Bedarf für digitale Identitätsnachweise steigt

PwC-Studie 2023: Datenschutz und einfache Bedienung bleiben wichtigste Nutzer-Kriterien

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Robert Eickmeyer
Financial Services Customer Transformation Lead bei PwC Deutschland
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EU-weiter Zugriff auf ID-Wallet erwünscht

Etwa die Hälfte der Bundesbürger:innen möchte den 2021 eingeführten digitalen Personalausweis für Behördengänge oder Banktransaktionen verwenden. Vor allem jüngere Menschen sind dafür offen, wie aus der PwC-Studie „Digitaler Personalausweis und digitale Brieftaschen 2023“ hervorgeht.

Zwar sind der Bekanntheitsgrad und die Nutzung der eID-Funktion des Personalausweises in Scheckkartenformat mit PIN und Smartphone seit 2021 gestiegen, doch wird sie von den Bundesbürger:innen relativ wenig genutzt.

Mit einer digitalen Brieftasche würde die Mehrzahl der Bundesbürger:innen digitale Behördengänge (79 Prozent) erledigen. Ein Drittel wünscht sich einen EU-weiten Zugriff darauf. Weitere 26 Prozent halten Banken am ehesten für geeignet, digitale Brieftaschen anzubieten. Vor zwei Jahren taten dies erst 9 Prozent.

„Immer mehr Bundesbürger:innen sehen Banken als die geeignetsten Anbieter digitaler Brieftaschen. Damit kann die Branche einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau eines europäischen Ökosystems für digitale Identitäten leisten.“

Robert Eickmeyer,Financial Services Customer Transformation Lead bei PwC Deutschland

Die Studie im Überblick

Digitale Identitätsnachweise

Aktuell existiert eine Produktvielfalt an digitalen Legitimationstechnologien in Deutschland. Das gängigste ist das Post-Ident-Verfahren, das 61 Prozent der Befragten bereits genutzt haben, um ihre Identität nachzuweisen – gefolgt von Bank-Ident- (41 Prozent) und Video-Ident-Verfahren (38 Prozent). Dagegen haben erst 13 Prozent die eID-Funktion ihres Personalausweises mit PIN und Smartphone aktiviert und genutzt.

Infografik: Welche Legitimationsverfahren sind bekannt?

Post-Ident: Von Anwendern sicher und nutzerfreundlich wahrgenommen

Das in Deutschland bekannteste Verfahren zur Feststellung der digitalen Identität ist weiterhin das etablierte Post-Ident Verfahren, bei dem ein(e) Post-Mitarbeiter:in die Identität der Person am Schalter in einer Filiale bestätigt. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Befragten schätzen das Post-Ident-Verfahren als sehr sicher ein. Zudem werden Post-Ident-Verfahren als sehr benutzerfreundlich und leicht verständlich (44 Prozent) beurteilt. Andere Verfahren, wie das Video-Ident Verfahren oder das eID-Verfahren werden hingegen weniger sicher und benutzerfreundlich ein.

Bekanntheitsgrad und Nutzung von eID steigen

Der 2010 eingeführte Personalausweis mit Chip, eID-Funktion und PIN ermöglicht es Bürgern, sich online auszuweisen. 61 Prozent kennen diese Funktion, nutzen sie bislang aber nicht. In einer PwC-Befragung von 2021 erklärten dies noch 64 Prozent. Erst 13 Prozent haben diese Online-Ausweisfunktion ihres Personalausweises verwendet (2021: 7 Prozent). Damit sind der Bekanntheitsgrad und die Nutzung von eID seit 2021 gestiegen. Etwa ein Drittel der Menschen älter als 65 Jahre kennen die eID-Funktion nicht. Weitere 30 Prozent der Bundesbürger:innen zwischen 18 und 24 Jahren kennen die Funktion zwar, wissen aber nicht, ob sie diese aktiviert haben. Außerdem ergab die Studie: Unter den aktiven Nutzern der eID, schätzen diese das Verfahren wesentlich sicherer (96%) und nutzerfreundlicher (90%) ein, als der Durschnitt der Befragten.

