Neben der Digitalisierung treiben auch das Thema Nachhaltigkeit und der Umgang mit Klimarisiken die deutschen Versicherer zunehmend um. Zwar sehen drei Viertel der Häuser sich gut bis sehr gut gerüstet, um sich entsprechend der ESG-Kriterien (Environmental/Social/Governance) auszurichten. Die Verankerung des Nachhaltigkeitsgedankens in der Unternehmensphilosophie werten aber 45 Prozent der befragten 80 Entscheider:innen als größte Herausforderung auf dem Weg zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell und Produktsortiment.
41 Prozent der Befragten nennen die Implementierung eines Nachhaltigkeitsmanagements als größte Herausforderung. Die konsequente Einhaltung der EU-Taxonomieverordnung (36%), die Beurteilung der Performance nachhaltiger Geldanlagen und die Risikobewertung nachhaltiger Versicherungslösungen (jeweils 35%) spielen dabei ebenfalls eine wesentliche Rolle.
61 Prozent der Befragten erklären im aktuellen „Insurance Pulse Survey“, die sich häufenden Extremwetterlagen der vergangenen Monate hätten ihr Geschäft stark beeinflusst.
Die Stimmungslage der deutschen Versicherer hat sich im dritten Quartal 2021 verglichen zum Vorquartal angesichts des anhaltenden Kostendrucks, eines drohenden Fachkräftemangels und neuer Extremwetterlagen leicht eingetrübt. Aktuell werten 61 Prozent der befragten Entscheider:innen die Stimmung in der Branche im Durchschnitt als eher mittelmäßig – jedoch mit einer positiven Tendenz. Im zweiten Quartal taten dies erst 57 Prozent.
Lediglich jede:r dritte Entscheider:in (35 %) beurteilt die aktuelle Lage als gut. Nur vier Prozent beschreiben die Stimmungslage derzeit als negativ.
Gut ein Drittel (35 %) rechnet damit, dass sich die Situation in der Versicherungsbranche im nächsten halben Jahr etwas verbessern wird. In der Frühjahrsumfrage taten dies noch 54 Prozent. Ein Viertel prognostiziert nun einen negativen Trend. 40 Prozent erwarten indes keine Veränderung.
Darüber hinaus setzt sich die Branche verstärkt mit der Digitalisierung ihrer Prozesslandschaft (66 %) auseinander. Gut 70 Prozent sehen hier die größten Wachstumschancen für ihr Haus. Allerdings bewerten weiterhin nur rund 60 Prozent den Umgang ihres Unternehmens mit dem Thema Digitalisierung als gut.
Mehr als die Hälfte (56 %) der Befragten erklärt, ihr Institut sei bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) schlecht aufgestellt. Lediglich 30 Prozent beurteilen den Einsatz von KI in ihrem Hause als gut bis sehr gut.
Sehr gut bis gut aufgestellt sehen sich die Versicherer indes hinsichtlich ihrer Compliance (91 %), ihrer Kapitalstärke (84 %) und für weiteres Wachstum (75 %).
Die Hälfte der befragten Versicherer setzt auf Wachstum infolge einer gesteigerten Vertriebsleistung etwa durch Neukundengewinnung. Weitere 43 Prozent der befragten Führungskräfte wollen mithilfe eines neu ausgerichteten Produktportfolios wachsen, jeweils 34 Prozent streben ein Wachstum durch neue Geschäftsmodelle und Investitionen in nachhaltige Produkte an.
Als mit Abstand größtes Risiko wird ein möglicher Mangel an qualifizierten Mitarbeiter:innen (61 %) gesehen, gefolgt von Naturkatastrophen und Extremwetterereignissen (41 %) sowie von Cyber-Kriminalität (40 %).
„Digitalisierung und Nachhaltigkeit stehen ganz oben auf der Agenda der Versicherer. Die Liste der Anforderungen an die Branche wächst. Kunden, Stakeholder und Aufsicht fordern nicht nur die Einhaltung von ESG-Kriterien und eine transparente Berichterstattung, sondern auch eine umfassende Risikobewertung und die Förderung von Diversität in der Unternehmensführung.“
Für den „Insurance Pulse Survey“ (Q3/21) befragte PwC von Oktober bis November 2021 online 80 Entscheider:innen der deutschen Versicherungsbranche.
Mitglied der Geschäftsführung und Leiter Markets & Financial Services, PwC Germany