31 Oktober, 2011
Unternehmen, die eine Tochtergesellschaft oder Firmensparte herauslösen und verkaufen wollen, sollten diesen Schritt sorgfältig vorbereiten. So gewährleisten sie, dass die Geschäfte weitergehen und gleichzeitig der Wert des Transaktionsobjekts erhalten oder gesteigert wird. Oft erfolgt die Ausgliederung von Unternehmensteilen unter hohem Zeitdruck. Wie ein professionelles Management des Carve-out aussehen kann, erklärt Rick van Dommelen, Partner bei PwC.
Eine Muttergesellschaft und ihr Tochterunternehmen oder der einzelne Geschäftsbereich sind meist eng miteinander verwoben, etwa wenn es um das Reporting oder die IT geht. Entsprechend stehen Unternehmen vor einer komplexen Aufgabe, wenn sie eine Einheit ausgliedern und an einen Investor veräußern wollen, zumal Firmen oft wenig Erfahrung mit diesem Schritt haben.
„In der Praxis stellen wir häufig fest, dass sich die Unternehmensausgliederung verzögert oder der Wert des Transaktionsobjekts gemindert wird. Doch diese Risiken lassen sich mindern, wenn Unternehmen beim Carve-out überlegt vorgehen.“
Das sind die fünf wichtigsten Faktoren für einen erfolgreichen Verkauf von Unternehmensteilen:
Was genau soll verkauft werden? Auch die Tochterunternehmen oder die einzelnen Unternehmenssparten unterhalten verzweigte Geschäftsbeziehungen. Die Unternehmensleitung muss daher genau überlegen, welche Bereiche sie ausgliedern möchte. Beispielsweise kann es sinnvoll sein, eine besonders zukunftsträchtige Produktreihe oder ein profitables Servicegeschäft zu behalten, auch wenn diese bislang von der Tochter betrieben wurden. Im Carve-out-Plan wird der inhaltliche Umfang der auszugliedernden Geschäftseinheiten präzisiert. Zusätzlich werden im Projektplan der zeitliche Ablauf für die einzelnen Ausgliederungsschritte (Überführung des aktuellen Geschäftsmodells in einen Übergangszustand, endgültiges Geschäftsmodell nach erfolgreicher Trennung) festgeschrieben.
Gerade weil Mutter- und Tochterunternehmen eng miteinander verbunden sind, liegen in der Regel keine eigenen Finanzkennzahlen aus der Vergangenheit für den Bereich, der veräußert werden soll, vor. Diese müssen zunächst aus dem bestehenden Datenmaterial gewonnen werden, damit sie potenziellen Käufern vorgelegt werden können. Zusätzlich benötigen die Kaufinteressenten die Planwerte für die kommenden Geschäftsperioden. Danach richtet sich in der Regel der Verkaufspreis.
Ebenso wie die zu erwartenden Finanzkennzahlen ist auch das Geschäftsmodell nach der Ausgliederung entscheidend für die Kaufpreisfindung und damit für eine erfolgreiche Transaktion. Die Verkäufer haben zwei Alternativen: Entweder übernehmen sie das bereits bestehende Geschäftsmodell und ersetzen nur die Leistungen, die bislang von der Muttergesellschaft übernommen wurden. Diese Lösung ist für den Verkäufer mit weniger Aufwand verbunden – aber auch mit weniger Ertrag. Oder die Verkäufer nutzen die Ausgliederung, um das Geschäftsmodell zu überarbeiten und Wertsteigerungen zu schaffen.
Nach der Festlegung des Geschäftsmodells ist die eigentliche Planung abgeschlossen, die Unternehmen können jetzt in die Umsetzungsphase gehen. Wie eigenständig kann die ausgegliederte Firma bereits arbeiten? Wird der Übergang reibungslos verlaufen? Diese Fragen werden durch das sogenannte "Day 1 readiness assessment" geklärt, einer Beurteilung der Selbstständigkeit der Tochter. Hier werden auch eventuelle Lücken aufgedeckt, sodass die Firma gegensteuern kann.
Während des Übergangs erhält der auszugliedernde Bereich meist noch Unterstützung durch die Muttergesellschaft. Damit soll sichergestellt sein, dass der Geschäftsbetrieb weiterlaufen kann. Diese Services werden mittels sogenannter "Transition Service Agreements (TSA)" geregelt. Während dieser Zeit arbeitet das neue Unternehmen an eigenen Lösungen, um bald unabhängig zu sein. Wichtig ist, den genauen Umfang dieser Dienstleistungen festzulegen, ebenso die Dauer und Abrechnungsmodalitäten. Das ist auch Bestandteil der Vereinbarungen zwischen Käufer und Verkäufer.
Wo liegen typische Hürden bei der Herauslösung eines Unternehmensteils?
Rick van Dommelen: Wir stellen häufig fest, dass Unternehmen die Kosten unterschätzen, die bei der Ausgliederung entstehen. Häufig ist auch das Geschäftsmodell nicht tragfähig oder es kommt zu Unstimmigkeiten zwischen dem Management der Muttergesellschaft und dem des auszugliedernden Bereiches. Das kann zu Wertminderungen und Verlusten beim Verkauf führen.
Was ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen Carve-out?
van Dommelen: Wir empfehlen Unternehmen, langfristig zu planen, denn ein Carve-out ist komplex: Prozesse müssen voneinander getrennt, Funktionen neu aufgebaut und Mitarbeiter anders eingesetzt werden. Hier sind eine professionelle Projektsteuerung und ein angemessenes Monitoring wichtig.
Sie raten Firmen, bei einem Carve-out das Geschäftsmodell zu überdenken. Rechnet sich das für die Unternehmen?
van Dommelen: Unternehmen, die ein effizienteres Modell schaffen, erzielen häufig einen höheren Verkaufspreis für ihr Transaktionsobjekt. Nach unserer Erfahrung lohnen sich die einmaligen Investitionskosten oft, denn die strategische Positionierung und die Wettbewerbsfähigkeit des Objektes verbessern sich.