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Enrico Reiche
Partner Transaction Consulting and Valuation bei PwC Deutschland
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Corporate Venture Capital (CVC) ist eine innovative, mehr und mehr verbreitete Investitionsform für Unternehmen. Sie sehen CVC als Mittel, um mehr Rendite zu erzielen und um strategische Wachstumsoptionen zu nutzen – schließlich sind sie angesichts des rasanten technologischen Wandels und des verstärkten globalen Wettbewerbs mehr und mehr gefordert, neue Wege zu beschreiten, um innovativ zu bleiben und sich strategische Vorteile zu verschaffen.
Aber was macht Investitionen mit Corporate Venture Capital, zum Beispiel in innovative Start-up-Unternehmen, erfolgreich? Wie beeinflussen solche Investments die Wertentwicklung der investierenden Mutterkonzerne? Und welche Faktoren charakterisieren die Top-Performer?
Diese und weitere Fragen beantwortet die aktuelle „Corporate Venture Capital Value Impact Studie“ von PwC Deutschland. Dazu hat PwC die CVC-Aktivitäten von 123 europäischen, börsennotierten Konzernen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 2 Milliarden Euro anhand öffentlich zugänglicher Daten untersucht, und zwar im Zeitraum von 2010 bis 2020.
„CVC-Aktivitäten bieten den investierenden Mutterkonzernen signifikante Chancen. Unsere Ergebnisse für europäische, börsennotierte Konzerne gelten unseres Erachtens genauso für nichtbörsennotierte Unternehmen.“
Eine Bemerkung vorweg: Corporate Venture Capital ist häufig positiv konnotiert. Mitunter fehlt jedoch die empirische Evidenz dafür, dass investierende Mutterkonzerne mit CVC tatsächlich die Wettbewerbsvorteile erreichen, die sie sich von ihren Investments versprechen. Diese Lücke schließt die vorliegende Studie.
Um den Erfolg der CVC-Aktivitäten zu bemessen, greift die Studie u. a. auf das Tobinsche Q als betriebswirtschaftliche Kennzahl zurück. Sie ermittelt den Unternehmenswert anhand des Verhältnisses von Marktwert zu Buchwert. Ist das Ergebnis größer als 1, haben Stakeholder eine positive Wahrnehmung über zukünftige Wachstumsopportunitäten des Unternehmens. Ist es kleiner als 1, sind die Einschätzungen von Stakeholdern hierüber eher negativ.
Eines der Kernergebnisse lautet: Intensive CVC-Aktivitäten – gemessen an der Anzahl der Investitionsrunden im Betrachtungszeitraum, an denen die CVC-Einheit beteiligt ist – haben signifikant positive Auswirkungen darauf, wie Stakeholder am Kapitalmarkt und Investor:innen deren Wachstumschancen bewerten. So steigerte die Teilnahme an mehr als 10 Finanzierungsrunden pro Jahr das Marktwert-Buchwert-Verhältnis um +0,66 über den Betrachtungszeitraum.
Positiv auf die Wertschöpfung durch CVC wirken sich weitere Faktoren aus: So zeigt die Studie, dass CVC-Einheiten mit einem größeren Frauenanteil im Investmentteam das Verhältnis von Markt- zu Buchwert stärker steigern konnten. Stieg zum Beispiel der Frauenanteil von 20 auf 30 % (+10 %), erhöhte sich die Marktwert-Buchwert-Ratio deutlich um 0,2. Top-Performer setzten außerdem auf ein Managementteam, das im Durchschnitt über mehr als 10 Jahre Erfahrung mit Risikokapitalinvestitionen verfügt.
Ein weiterer wichtiger Faktor für die Wertsteigerung des Mutterkonzerns durch CVC-Investments ist die Berichterstattung über die CVC-Aktivitäten durch Börsenanalysten. 10 Broker Reports etwa erhöhten bei den analysierten Unternehmen die Marktwert-Buchwert-Ratio um 0,6 über den Betrachtungszeitraum. Die Konzentration der CVC-Investments auf bestimmte Sektoren oder Regionen hatte demgegenüber kaum Auswirkungen, weder positiv noch negativ.
„Wie groß Investmentteams sind, ist interessanterweise nicht entscheidend – unter den Spitzen-CVCs waren kleine und große Teams gleichermaßen. Entscheidend ist, dass die internen Prozesse gut funktionieren und die Mitglieder effizient zusammenarbeiten.“
Mit Hilfe von Regressionsanalysen wird festgestellt, wie bestimmte Faktoren auf Variablen wirken und welche wichtiger sind als andere. Darüber hinaus wurde ein breites Spektrum an empirischen Techniken eingesetzt: Zunächst wurde auf lineare Interdependenzen getestet, firmenspezifische Effekte wurden berücksichtigt (im Rahmen einer sogenannten Panelanalyse), auf Nichtlinearitäten geprüft und eine Reihe weiterer Robustheitsprüfungen durchgeführt. Die Analyse berücksichtigte den gesamten Stichprobenzeitraum 2010-2020 sowie darauf basierende Zeitabschnitte, um mögliche Verzögerungseffekte zu erfassen.
Im Mittelpunkt der vorliegenden Studie steht die Frage, ob Unternehmen durch die Etablierung eines eigenen CVCs strategischen Wert schaffen können und ob sich die Investitionsintensität auszahlt, gemessen durch die Teilnahme an einer größeren Zahl von VC-Investitionsrunden. Bei der Untersuchung des kausalen Effekts von CVC-Aktivitäten auf den Wettbewerbsvorteil wird in der Studie Tobins Q als Proxy für die Wertauswirkung verwendet. Es wird bestätigt, dass die Anzahl der CVC-Investitionen für das jeweilige Unternehmen einer der wichtigsten Wert-Einflussfaktoren ist.