Moderne Risikotransferlösungen: Captives im Fokus

Studie PwC und Versicherungsforen Leipzig: Eine Analyse mit Handlungsempfehlungen – Status quo, Herausforderungen und Chancen

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Simon Dia, Director, Financial Services Consulting, Industrie- und Rückversicherungsexperte bei PwC Deutschland

Simon Dia
Director, Financial Services Consulting, Industrie- und Rückversicherungsexperte bei PwC Deutschland
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Alternative Risikotransferinstrumente – Captives auf dem Vormarsch

In der sich schnell entwickelnden Geschäftswelt von heute sehen sich Industrieunternehmen mit einer Vielzahl von Herausforderungen bei der Verwaltung und Minderung von Risiken konfrontiert, die ihre Geschäftstätigkeit, Rentabilität und langfristige Nachhaltigkeit erheblich beeinträchtigen können. 

Die Fähigkeit, diese Risiken zu erkennen, zu bewerten und proaktiv anzugehen, war noch nie so wichtig wie heute. Wir sehen dies nicht nur bei Emerging Risks, wie Cyber oder Nachhaltigkeit, sondern auch angesichts globaler Ereignisse wie der COVID-19-Pandemie und ihrer Folgen sowie der jüngsten politischen Entwicklungen im Israel-Gaza- und Ukraine-Russland-Konflikt. In diesem Zusammenhang erweist sich unsere umfassende Studie über die Risikoanalyse in Industrieunternehmen und das Potenzial für die Gründung oder den Betrieb von Captives als wertvolle Ressource für vorausschauende Unternehmen.

„Ich glaube, dass der Trend für Industrieunternehmen wie unserem dahin geht, dass noch mehr Captives gegründet werden, bestehende Captives in noch exponierterer Form genutzt werden sowie auch andere Möglichkeiten der Risikofinanzierung überlegt werden.“

Stephan Schröder,Merck

Die Studie im Überblick

Diese Studie taucht tief in die Welt des Captive-Versicherungsmarktes ein. Indem wir die verfügbaren innovativen Strategien und alternativen Risikotransfermechanismen untersuchen, vermitteln wir einen ganzheitlichen Überblick darüber, wie Unternehmen ihre Interessen schützen und sich angesichts eines verhärteten Versicherungsmarktes einen Wettbewerbsvorteil verschaffen können. Mit besonderem Augenmerk auf Captives als strategisches Instrument des Risikomanagements entschlüsseln wir die komplexen Zusammenhänge ihrer Gründung und Funktionsweise.

Infografik: Durch die Nutzung von Captives können breit gefächerte Vorteile für ein Unternehmen erzielt werden

Unsere Forschungsmethode umfasst dabei eine zweigleisige Strategie, die die unschätzbaren Perspektiven von Branchenexperten und Insidern zusammenbringt. Wir haben eine quantitative, computergestützte Telefonumfrage (CATI) durchgeführt und dabei über 60 erfahrene Branchenexperten befragt, die ein breites Spektrum von Unternehmen aus verschiedenen Branchen repräsentieren.

Ergänzend zu diesem quantitativen Ansatz haben wir eine Reihe von ausführlichen Interviews mit Personen geführt, die an vorderster Front des Captive-Versicherungsmanagements in großen deutschen Industrieunternehmen stehen. Diese Interviews, zusammen mit den Erkenntnissen von Experten aus der Wissenschaft, dem industriellen Versicherungssektor, der Rückversicherung und der Maklertätigkeit, haben uns eine qualitative Perspektive geboten, die sich mit den praktischen Herausforderungen, Möglichkeiten und Komplexitäten befasst, mit denen diejenigen konfrontiert sind, die im Bereich der Captive-Versicherung tätig sind.

„Ich glaube, für manche Risiken gibt es tatsächlich keine Möglichkeit zur Absicherung am Versicherungsmarkt, zum Beispiel Betriebsunterbrechung durch Ausfall von Lieferketten. Da kann man mit Eigenvorsorge eingreifen, man kann Redundanzen aufbauen.“

Prof. Jens Mörchel,FH Dortmund

Zum Download der vollständigen Studie

Moderne Risikotransferlösungen: Captives im Fokus

So ist unsere Studie nicht nur eine Informationsquelle, sondern auch ein praktischer Leitfaden für Industrieunternehmen, die ihr Risikomanagement verbessern und in das Captive Business einsteigen wollen.

