25 Oktober, 2021
Die Herausforderung. Klimaneutralität ist ein Ziel, zu dem sich immer mehr Unternehmen bekennen. Doch allein die Reduktion von Emissionen reicht in der Regel nicht aus, um alle Neutralitätsziele zu erreichen. Ein Ansatz, um verbleibende Emissionen zu kompensieren und wirklich klimaneutral zu werden, besteht darin, in Ausgleichsmethoden wie Kohlenstoffsenken zu investieren.
Das Freiburger Startup Carbonfuture hat einen Marktplatz und eine Plattform entwickelt, welche Produzenten von Kohlenstoffsenken mit Unternehmen zusammenbringt, die eine sichere Möglichkeit für den Ausgleich von Rest-Emissionen suchen. Um weiter zu wachsen und Kontakte zu Investoren und Großunternehmen zu knüpfen, nahm Carbonfuture am PwC Scale Programm teil – und traf dort auf die richtigen Partner für den Ausbau ihres Geschäfts.
Austausch fördert Innovation. Getreu diesem Motto trafen sich Anfang des Jahres eine Reihe von Startups, Corporates und Investoren bei einem ganz besonderen PwC Scale Programm – dieses Mal drehte sich alles um das Thema Sustainability. Eines der zwölf teilnehmenden Startups war das Freiburger Unternehmen Carbonfuture. „Zum Start des Programms waren wir operativ etwa ein halbes Jahr in Vollzeit dabei. Der erste Mitarbeiter war eingestellt. Auf unserem Marktplatz liefen die ersten Transaktionen“, erinnert sich Dr. Hannes Junginger, CEO von Carbonfuture. „Wir hatten uns von dem Programm vor allem erhofft, neue Kontakte zu knüpfen, um unser Geschäft auszubauen.“
Das rund zwölfwöchige Mentoring-Programm nutzt eine Reihe verschiedener Formate, um die Startups zu unterstützen und den Austausch innerhalb des Innovationsökosystems zu fördern. In Masterclasses helfen Expert:innen beispielsweise dabei, den Business Case zu schärfen und das Pitch Deck vorzubereiten. In Insight Sessions tauschen sich Vertreter:innen von etablierten Unternehmen mit den teilnehmenden Startups zu ausgewählten Themen aus.
„Wir unterstützen den Anbahnungsprozess auf allen Ebenen des Programms. Durch die enge Zusammenarbeit lernen wir außerdem die Startups sehr gut kennen.“
Das Portfolio von Carbonfuture setzt vor allem auf Senken mit Pflanzenkohle. Bei der Herstellung von Pflanzenkohle wird durch einen speziellen Prozess – die sogenannte Pyrolyse – CO2 aus der Atmosphäre gebunden. Die Pflanzenkohle kann dann zum Beispiel in der Landwirtschaft genutzt werden, indem sie Tierfutter beigemischt wird oder auf Feldern eingebracht wird und sie dadurch fruchtbarer macht.
Um den Handel mit den CO2-Reduktionen der entstehenden Kohlenstoffsenken zu ermöglichen, hat Carbonfuture ein detailliertes Dokumentationsverfahren entwickelt. Alle Transaktionen werden in einer Blockchain abgelegt und sind dadurch fälschungssicher, nachvollziehbar und auditierbar. Die Berechnungen für die ausgeglichenen Emissionen basieren auf wissenschaftlich fundierten Methoden und berücksichtigen auch Details wie den Transport der Pflanzenkohle zu den Senken. „Kohlenstoffsenken mit Pflanzenkohle gibt es noch nicht lange. Erst sehr wenige Unternehmen kennen das. Wir handeln also mit einem stark erklärungsbedürftigen Asset, das in dieser Form erst durch unser Dokumentationsverfahren entsteht“, erklärt Junginger. „Beim Scale Programm hatten wir die Chance, unseren Ansatz auch größeren Unternehmen nahezubringen und die Methode dadurch bekannter zu machen.“
Im August 2021 sammelte Carbonfuture mehr als zwei Millionen Euro in einer Seed-Runde ein. Die auf Climate-Tech Startups und nachhaltige Investments spezialisierten Venture Capital Gesellschaften Übermorgen Ventures aus Zürich und Wi Venture aus Mainz – lernten die Freiburger während des Scale Programms kennen. Hinzu kam der Kontakt zu Carsten Maschmayer, der als Frühphaseninvestor mit seinem Fond Seed+Speed eingestiegen ist.
Kohlenstoffsenken auf Basis von Pflanzenkohle sind gut skalierbar und haben im Gegensatz zu konkurrierenden Methoden den Vorteil, dass sie sofort wirken – und nicht erst in ferner Zukunft. Wenn ein Unternehmen auf dem Marktplatz C-Senken Credits für eine Tonne CO2 ordert, dann wird diese Tonne tatsächlich unmittelbar der Atmosphäre entzogen. Neben einer Vergrößerung des Teams plant Carbonfuture nun die Einbindung weiterer Hersteller von Pflanzenkohle und Landwirtschaftsbetrieben für die Erstellung von Senken.
„PwC Scale hat uns sehr gut dabei geholfen, ganz neue Skalierungspfade zu beschreiten. Wenn wir mit größeren Kunden auf der Käuferseite zusammenarbeiten, dann fällt es auch leichter, den Supply zu sichern und auszubauen. Wir kommen damit dem Ziel näher, im Gigatonnen-Bereich CO2 aus der Atmosphäre zu ziehen.“
Während des Scale Programms hat PwC am Marktplatz von Carbonfuture selbst teilgenommen und einige Credits erworben - auch um die Entwicklung neuer Lösungsansätze und Startups, die in diesem Bereich tätig sind, zu unterstützen. Davon ausgehend ist die Idee entstanden, die Zertifikate für Kohlenstoffsenken testweise bei einigen PwC-Standorten einzusetzen und so auch etwas über die Akzeptanz dieser neuen Technologie bei den Mitarbeitenden zu lernen und Bewusstsein für die Notwendigkeit neuer Lösungsansätze zu schaffen. In einem Testlauf wurden deshalb für das Jahr 2021 Kohlenstoffsenken-Credits für die Emissionen aus Heizenergie der fünf Standorte Bielefeld, Bremen, Kassel, Kiel und Schwerin erworben.
„Wir freuen uns sehr darüber, dass wir hier die richtigen Partner zusammenbringen konnten. Genau das ist unser Ziel: vielversprechende Startups mit Investoren und innovationsfreudigen Corporates zu verbinden, um gemeinsam zu wachsen. Insbesondere beim Klimaschutz ist es unabdingbar, an einem Strang zu ziehen und alle Möglichkeiten für die Reduktion und den Ausgleich von Emissionen zu nutzen.“
Global Venturing & EMEA Startups, Scaleups Leader, PwC Germany
Tel.: +49 160 90591673