Die Working Capital Performance von Unternehmen der DACH-Region zeigt erstmals seit fünf Jahren einen positiven Trend: Das Working Capital ist um knapp einen Tag gesunken – von 52,4 Tagen im Jahr 2016 auf 51,5 Tage in 2017. Der Grund für diese Verbesserung ist das stärkere Abschneiden auf der Aktivseite der Unternehmensbilanzen: Ihre Bestands- und Forderungsreichweiten konnten die untersuchten Unternehmen im Schnitt um 1,7 bzw. 0,6 Tage reduzieren. Allerdings setzen die analysierten Unternehmen noch immer zu wenig liquide Mittel für Investitionen frei.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine Analyse, für die PwC die Working Capital Performance von 413 Unternehmen aus der DACH-Region, darunter 256 deutsche Firmen, analysiert hat.
„Viele Branchen durchlaufen aktuell eine Zeit des Umbruchs. Für diesen Wandel ist Liquidität überlebenswichtig. Nach einer Phase niedriger Zinsen werden die Kosten für die externe Liquiditätsbeschaffung tendenziell wieder anziehen. Umso wichtiger ist es für Unternehmen, ihre Innenfinanzierung zu optimieren. Denn das ist der günstigste Weg, um Liquidität zu beschaffen und so das Wachstum zu finanzieren.“
Den analysierten Unternehmen ist es gelungen, ihr Working Capital zu verbessern. Allerdings stagnieren die Freisetzung liquider Mittel sowie Investitionen im Verhältnis zum Umsatz. Während die Umsätze von 2016 auf 2017 um 6 Prozent zugelegt haben, konnten die Unternehmen nicht im gleichen Maße liquide Mittel freisetzen. Vielmehr ist das Net Operating Working Capital zwischen 2016 und 2017 um 4 Prozent nach oben gegangen – von 329 auf 343 Milliarden Euro. Die Unternehmen haben im Vergleich zum Vorjahr also weitere 14 Milliarden Euro Liquidität gebunden.
Wenn alle in der Studie berücksichtigten Unternehmen ihre Working Capital Performance optimieren würden, könnten sie bis zu 75 Milliarden Euro an Liquidität freisetzen. Diese Summe würde ausreichen, um rund 60 Prozent des Investitionsvolumens zu decken, ohne dabei liquide Mittel auf dem Kapitalmarkt nachfragen zu müssen oder den Cashflow zu überreizen.
Um das Working Capital Management zu verbessern, lässt sich an unterschiedlichen Stellschrauben drehen: Während die Unternehmen die Forderungsreichweite von 47,8 auf 47,2 Tage verkleinern sowie die Bestandsreichweite von 66,9 auf 65,2 Tage drücken konnten, ist der Positivtrend bei der Lieferantenreichweite vorerst beendet. Die Verbindlichkeitsreichweite, also die Zeitspanne zwischen Rechnungsdatum und Zahlungseingang, sank leicht von 60 Tagen im Jahr 2016 auf 58,8 Tage im Jahr 2017, liegt damit aber noch immer auf einem guten Niveau.
Zudem geht die Schere zwischen großen und kleinen Unternehmen wieder weiter auf. In Großunternehmen lagen die Working-Capital-Tage 2017 bei 50,6 Tagen, in mittelgroßen Unternehmen bei 67,7 Tagen und in Kleinunternehmen bei 83 Tagen. Die Differenz zwischen Kleinen und Großen war mit rund 32 Tagen knapp einen Tag größer als im Vorjahr.
Im internationalen Vergleich konnten europäische Unternehmen Boden gut machen. Sie haben zum Teil drastische Kurskorrekturen vorgenommen, um ihre Cash-Kultur zu verbessern. Um auf das Niveau der nordamerikanischen Unternehmen zu kommen, die eine starke Performance beim Forderungs- und Bestandsmanagement aufweisen, haben europäische Firmen aber noch einen langen Weg vor sich.