Infografik: Die am häufigsten genannten Gründe für Unternehmen, die die Gründung einer Captive in Betracht ziehen

Top-Handlungsempfehlungen für Gründung einer Captive

Die eigene Risikosituation kennen

Bevor eine Gründung angegangen wird, gilt es für Unternehmen, ihre Risikosituation zu kennen – sowohl für Vergangenheit, Gegenwart als auch zukünftig. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eines zentralisierten Risikomanagements im Unternehmen. Idealerweise sollten Daten über Schäden, Schadenfälle und deren Entwicklung im Unternehmen selbst vorhanden sein. Für diesen Prozess sollten interne Ressourcen dauerhaft zur Verfügung stehen. Ggf. ist es notwendig, sich hier externe Unterstützung zu holen.

Bewusstsein über die Bedeutung einer Captive

Captives sind ein langfristig angelegtes Mittel des Risikomanagements. Gründung und Umsetzung sind nicht trivial, mit Kosten bzw. Kapazitätsanforderungen und einer hohen Kapitalausstattung verbunden. Dieses Bewusstsein muss innerhalb des Unternehmens vorhanden sein bzw. kommuniziert werden.

Gute Kommunikation ist entscheidend

Alle internen und externen Stakeholder sollten vor und während des Gründungsprozesses frühzeitig eingebunden werden. Entscheidend ist eine gute Kommunikation, die einerseits fachlich und sachlich fundiert ist, andererseits beachtet, dass der Prozess für fachfremde Personen bzw. Entscheider nachvollziehbar ist. Das ist insofern bedeutend, dass in der Regel Captives und Versicherungen nicht zum Kerngeschäft des Unternehmens gehören und wenig Wissen vorausgesetzt werden kann.

Internes Versicherungs-Know-how ist notwendig

Im Personalmanagement muss berücksichtig werden, dass für Captive-Gründung und -Betrieb internes Versicherungs-Know-how vorhanden sein muss. Das wird in der Regel Expertise außerhalb des Kerngeschäfts sein. Daher muss dafür ggf. neues Personal eingestellt und gehalten werden. Ist das Captives-Wissen bei einer Person gebündelt, droht bei Wechsel oder Ruhestand ein Verlust des Wissens. Hier sollte vorgesorgt werden. Es ist jedoch auch möglich, Gründung und Betrieb über einen Captive-Manager abzuwickeln.

Machbarkeit klären

Ein wichtiger Teil im Captive-Entscheidungsprozess ist die Machbarkeitsstudie. Wichtig ist die Ergebnisoffenheit des Prozesses, d.h. Ergebnis der Machbarkeitsstudie kann auch sein, sich gegen die Gründung einer Captive zu entscheiden.

Externe Unterstützung bei Finanzen und Regulatorik

Die Themen Bilanzierung, Steuern und Regulatorik sind nicht zu unterschätzen und müssen vorab geklärt. Für diese Themen holen sich die meisten Unternehmen externe Unterstützung durch Berater, Broker oder Captive Manager, da dieses Wissen sehr speziell und nicht in jedem Unternehmen automatisch vorhanden ist.

Teil der Captive-Community werden

Innerhalb Deutschlands und Europas gibt es eine aktive „Captive-Community“, die sich z.B. regelmäßig beim European Captive Forum austauscht. Aber auch informelle Austauschrunden finden statt. Daher ist es ratsam, aktiv den Kontakt zu dieser Community zu suchen und in den Austausch zu gehen.

Top-Handlungsempfehlungen für Betrieb einer Captive

Neue Risiken prüfen

Die Risiken und Risikosituation eines Unternehmens sollten nicht nur während der Captive-Gründung im Fokus stehen. Auch während des Betriebes gilt es, regelmäßig aktuelle bzw. neu aufkommende Risiken und Bestimmungen zu prüfen – hinsichtlich der Auswirkungen auf das eigene Unternehmen sowie die Captive.

Review von Zielen und Prozessen

Captives entwickeln sich weiter, indem sie zum Beispiel neue Risiken absichern. Daher sollten Ziele und Prozesse – ggf. von extern – einem regelmäßigen Review unterliegen. Dazu gehören auch die Versicherungspartner, deren Angebote und Leistungen regelmäßig geprüft und angepasst bzw. neu ausgeschrieben werden.

