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Nicolette Behncke
Sustainability Reporting Leader Europe und Partnerin im Bereich Nachhaltigkeitsberatung bei PwC Deutschland
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Zahlreiche Unternehmen sind seit Januar 2023 aufgrund der europäischen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) dazu verpflichtet, umfassend über Nachhaltigkeitsthemen zu berichten. Das hat PwC zum Anlass genommen und im März und April 2024 547 Unternehmen in 38 Ländern zu ihren Vorbereitungen auf die CSRD-Berichtspflicht befragt – darunter 65 Unternehmen in Deutschland.
Die Befragung zeigt: Der Großteil der Teilnehmenden sieht das eigene Unternehmen sehr gut auf die Berichtspflicht vorbereitet. Viele Unternehmen haben bereits wichtige Vorbereitungsschritte abgeschlossen. Als größte Hürden nennen die Befragten die Datenqualität, die Komplexität ihrer Wertschöpfungskette und ihre Personalkapazität. Zugleich erkennen immer mehr Führungskräfte das Potenzial, das die CSRD ihnen bietet: Sie glauben, dass die Umsetzung der CSRD ihrem Unternehmen in hohem Maße helfen kann, Stakeholder einzubeziehen und Risiken zu minimieren.
„Trotz des straffen Zeitplans und der hohen Komplexität bei der Umsetzung erkennen Entscheider:innen zunehmend das Potenzial des CSRD-Reporting für ihr Unternehmen.“
Die meisten Befragten sehen ihr Unternehmen gut auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung gemäß CSRD vorbereitet. Von den insgesamt 547 Befragten sind 63 % sehr zuversichtlich, die Anforderungen an das CSRD-Reporting pünktlich zu erfüllen. In Deutschland sehen 62 % ihr Unternehmen sehr gut darauf vorbereitet. Dieser Wert steigt auf 69 % bei jenen Unternehmen, die bereits für das Jahr 2024 berichten müssen. Viele Unternehmen in Deutschland haben bereits wichtige Vorbereitungsschritte abgeschlossen. Dazu gehören beispielsweise die GAP-Analyse der erforderlichen Berichtsangaben (51 %) und die doppelte Wesentlichkeitsanalyse (45 %). Deutlich weiter sind hier jene Unternehmen in Deutschland, die schon für das Geschäftsjahr 2024 CSRD-konform berichten müssen (64 %, 50 %).
Im Rahmen dieser Analyse identifizieren Unternehmen ihre wesentlichen Auswirkungen, Risiken und Chancen (IROs) und leiten daraus den Umfang ihrer CSRD-Berichterstattung ab. Die Hälfte der Befragten hat mehr als 40 wesentliche IROs identifiziert, knapp ein Drittel sogar mehr als 80 IROs.
Besonders zuversichtlich, die Reporting-Anforderungen zu erfüllen, sind die Befragten in Deutschland vor allem bei Themen, über die sie bereits heute berichten – etwa im Rahmen der Vorgängerrichtlinie NFRD: Dazu zählen Reportings zu eigenen Mitarbeiter:innen, für die 86 % der Befragten in Deutschland sehr zuversichtlich sind, zur eigenen Geschäftstätigkeit (76 %) und zum Klimawandel (58 %). Weit zurückhaltender sind die Antwortenden dagegen hinsichtlich weniger etablierter Standards: Bei der Berichterstattung zur Kreislaufwirtschaft sind nur 32 % sehr zuversichtlich, bei Biodiversität gerade einmal 23 %.
Um die Anforderungen umzusetzen, sind fast alle funktionellen Unternehmenseinheiten involviert, die intensive Zusammenarbeit zwischen dem Nachhaltigkeits- (94 %) und dem Finanzbereich (92 %) wird deutlich. Auch dem Technologiebereich kommt mit 66 % eine große Rolle zu. Das entspricht der Erfahrung der PwC-Berater:innen, die in der Praxis häufig interdisziplinäre Teams erleben.
Hauptverantwortlich für die Umsetzung ist in Unternehmen hierzulande insbesondere das Nachhaltigkeitsteam (in 46 % der befragten Führungskräfte). In vielen Fällen liegt die Gesamtverantwortung aber auch bei der Finanzabteilung (23 %).
Auch wenn sich die meisten Firmen allgemein gut vorbereitet sehen, gibt es Hürden: Die Personalkapazität (bei 79 % der in Deutschland befragten Unternehmen), die Qualität und Verfügbarkeit von Daten (77 %) und die Komplexität der Wertschöpfungskette (72 %) gelten als größte Hürden für die Berichtsumsetzung. Dieselben Punkte werden über alle Länder hinweg grundsätzlich oft angeführt.
Der Einsatz von automatisierten Lösungen zur Erstellung der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist über alle Länder hinweg noch gering. In Deutschland sind Tabellenkalkulationen mit 78 % das am häufigsten eingesetzte Instrument (74 % auf globaler Ebene), 48 % nutzen CO₂-Kalkulationsanwendungen und 38 % ihr ERP-System.
Deutlich wird auch: Immer mehr Unternehmen beziehen Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Strategie ein. Bei 80 % der Unternehmen in Deutschland berücksichtigt die Führung bereits jetzt Nachhaltigkeit bei ihren Entscheidungen. 49 % der Befragten schreiben dies explizit der CSRD-Verpflichtung zu; 31 % geben an, dass Nachhaltigkeit ohnehin berücksichtigt wird.
Und: Entscheider:innen erkennen immer mehr das Potenzial, das die CSRD ihnen bietet. 61 % der Befragten in Deutschland erwarten, dass die CSRD zu einer besseren Einbindung von Stakeholdern führen kann, 69 % glauben an einen positiven Beitrag zur Risikominimierung.
Das ist nur folgerichtig, denn bei der CSRD geht es nicht nur um die Offenlegung von Informationen. Führungskräfte sollten die Verpflichtung auch nutzen, um Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt ihrer Strategie zu rücken und sich intensiv mit den Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft auseinanderzusetzen.
„Die CSRD betrifft nahezu alle Unternehmensbereiche. Daher ist es entscheidend, dass alle Abteilungen in die Umsetzung der Anforderungen eingebunden werden, um Synergien optimal zu nutzen.“
Ina Herder,Partnerin Sustainability Reporting im Bereich Nachhaltigkeitsberatung bei PwC DeutschlandGlobal CSRD Survey 2024 – Ergebnisse für Deutschland
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Im März und April 2024 hat PwC 547 Unternehmen in 38 Ländern zur CSRD befragt, darunter 65 Unternehmen aus Deutschland. Befragt wurden überwiegend Führungskräfte aus dem Nachhaltigkeitsbereich. 49 % der befragten Unternehmen in Deutschland sind börsennotiert, 34 % sind Privatunternehmen, 17 % haben hierzu keine Angaben gemacht.
Partnerin, Sustainability Reporting Leader Europe, Sustainability Services, PwC Germany