Ende des Jahres 2021 wird es in Deutschland möglich sein, sich allein mit dem Smartphone auszuweisen. Allerdings hat erst gut die Hälfte der Bundesbürger (55 Prozent) von der zukünftigen Einführung der digitalen Identität überhaupt gehört. Die große Mehrheit der Deutschen steht dem Identitätsnachweis über das Smartphone grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber. Nur sieben Prozent lehnen den digitalen Ausweis kategorisch ab. Wichtige Voraussetzung, damit die Menschen das Mobiltelefon als Personalausweis nutzen: Die Anwendung muss sicher, nutzerfreundlich und praxisrelevant sein.
Auf offene Ohren stößt zudem die Idee einer digitalen Brieftasche, bei der sich verschiedene Ausweisdokumente wie der Impfpass, der Führerschein oder die Gesundheitskarte in einer Anwendung zentral speichern lassen. Wenn es nach der Bevölkerung geht, dürfte die Digitalisierung der Verwaltung gerne mit mehr Tempo ablaufen: 55 Prozent sind der Auffassung, dass die Digitalisierung im öffentlichen Leben nicht schnell genug vorangeht.
„Entscheidend für den Erfolg des Online-Ausweises auf dem Smartphone ist die Akzeptanz in der deutschen Bevölkerung, und dafür braucht es zahlreiche Anwendungsfälle im öffentlichen Leben.“
Damit das Smartphone zum Nachweis der Identität genutzt wird, muss vor allem die Sicherheit der elektronisch gespeicherten Daten sowie ein Schutz vor Diebstahl der eigenen Daten gesichert sein. Das ist laut Umfrage 94 Prozent der Menschen wichtig. 81 Prozent wünschen sich zudem eine einheitliche Benutzeroberfläche für alle Anwendungsfälle, 79 Prozent eine einfache Nutzung per App.
Bewusst gegen die Nutzung des Online-Ausweises auf dem Smartphone würden sich nur sieben Prozent der Befragten entscheiden. Die Gründe sind unterschiedlich: Die Gegner wollen zum einen nicht ständig auf die Funktionsfähigkeit ihres Smartphones angewiesen sein (58 Prozent) oder sie halten das Risiko des Datenverlustes für zu groß, falls das Smartphone geklaut wird oder kaputt geht (54 Prozent).
Eine wichtige Voraussetzung, um das Smartphone als Identitätsnachweis zu nutzen, ist für drei Viertel der Deutschen, dass es überhaupt genügend Alltagssituationen für den Einsatz des digitalen Ausweises gibt. 79 Prozent der befragten Personen ist es wichtig, dass sie den digitalen Identitätsnachweis als einfache Möglichkeit für Online-Behördengänge nutzen können, etwa bei der Ummeldung des Wohnsitzes oder der Fahrzeugzulassung über das Internet.
Die klare Mehrheit der Bundesbürger würde den Online-Ausweis auf dem Smartphone für private Geschäftsangelegenheiten, etwa im Kontakt mit Banken, und in Rechtsangelegenheiten (70 Prozent), bei der Online-Steuererklärung (64 Prozent) oder beim Abschluss einer Versicherung (60 Prozent) einsetzen. Grundsätzlich zeigt die Befragung: Die Gruppe der 25- bis 34-jährigen steht den verschiedenen Einsatzmöglichkeiten des Wallets am offensten gegenüber.
Die Pläne zur Digitalisierung der deutschen Verwaltung gehen bereits weiter: Mit einer dezentralen Identitätsverwaltung sollen die Bürger zukünftig auch die Möglichkeit haben, weitere Ausweisdokumente – etwa den Impfpass, den Führerschein oder die Gesundheitskarte – in einer Anwendung auf dem Smartphone zu speichern.
Die Idee einer Wallet, einer Art „digitalen Brieftasche“, findet bei der großen Mehrheit der Befragten Anklang: Acht von zehn Befragten können sich vorstellen, ihren digitalen Impfnachweis für Infektionskrankheiten in einer solchen App abzuspeichern. Für jeweils drei Viertel der Deutschen käme der Einsatz ihrer digitalen Identität aber auch für Flugreisen, bei Bankgeschäften oder der Kommunikation mit ihrem Arzt in Frage.
Bedenkenlos würden die Deutschen die digitale Brieftasche jedoch nicht nutzen: Kopfschmerzen bereiten den Befragten vor allem Sicherheitsrisiken wie Hacker-Angriffe, Identitätsdiebstahl oder der Verlust personenbezogener Daten.
Zu den wichtigsten Voraussetzungen für die Nutzung gehören folglich vor allem Aspekte wie Datensicherheit sowie der Schutz vor Datenverlust, Identitätsdiebstahl oder Betrug. Aber auch die Selbstbestimmung bei der Datenverwendung ist für neun von zehn Deutschen ein wichtiges Kriterium: Sie wollen selbst entscheiden, welche Daten sie hinterlegen oder weitergeben – und welche nicht.
Als Anbieter einer App für die „digitale Brieftasche“ kämen aus Sicht der Befragten vor allem staatliche oder öffentliche Institutionen in Frage: 35 Prozent könnten sich am ehesten ein Bundesministerium als Anbieter einer solchen App vorstellen, 24 Prozent die regionalen Meldeämter. Eine Bank sehen dagegen nur neun Prozent als möglichen Anbieter, ein globales Technologieunternehmen sogar nur vier Prozent.
Bereits seit 2010 ist der Personalausweis im Scheckkartenformat mit einem Chip ausgestattet, der sogenannten eID-Funktion. Alle Bürgerinnen und Bürger haben damit die Möglichkeit, sich online mit ihrem Personalausweis auszuweisen, sofern sie die eID-Funktion aktiviert haben.
Diese Online-Ausweisfunktion des Personalausweises ist zwar den meisten Deutschen (71 Prozent) bekannt, aber nur sehr wenige (7 Prozent) nutzen sie auch. Der Grund: In der Praxis fehlen die konkreten Anwendungsfälle.
In den kommenden Monaten wird es in Deutschland möglich sein, die persönlichen Informationen des Personalausweises auf dem Smartphone oder Tablet zu speichern und sich lediglich mit dem Mobiltelefon auszuweisen. Der Personalausweis in Kartenformat wird damit überflüssig.
Mit einer dezentralen Identitätsverwaltung (englisch: Self-Sovereign Identities, kurz: SSI) soll den Bürgern zukünftig die Möglichkeit geboten werden, neben dem Personalausweis auch weitere Ausweisdokumente – etwa Impfpass, Führerschein oder Gesundheitskarte – ähnlich wie in einer Brieftasche digital, also in einer Anwendung auf dem Smartphone, zu speichern.
„Die Deutschen fordern Nutzerfreundlichkeit und Sicherheit für ihren Online-Ausweis und ihre digitale Identität. Diese Anforderungen müssen jetzt im ersten Schritt von der öffentlichen Hand erfüllt werden.“
Für die Bevölkerungsbefragung wurden 2000 Deutsche ab 18 Jahren in einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe befragt. Die Befragung erfolgte über ein Online-Panel und wurde im Zeitraum Juli und August 2021 durchgeführt. Die Anzahl der Fragen betrug 13 und die Ergebnisse sind auf ganze Zahlen gerundet.
Partner, Head of Financial Services Management Consulting, PwC Germany
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