Die überwiegende Mehrzahl (95 Prozent) der deutschen Versicherer setzt großes Vertrauen in die Sicherheit von Cloud-Dienstleistungen – vor dem Sprung in die Cloud zögern viele Versicherer derzeit noch. Kurz bis mittelfristig dürfte die Nutzung der Cloud in der Branche aber deutlich steigen.
Das Wichtigste dabei: die richtige Cloud-Strategie. Allerdings haben knapp die Hälfte der Versicherer (47 Prozent) das Thema Cloud Computing strategisch noch nicht berücksichtigt. Lediglich 13 Prozent verfügen über eine dezidierte Cloud First-Strategie. Erst 40 Prozent haben obligatorische Vertragsbestandteile für Cloud-Services definiert, 64 Prozent taten dies auch für das Risikomanagement von Cloud-Dienstleistungen.
Die größten Herausforderungen für eine vollständige Verlagerung der IT-Architektur in eine Cloud Umgebung sehen die IT-Verantwortlichen der Branche in der Regulatorik, Compliance und Datensicherheit. Wie die PwC-Studie „Cloud Computing in der Versicherungsbranche 2022“ zeigt, nutzen derzeit 61 Prozent der deutschen Versicherer Cloud-Lösungen – verglichen dazu setzen bereits 78 Prozent der deutschen Banken auf diese Technologie. 31 Prozent der Versicherer, die bislang keine Cloud nutzen, wollen dies ab 2022 tun.
„Eine sichere, modulare und skalierbare Cloud-Architektur kann in Versicherungsunternehmen die Transformation aller digitalen Funktionen beschleunigen und für Wachstum sorgen. Eine schlagkräftige Cloud-Strategie hilft den Versicherern dabei, sich für künftige Herausforderungen zu wappnen und sich wieder verstärkt auf ihr Kerngeschäft zu fokussieren.“
58 Prozent der befragten IT-Entscheider:innen rechnen damit, dass die Nutzung der Cloud in der Versicherungsbranche in den kommenden zwei Jahren zulegen wird – vor allem bei größeren Versicherern.
Weitere 58 Prozent erwarten, dass Cloud Computing in fünf Jahren eine „eher hohe“ Relevanz für die Branche haben wird. Derzeit tun dies erst 44 Prozent. Bezogen auf das eigene Versicherungsunternehmen sehen 43 Prozent eine „eher hohe“ Relevanz in fünf Jahren – ein Plus von 13 Prozentpunkten verglichen zu 2021.
Insgesamt wird es nach Einschätzung der Befragten beim Cloud Computing in der Versicherungsbranche künftig weniger um eine Auslagerung von Kernprozessen (29 Prozent) gehen als um eine noch stärkere Bereitstellung von IT-Leistungen über die Cloud (69 Prozent). Gut die Hälfte der Befragten (48 Prozent) rechnet damit, dass Plattformen gemeinsam mit anderen Marktteilnehmern genutzt werden.
Das Thema Compliance rückt zunehmend in den Mittelpunkt: 65 Prozent haben eine Übersicht über die regulatorische Compliance-Anforderungen erstellt. Allerdings haben erst 40 Prozent obligatorische Klauseln für Cloud Services vertraglich festgeschrieben – etwa für Vereinbarungen über den Ort der Datenverarbeitung (91 Prozent) und das Recht des Versicherungsunternehmens, Cloud-Dienstleister zu prüfen (82 Prozent).
„Insbesondere im Bereich Public Cloud besteht bei der strategischen Einbettung von Cloud-Computing-Diensten noch Nachholbedarf im Versicherungswesen. Viele Versicherer haben das Thema strategisch nicht oder lediglich in Teilen berücksichtigt.“
64 Prozent der Versicherer haben die Prozesse zur Überwachung und Steuerung von Cloud-Risiken definiert. 23 Prozent berichten, ihre Cloud-Anbieter seien nicht vollständig zertifiziert – verglichen dazu erklären aber auch 69 Prozent, ihre Anbieter verfügten über eine vollständige Zertifizierung.
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Als wesentliche Vorteile der Cloud-Nutzung nennen die Befragten eine höhere Flexibilität (78 Prozent), eine verbesserte Sicherheit und Verfügbarkeit sowie zusätzliche Support-Funktionen (76 Prozent). Weitere 64 Prozent schätzen die dadurch mögliche Vereinfachung der eigenen IT-Architektur. Einsparungen stehen lediglich bei 44 Prozent der befragten Führungskräfte im Vordergrund.
Zu den größten Herausforderungen des Cloud Computing zählen die Entscheider:innen die ihrer Ansicht nach unklaren regulatorischen Anforderungen (47 Prozent) und die Gefahr von Compliance-Verstößen (45 Prozent). Weitere 44 Prozent bangen um die Sicherheit von Unternehmensdaten. Versicherer, die noch keine Cloud-Dienste nutzen, hegen in diesen Punkten wesentlich größere Vorbehalte.
Bei der Anbieterwahl achten die Versicherer vor allem auf Informationssicherheit und Datenschutz (75 Prozent). 65 Prozent bevorzugen einen Server-Standort in Deutschland. Kosten halten hier lediglich 15 Prozent für entscheidend.
Gut 55 Prozent bezeichnen ihre Cloud-Dienste als komplett sicher, weitere 40 Prozent beurteilen die wichtigsten Services als sicher. 47 Prozent lassen ihre Cloud-Prozesse regelmäßig von externer Stelle prüfen.
Knapp die Hälfte der Versicherer (47 Prozent) nutzt eine Private Cloud über den unternehmenseigenen Server, gefolgt von Hybrid- (27 Prozent) und externen Public-Cloud-Lösungen (24 Prozent). Am häufigsten werden Software-as-a-Service-Modelle eingesetzt (42 Prozent).
Verwendet werden Cloud-Lösungen in der Assekuranz hauptsächlich in der Bestandsverwaltung (55 Prozent), im Customer Relationship Management (CRM) und im Schaden-Leistungsmanagement (je 42 Prozent). Nach Ansicht der Befragten lohnt sich die Umstellung auf die Cloud vor allem bei mobilen Lösungen (42 Prozent), im CRM (40 Prozent) und bei Office-Anwendungen (38 Prozent).
Für die Studie „Cloud Computing in der Versicherungsbranche 2022“ befragte PwC 90 IT-Expert:innen von deutschen Versicherungsunternehmen im Zeitraum von März bis Juli 2021.