Gründe für Nicht-Nutzung der eID-Funktion

Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten sagen, sie benötigen die eID-Funktion nicht. Zwei Jahre zuvor taten dies noch 71 Prozent. Damit ist der Bedarf dafür seit 2021 zwar gestiegen, jedoch wollen rund 20 Prozent der Befragten für die Einrichtung keine Zeit investieren oder werten sie als zu kompliziert. 16 Prozent der Befragten schätzen die eID-Funktion als zu unsicher ein.

Der Nutzung der eID-Funktion stehen laut der Befragung insbesondere Einschränkungen der Einsatzvielfalt gegenüber, die es sowohl politisch (digitale Lösung als Alternative zum PIN-Brief) als auch privatwirtschaftlich (Steigerung der Anwendungsfälle) zu überwinden gilt.

Mehr Potenziale für digitalen Personalausweis

Den im September 2021 eingeführten digitalen Personalausweis auf dem Smartphone würde die Hälfte der Befragten nutzen. Vor allem Menschen unter 45 Jahren sind dazu bereit. Unter den 18- bis 24-jähren liegt die Bereitschaft am höchsten (80 Prozent).

Wichtigste Kriterien für eine Nutzung bleiben – wie bereits bei der PwC-Vorgängerbefragung im Jahr 2021 – die Datensicherheit und der Schutz vor Identitätsdiebstahl (91 Prozent) sowie die Benutzerfreundlichkeit (82 Prozent).

Infografik: Was ist für die Nutzung wichtig?

Die Mehrzahl der Befragten will einen digitalen Personalausweis bei Online-Behördengängen (80 Prozent) sowie bei Bankgeschäften oder Online-Signaturen (jeweils 74 Prozent) und Rechtsangelegenheiten (72 Prozent) einsetzen. Damit sehen die Umfrage-Teilnehmer etwas mehr Potenziale im digitalen Personalausweis als noch vor zwei Jahren.

Menschen von 25 bis 55 Jahren wollen überdurchschnittlich viele Aufgaben mit dem digitalen Personalausweis erledigen können – ein deutlicher Unterschied zu den älteren Bevölkerungsgruppen.

Infografik: Wofür eignet sich der digitale Personalausweis?

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Digitaler Personalausweis und digitale Brieftaschen 2023

Nutzer-Kriterien für eine digitale Brieftasche

Die digitale Brieftasche könnte künftig als App für Dokumente wie Gesundheitskarte, Führerschein und Impfpass genutzt werden. Hauptanliegen der Nutzer:innen bei dieser Anwendung sind die Selbstbestimmung über die Datenverwendung (93 Prozent) sowie der Datenschutz und der Schutz der Identität (jeweils 92 Prozent). Vor allem jüngere Verbraucher:innen legen Wert darauf, ihre Daten selbstbestimmt verwenden zu können.

Sicherheitsrelevante Risiken wie Hacker-Angriffe und Identitätsdiebstahl (83 Prozent) oder Datenverlust (79 Prozent) gehören zu den Hauptgründen, die gegen die Nutzung einer digitalen Brieftasche sprechen. Je älter die Befragten, desto größer das Verlangen nach erhöhten Sicherheitsstandards. Knapp 80 Prozent (2021: 71 Prozent) sehen zudem ein Hindernis darin, dass sie ständig auf ein funktionsfähiges und aufgeladenes Smartphone angewiesen wären.

Die Mehrzahl der Bundesbürger:innen würde die digitale Brieftasche für digitale Behördengänge (79 Prozent), als digitalen Impfnachweis (76 Prozent) oder für die Kommunikation mit Ärzten (75 Prozent), etwa um sich ein Rezept ausstellen zu lassen, verwenden. Vor allem jüngere Befragte sehen den Hauptnutzen im Gesundheitsbereich.

Infografik: Welche Anwendungsfälle sind vorstellbar?

