsere Befragung von mehr als 2.000 jungen Menschen an deutschen Schulen und Hochschulen ergab, dass vielen die Bedeutung von MINT für die Zukunft nicht bewusst ist. Vielmehr gelten diese Fächer als langweilig und zu schwierig. Die wenigsten SchülerInnen erklären, sie hätten im Informatikunterricht etwas über neue Technologien gelernt.
Wer mehr Nachwuchs für MINT begeistern will, sollte daher möglichst früh – in den Schulen und Hochschulen – ansetzen: Gut ein Drittel der SchülerInnen und Studierenden, für die eine MINT-Karriere nicht in Frage käme, würde diese bei mehr Informationen darüber erwägen. Durch verstärkte Kooperationen von Schulen, Hochschulen und Unternehmen lassen sich mehr MINT-Talente finden und frühzeitig fördern.
Unter dem Motto “You can't be what you can't see“ spielen Vorbilder dabei eine wesentliche Rolle. Vor allem Frauen in Führungspositionen der Technologiebranche können in diesem Zusammenhang ihre Vorbildfunktion stärker nutzen und weibliche Talente ermutigen, diesen Berufsweg einzuschlagen.
Frage: Sie haben angegeben, dass Sie keines der so genannten MINT-Fächer gewählt haben. Warum nicht?
Kein Spaß, keine Neigung, zu wenig Information – Hauptgründe für die Entscheidung gegen MINT-Fächer.
Schülerinnen und Schülern fehlt häufig die Begeisterung für MINT-Fächer. Vor allem Mädchen sind zurückhaltend, wenn es darum geht, ein MINT-Fach für das Abitur zu belegen: Nur je 8 Prozent der Schülerinnen entscheiden sich dabei für Informatik oder Physik.
Der Grund dafür: Viele SchülerInnen empfinden MINT-Fächer als langweilig und wenig praxisorientiert. Die wenigsten Schüler sind sich der Bedeutung von MINT für die Zukunft bewusst. Dabei bieten gerade MINT-Berufe attraktive Karriere- und Verdienstaussichten. Infolge des Fachkräftemangels in Deutschland wird Nachwuchs händeringend gesucht. Doch nicht einmal zwei von fünf SchülerInnen fühlt sich in der Schule ausreichend über MINT-Karrierechancen informiert.
Um möglichst früh die Begeisterung junger Menschen für MINT zu wecken und Talente zu fördern, sollten Schulen Lehrinhalte modernisieren und neue Technologien wie Blockchain, Robotics oder Augmented Reality thematisieren. Zusätzlich sollten mehr MINT-Profile im Abitur geboten werden. Lehrer sollten weiter qualifiziert und Schulen digitaler ausgestattet werden, etwa durch die Einbindung von Technologieunternehmen. Förderlich wäre außerdem ein Ausbau der Berufsorientierung und Studienberatung in der Oberstufe durch Angebote wie Berufsmessen, Wettbewerbe, Science-Workshops, Schnuppertage oder Praktika.
Frage: Welche der folgenden Fächergruppen studieren Sie zurzeit?
An deutschen Hochschulen sind die befragten Frauen in MINT-Fächern deutlich unterrepräsentiert.
Fast jeder zweite Student (49 Prozent), aber nur jede vierte Studentin (24 Prozent) belegt ein MINT-Studienfach. Lediglich 2 Prozent der Frauen studieren Informatik. Bei Studentinnen richtet sich die Wahl der Studienfächer vor allem nach den persönlichen Interessen, gefolgt von Entwicklungsmöglichkeiten und Verdienstaussichten im späteren Berufsleben.
Dabei ist durchaus Potenzial vorhanden: Mehr als ein Drittel der SchülerInnen und Studierenden würde eine MINT-Karriere in Erwägung ziehen, wenn sie mehr über die Tätigkeiten auf diesen Gebieten wüssten.
Auch für Hochschulen bleibt die Information und Beratung junger Menschen über die Relevanz und Entwicklungsmöglichkeiten von MINT-Fächern ein Dreh- und Angelpunkt. Gerade Hochschulen können hier eine tragende Rolle übernehmen, indem sie Kooperationen wie etwa Mentoren-Programme und Schnuppertage mit Schulen und Unternehmen zur Förderung junger MINT-Talente intensivieren.
Frage: Denken Sie, dass Sie eine MINT-Karriere eher in Erwägung ziehen würden, wenn Sie mehr über die Tätigkeiten auf diesen Gebieten wüssten?
Studenten würden häufiger als Studentinnen eine MINT-Karriere in Erwägung ziehen, wenn sie mehr darüber wüssten.
Unsere Studie belegt, dass mehr Information das Interesse junger Menschen an MINT-Berufen bestärken würde: Gut ein Drittel der SchülerInnen und Studierenden, für die eine MINT-Karriere nicht in Frage käme, würde diese bei mehr Informationen darüber erwägen – Frauen sind dabei etwas zurückhaltender als Männer.
Für fast die Hälfte der Befragten kommt dabei auch die Gründung eines eigenen Startups in Frage, Frauen erwägen dies deutlich seltener. Eine interessante Arbeit ist für SchülerInnen und Studierende allgemein das wichtigste Kriterium für die Berufswahl, Karrierechancen und Gehalt gehören ebenfalls zu den Top fünf Kriterien.
MINT-Berufe sind zukunftsträchtig, durchaus kreativ und bieten gute Entwicklungschancen, vor allem für Frauen. Gerade die Informatik bietet angesichts der fortschreitenden Digitalisierung und der wachsenden Bedeutung der Datensammlung und -analyse zukunftsträchtige Berufsperspektiven und eine zunehmende Alltagsrelevanz.
Beispiel Drohnen als autonome Datensammler
Autonome Indoor-Drohnen werden derzeit für Inventur-Flüge in Filialgeschäften getestet. Die unbemannten Flugobjekte nehmen die Regalbestände auf, mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) werden die Bestände korrekt erfasst. Die fliegenden Datensammler lassen sich auch zur Kontrolle von Schienennetzen, Windrädern oder Großbaustellen einsetzen.
Beispiel Blockchain für fälschungssichere Identitäten
Die ursprünglich hinter der Kryptowährung Bitcoin stehende Blockchain-Technologie wird mittlerweile auch auf eine mögliche Verwendung für Authentifizierungsverfahren untersucht. Die Vereinten Nationen erforschen, wie sich die Distributed-Ledger-Technologie innerhalb der internationalen Organisation oder Anwendungen wie ein Iris-Scan zur Identitätsfeststellung für humanitäre Zwecke einsetzen lässt.
Um neue Talente zu gewinnen und vor allem das Potenzial junger Frauen für MINT-Tätigkeiten zu nutzen, sollten Unternehmen der Technologie-Branche ihren Informationsfluss und ihre Außenwirkung verstärken. Gemischte Teams helfen, die Profitabilität zu steigern. Firmen sollten verstärkt mit Schulen und Hochschulen kooperieren. Zudem sollten mehr Frauen in Führungspositionen jungen Menschen ihre Berufe vorstellen und aus der Praxis berichten, so dass Schülerinnen und Studentinnen eine klare Vorstellung von Berufsbildern und Tätigkeiten im MINT-Bereich bekommen.
„MINT geht alle an. Mir als Informatikerin liegt es persönlich am Herzen, zusammen mit weiblichen Führungskräften Chancen zu identifizieren und neue technologische Perspektiven zu entwickeln. Unternehmen können von heterogenen Teams nur profitieren.“