Kosten im Blick behalten

Auch betriebswirtschaftlich muss eine Captive funktionieren. Daher sollten die Kosten durch bessere Prozesse, Automatisierung etc. reduziert werden.

Captive weiterdenken

Eine Captive kann mehr Funktionen haben als die Risikotragung. Schadenminimierung und -prävention stehen immer mehr im Fokus der Versicherungswirtschaft. Diese Themen können damit auch Teil des Risikomanagements, und damit der Captive, sein.

Ausblick – Thesen zur Zukunft von Captives

Durch den verhärteten Versicherungsmarkt wird alternativer Risikotransfer insgesamt attraktiver für Unternehmen. Daher ist in den nächsten Jahren ein Anstieg der Captives zu erwarten. Sollte der Markt wieder weicher werden, könnte aber langfristig das Interesse an Captives wieder sinken.

Eigene Captive-Lösungen werden immer ein Nischenprodukt für große Unternehmen bleiben, da sie mit viel Aufwand und Know-how in der Initialisierung und hohen Kapitalanforderungen verbunden sind.

Eigene Captives sind für den Mittelstand in der Regel keine Option. Aber auch hier wird aktuell nach neuen Lösungen gesucht, um Risiken abzusichern. Virtual Captives, Protected Cell Captives und Mutuals sind Beispiele dafür.

Die Schaden- und Risikobewertung hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Neue Technologien und KI-gestützte Funktionen sollten hinsichtlich des Einsatzes und der Risikobewertung geprüft und ggf. eingesetzt werden.

„Am Anfang lohnt es sich, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, also z.B. mit Unternehmen, die gerade eine Captive gegründet haben oder über Captive-Netzwerke wie das European Captive Forum. Anschließend macht es Sinn, sich externen Support zu holen, um ein standardisiertes Vorgehen zu haben und eine Outside-In-View zu erhalten.“

Simon Dia,Director, Financial Services Consulting, Industrie- und Rückversicherungsexperte bei PwC Deutschland

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Die Methodik

Grundlage der Studie ist ein zweistufiges Erhebungsdesign. Ausgehend von einer umfangreichen Desk Research wurde zunächst eine quantitative telefongestützte Online-Befragung (CATI-Befragung) unter 61 Experten und Expertinnen aus dem Risikomanagement von Industrieunternehmen durchgeführt. Inhaltlich standen die Absicherung von Unternehmensrisiken sowohl über den klassischen Versicherungsmarkt als auch mittels alternativer Absicherungsmodelle im Fokus dieser Branchenbefragung. Die Ausarbeitung der Befragung sowie Erhebung der Daten erfolgte in Zusammenarbeit mit Statista.

Der quantitativen Erhebung schlossen sich elf qualitative Experteninterviews mit Captive-Ownern großer deutscher Industrieunternehmen sowie Experten aus Wissenschaft, Industrieversicherung, Rückversicherung und der Maklertätigkeit an. Bei diesen standen insbesondere Fragestellungen im Zusammenhang mit der Gründung und dem Betrieb von Captives sowie die Entwicklung des Captive-Marktes im Fokus der Gespräche.

Die Versicherungsforen Leipzig inspirieren und motivieren die Assekuranz zur Transformation. Gemeinsam gestalten wir die Zukunft der Branche. Wir identifizieren die Themen, die die Branche bewegen und verändern werden. Daraus entwickeln wir ein Verständnis, welche Auswirkungen das auf die verschiedenen Unternehmensbereiche haben wird. Auf dieser Grundlage erklären wir, welche Handlungsoptionen die Branche für die Zukunft hat. Gemeinsam mit den Unternehmen gestalten wir individuelle und passgenaue Lösungsansätze.

Neben F&E-Projekten wie Studien, Marktanalysen oder Strategieberatung sind die Versicherungsforen Leipzig als Anbieter von Austausch- und Weiterbildungsformaten wie Fachkonferenzen, Messekongressen, User Groups und Seminaren bekannt. Durch unsere langjährige Tätigkeit haben wir darüber hinaus ein einzigartiges Netzwerk aufgebaut, zu dem über 250 Unternehmen der Versicherungswirtschaft und branchennahe Dienstleistungsunternehmen zählen.

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