Für die kommenden Jahren wurden fünf „Top-Geschäftsmodelle“ für Stadtwerke in Deutschland identifiziert.
Da die Möglichkeiten für die Weiter- und Neuentwicklung von Produkten und Services sehr vielfältig sind, ist es unerlässlich, diese zu kategorisieren und zu priorisieren. Die Kategorisierung von Produkten und Services erfolgt nach Kompetenzfeldern in den sogenannten „Top-Geschäftsmodellen“:
- Commodity 2030: Die dieser Kategorie zugeordneten Produkte und Services sind nahe am klassischen Geschäft und basieren auf einer Weiterentwicklung von Kernkompetenzen
- Behind the Meter Services erfordern Kompetenzen rund um Datenerfassung, -analyse und -nutzung
- Full Service Provider: Um als Full Service Provider auftreten zu können, werden umfassende Beratungskompetenzen und eine intensive Kundenfokussierung benötigt
- CO2-neutrale Mobilität: Produkte und Services dieser Kategorie bedürfen der Entwicklung, Umsetzung und Steuerung von Mobilitätskonzepten, die deutlich über das Angebot von Ladestrom hinausgehen
- City Solution Provider: Um sich als City Solution Provider für die Planung und Umsetzung der Energiewende und Digitalisierung vor Ort zu platzieren, sind weitgehende Kompetenzen im Bereich der Konzeptentwicklung und –umsetzung (Projektmanagement) gefragt
Die Kategorisierung dient zudem einer zeitlichen Priorisierung. Ein Stadtwerk kann nicht den Ausbau aller Produkte und Services gleichzeitig angehen. Zudem ergibt es wenig Sinn, sich nur auf „neue“ Geschäftsfelder zu konzentrieren und die bestehenden und bislang wesentlichen Geschäftsfelder nicht weiterzuentwickeln.
„Die kommunalen Unternehmen in Deutschland haben nicht nur eine gute Ausgangslage, sie genießen dazu ein hohes Vertrauen ihrer Kundinnen und Kunden und sind erster Ansprechpartner für die Energie- und Wärmewende vor Ort.“
Bedürfnisse der Endkund:innen nicht aus dem Blick lassen
Die Kenntnisse und Berücksichtigung der Endkundenbedürfnisse sind eine wichtige Voraussetzung für die Herleitung des übergeordneten Unternehmensleitbildes und damit für die Wahl der strategischen Ausrichtung. Ergänzend sind das Selbstverständnis und die vorhandenen Kompetenzen im Unternehmen entscheidend.
Aber was will der Kunde? Abgeleitet von den Endkundenbedürfnissen ergeben sich drei exemplarische strategische Ausprägungen für Stadtwerke im Jahr 2030:
- Strategische Ausrichtung für nachhaltig agierende Kund:innen: Im Fokus stehen grüne Lösungen und eine hohe Transparenz über die eigenen Produkte und Services. Das eigene Unternehmen muss Nachhaltigkeit vorleben und in allen Bereichen danach handeln.
- Strategische Ausrichtung für digital und preisbewusst agierende Kund:innen: Der Fokus liegt auf kostengünstigen und digital angebotenen Produkten und Services. Die Kommunikation mit den Kund:innen erfolgt dabei ausschließlich digital. Es gilt, die Entwicklung hin zum „Online-EVU" anzutreten.
- Strategische Ausrichtung für regional und serviceorientierte Kund:innen: Alle Services und Produkte des Stadtwerks sind auf die Menschen und Unternehmen der Region ausgerichtet und sollten diesen auch bei komplexen Fragestellungen konkrete Lösungen aufzeigen. Dies erfordert eine konsequente regionale Positionierung und hohe Wahrnehmbarkeit in der Region.
Da sich der Kundenstamm aus vielen unterschiedlichen Kund:innen zusammensetzt, stellen diese Ausrichtungen jeweils das vereinfachte „Extrem“ dar. In der Praxis ist eine Kombination dieser drei Dimensionen möglich.