
Cyberkriminalität ist für Krankenhäuser zu einer ernsten Gefahr geworden: Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Zahl der Hackerangriffe nach Angaben der Bundesregierung im Jahr 2020 mehr als verdoppelt. Eines der jüngsten Beispiele ist der Angriff auf die Düsseldorfer Universitätsklinik im September 2020, bei dem Hacker die IT-Systeme mit Ransomware infiziert und so die Patientenversorgung stillgelegt haben. Im Visier von Cyberkriminellen steht allerdings nicht nur die IT von Krankenhäusern – auch die Operational Technology (OT),
also die Steuerungssysteme von medizinischen Geräten und der Gebäudeinfrastruktur, kann zum Angriffsziel werden. Diese Gefahr ist ein blinder Fleck vieler Kliniken, die aktuell erst beginnen, sich auf den Schutz ihrer Informationstechnik und medizinischer Daten zu konzentrieren. Dadurch bleiben gewaltige Sicherheitslücken, die als Einfallstore für gezielte Cyberangriffe dienen können oder auch Schwachstellen für zufällige Kollateral-Infektionen mit Schadsoftware sind.
Ihr Experte für Fragen
Jörg Asma
Partner Cyber Security bei PwC Deutschland
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Für den Krankenhausbetrieb und die Patientenbehandlung kann ein Vorfall gravierende Folgen haben, denn ein Ausfall der digitalen Infrastruktur bedroht die Patientensicherheit und gefährdet im Ernstfall Menschenleben. Umso wichtiger ist es, dass Krankenhäuser die Risiken aus dem Cyberraum vollständig erfassen und sich absichern. Im Whitepaper „The unseen danger: cyber security threats to hospitals’ operational systems“ beschreiben Experten aus dem internationalen PwC-Netzwerk, wieso Krankenhäuser sich mit einer Sicherheitsstrategie auch für OT-Systeme dringend beschäftigen müssen.
„Eine erfolgreiche Cybersicherheit ist für Kliniken überlebenswichtig. Für Health Professionals ist Hygiene Teil des Alltags, genauso sollte in jedem Krankenhaus auch eine Kultur der digitalen Sicherheit gelebt werden. Die virtuelle Absicherung ist so notwendig wie der Schutz vor traditionellen Gefahren. Oder könnten Sie sich ein Krankenhaus ohne Feuerlöscher und Fluchtwege vorstellen?“
Die Infrastrukturen von Krankenhäusern und Gebäuden anderer Branchen ähneln einander zwar. Doch ein Angriff auf das OT-Netzwerk einer Klinik hat viel verheerendere Konsequenzen. Ein Ausfall des Gebäudemanagements, zu dem etwa Klimatisierung und Transportsysteme gehören, kann die Patientenbehandlung abrupt zum Erliegen bringen. Kritische Systeme sind auch die Gas- und Wasserversorgung innerhalb eines Gebäudes: Ein Ausfall der medizinischen Gase kann Menschenleben gefährden.
Digitale und vernetzte Medizingeräte sind aus dem Versorgungsalltag kaum wegzudenken, sie bieten jedoch auch vielfältige Schwachstellen für Manipulationen, denen sich nur schwer Herr werden lässt. Ein Hacker, der sich den Zugang auf eines dieser Systeme sichert, kann den Krankenhausbetrieb lahmlegen oder auch nur in Teilen kompromittieren und die Geschäftsführung unter Druck setzen, Erpressungsgelder zu begleichen. Die Gefahren, die von den technischen Geräten außerhalb der IT ausgeht, sind bislang von den Verantwortlichen vielfach noch unterschätzt. Das beginnt mit der klaren Zuständigkeit des Chief Information Security Officer (CISO) auch für OT und Medizingeräte, die sich heute meist auf den IT-Bereich beschränkt.