
2025 German M&A Trends in Technology, Media and Telecommunications
The German technology, media and telecommunications (TMT) sector had another year of record high deal volume for German assets in 2024.
Ein Interview mit Erik Hummitzsch, Deal-Advisory Leader bei PwC Deutschland: Der PwC-Deals-Experte unterstreicht, wie groß die Rolle ist, die künstliche Intelligenz inzwischen spielt – mit disruptivem Potenzial auf der einen und attraktiven Chancen auf der anderen Seite. Im Gespräch gibt er Tipps, wie Unternehmen Risiken minimieren und die Chancen nutzen können.
Erik Hummitzsch ist Mitglied der Geschäftsführung, Leiter Deal-Advisory und Co-Leiter Consulting Solutions bei PwC Deutschland. Er begann seine Karriere vor mehr als 25 Jahren bei PwC in London und wechselte später nach Deutschland. Seitdem hat er auf über 350 Deals-Projekten Private-Equity- und Corporate-Kunden beraten.
Im vergangenen Jahr hatten Sie prognostiziert, dass die globalen M&A-Aktivitäten 2024 wieder anziehen werden. Direkt gefragt: Lagen Sie damit richtig?
Erik Hummitzsch: Ja, unsere Einschätzung hat sich weitgehend bestätigt. Das Dealvolumen ist zwar von 2023 auf 2024 um 17 Prozent gesunken, aber die Transaktionswerte sind in diesem Zeitraum um fünf Prozent gestiegen. Ein Trend ist aber ganz klar erkennbar.
Welcher?
Hummitzsch: Wir haben deutlich mehr Megadeals mit einem Transaktionsvolumen von jeweils mehr als einer Milliarde US-Dollar gesehen. Bei diesen Deals war die Dealwert-Zunahme mit 17 Prozent sogar noch deutlich größer.
Diese großen Transaktionen nahmen 2024 in verschiedenen Regionen und Sektoren Fahrt auf. Das stimmt zuversichtlich, bedeutet aber auch, dass Unternehmen besonders gefordert sind, wettbewerbsfähig zu bleiben.
Was sind die Hauptgründe für die Zunahme an Megadeals?
Hummitzsch: Allen voran künstliche Intelligenz! Im Technologiesektor fanden 2024 achtzehn Megadeals statt, mit Abstand die meisten aller Sektoren. Der zweitplatzierte Sektor, Versicherungen, verzeichnete demgegenüber „nur“ sechs. Gut möglich, dass wir bei den M&A-Deals vor einem Superzyklus stehen.
Was meinen Sie damit genau?
Hummitzsch: Die KI-Technologie sorgt für viel Bewegung und zieht gewaltige Mengen Kapital an. Das führt zu Investitionen, insbesondere bei der digitalen und der Energieinfrastruktur, in Rechenzentren zum Beispiel. Das wiederum erhöht die M&A-Aktivität – und bietet vielen Akteuren Chancen, selbst am Markt aktiv zu werden.
Gleichzeitig wirkt KI vielfach aber auch disruptiv und stellt viele Geschäftsmodelle infrage …
Hummitzsch: Genau, darauf müssen sich Unternehmen auf jeden Fall vorbereiten, besser heute als morgen. Gleichzeitig sollten sie analysieren, wie sie selbst KI nutzen können, um ihre Geschäftsmodelle zukunftsfest aufzustellen. Dazu sind mitunter radikale Schritte notwendig. Das unterstreicht auch der diesjährige CEO-Survey von PwC.
… die jährliche Befragung von mehr als 4.700 CEOs weltweit.
Hummitzsch: Exakt. Da sehen wir, dass fast vier von zehn der befragten CEOs bezweifeln, dass ihre Unternehmen in zehn Jahren noch wettbewerbsfähig sind, wenn sie den aktuellen Kurs beibehalten.
Es wird zum Imperativ, dass Unternehmen sich ständig neu erfinden – und das angesichts einiger gewichtiger Unsicherheitsfaktoren.
An welche denken Sie?
Hummitzsch: Zunächst an die Wirtschaftspolitik der neuen US-Regierung. Die ersten Zölle kamen ja schon Ende Januar 2025, kurz nach der Vereidigung. Noch ist unklar, wie sich die wirtschaftlichen Maßnahmen der US-Regierung genau auswirken werden. Ich denke aber auch daran, dass einige Industriestaaten derzeit in einem politischen Umbruch sind – Südkorea und Kanada zum Beispiel, in Europa insbesondere Frankreich und Deutschland mit wahrscheinlich bevorstehenden Regierungswechseln. Darüber hinaus beeinträchtigen nach wie vor die geopolitischen Konflikte in Middle East und in der Ukraine die jeweiligen Regionen auch wirtschaftlich.
Blicken wir auf die Inflation und die Zinsen. Wie schätzen Sie deren Entwicklungen ein?
Hummitzsch: Einstweilen scheint die Inflation weitgehend gebannt, und die wichtigen Zentralbanken – die Federal Reserve in den USA, die Europäische Zentralbank und die Bank of England – haben die Leitzinsen in den vergangenen Monaten gesenkt. Langfristig werden wir aber eher mit wieder steigenden Zinsen rechnen müssen.
Was bedeutet das für M&A-Akteure?
Hummitzsch: Sie müssen auf die genannten Unsicherheiten gefasst sein und sollten bei Transaktionen stets einen Plan B oder sogar C haben. Die Value Creation, also die Wertgenerierung, ist bei M&A-Deals wichtiger denn je und muss jederzeit im Fokus stehen.
Wir sprechen hier von “Transact to Transform”, also der Notwendigkeit nach einer M&A Transaktion dann systematisch die Transformation des Geschäftsmodells anzugehen, um nachhaltig Werte zu sichern und zu schaffen.
Ebenfalls wichtiger denn je ist es, angesichts des disruptiven Potenzials von KI Übernahmeziele sorgfältig auszuwählen. Wie gut Unternehmen auf die KI-Transformation eingestellt sind, wird mehr und mehr zum entscheidenden Faktor.
Der hohe Restrukturierungsdruck in diversen Branchen – Energiesektor, Automotive und Einzelhandel etwa – bietet aber auch Chancen, oder?
Hummitzsch: So ist es! Es kommt darauf an, Restrukturierungen intelligent umzusetzen – strategisch, operativ und finanziell, und das stets international und mit tiefer Sektorenkenntnis. Es bleibt dabei: Smarte Transaktionen sind ein effektives Mittel für Unternehmen, sich deutlich schneller und profitabler neu auszurichten als allein aus dem eigenen Kern heraus. Insofern stimmt es mich zuversichtlich, dass rund 40 Prozent der weltweiten CEOs planen, in den kommenden drei Jahren mindestens ein bis zwei Akquisitionen durchzuführen.
Erik Hummitzsch
Mitglied der Geschäftsführung, Leiter Deal-Advisory und Co-Leiter Consulting Solutions, PwC Germany