EU-weiter Zugriff erwünscht

Wichtige Dokumente, die in der digitalen Brieftasche gespeichert werden sollen, sind der Personalausweis (80 Prozent) sowie Impfpass, Führerschein und Gesundheitskarte (jeweils 78 Prozent). Deutlich mehr Menschen als vor zwei Jahren können sich auch einen digitalen Studierendenausweis (53 Prozent nach zuvor 44 Prozent) vorstellen.

Ein Drittel der Befragten (36 Prozent) wünscht sich einen EU-weiten Zugriff auf die Brieftasche, um die Dokumente innerhalb Europas für Check-Ins oder Zahlungen verwenden zu können.

Infografik: Wie ist die digitale Brieftasche einzusetzen?

Hohe Akzeptanz für biometrische Legitimierung

Als Legitimierungsverfahren für die digitale Brieftasche käme für die Hälfte der Umfrage-Teilnehmer der biometrische Fingerabdruck in Betracht, den Bundesbürger:innen auch schon verstärkt beim Online-Banking einsetzen.

Weitere 43 Prozent der befragten Verbraucher:innen können sich vorstellen, sich über die Eingabe einer PIN für die Nutzung ihrer E-Wallet zu authentifizieren. Insbesondere für Jüngere wäre dies eine Option. 34 Prozent der Umfrage-Teilnehmer würden sich auch über eine Gesichtserkennung oder Face ID legitimieren.  

Als technische Lösungen für eine digitale Brieftasche werden eine einfache App auf dem Smartphone (20 Prozent) oder mittels der eID-Funktion des Personalausweises (19 Prozent) bevorzugt.

Fast jeder Vierte unter 25 Jahren (24 Prozent) könnte sich die Nutzung der Blockchain-Technologie für eine digitale Brieftasche vorstellen. Dabei könnte eine digitale Identität selbstbestimmt und unabhängig von außenstehenden Personen oder Organisationen erstellt und die Daten dezentral gespeichert werden.

56 Prozent der Befragten sind bereit, die digitale Brieftasche für Zahlungen im Online-Handel (56 Prozent) und im stationären Handel (54 Prozent) zu nutzen. Für 36 Prozent käme dies auch für Zahlungen mit digitalen Währungen, die in der digitalen Wallet hinterlegt sind, in Betracht.

Banken als Anbieter für digitale Brieftaschen bevorzugt

Banken halten 26 Prozent der befragten Bürger:innen aktuell am ehesten für geeignet, eine digitale Brieftasche anzubieten. 2021 taten dies erst 9 Prozent. Ein Bundesministerium sehen hingegen derzeit nur noch 23 Prozent der Umfrage-Teilnehmer als E-Wallet-Anbieter. Vor zwei Jahren taten dies noch 35 Prozent.

Die bekannteste Initiative für eine digitale Brieftasche ist die von der Bundesregierung geplante Smart-eID (23 Prozent), bei der die Online-Ausweisfunktion auf das Smartphone übertragen wird. 

Weitere 14 Prozent der Befragten kennen die EU-Initiative zur Einführung einer Brieftasche für digitale Identität innerhalb von Europa. Mit der European Digital Identity Wallet (EUDI-Wallet) sollen sich EU-Bürger:innen künftig digital ausweisen und darin amtliche Dokumente wie den Führerschein abspeichern können.

Infografik: Welcher Anbieter kommt in Frage?

„Die Möglichkeit, sich sicher digital auszuweisen, wird den Online-Alltag der Bürger:innen erleichtern und die digitale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft beschleunigen. Die Akzeptanz der Nutzer:innen für die eID-Funktion, den Online-Personalausweis und die digitale Brieftasche hängt stark davon ab, welche Vorteile sie im täglichen Einsatz bieten.“

Robert Eickmeyer,Financial Services Customer Transformation Lead bei PwC Deutschland

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Digitaler Personalausweis und digitale Brieftaschen 2023

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Die Methodik

Für die repräsentative Studie „Digitaler Personalausweis und digitale Brieftaschen 2023“ wurden im Oktober 2023 rund 2.000 Bundesbürger:innen ab 18 Jahren online befragt. Die Ergebnisse sind auf ganze Zahlen gerundet.

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