Inflationszuwachs und Rezessionsrisiko treibt Versicherer um

PwC-Studie Q1/22: Branche wird deutlich pessimistischer

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Mathias Röcker
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Versicherer setzen verstärkt auf Internationalisierung

Die Sorge der deutschen Versicherer über eine mögliche Rezession (58,1 Prozent), den Inflationsanstieg (43,5 Prozent) und die Auswirkungen geopolitischer Krisen (41,9 Prozent) wächst. Außerdem sehen 54,8 Prozent der befragten Entscheider im aktuellen „Insurance Pulse Survey“ nach wie vor einen möglichen Mangel an qualifizierten Mitarbeitern als kritisch für das Versicherungsgeschäft.

38,7 Prozent der Befragten erklären, dass der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine in den vergangenen Monaten das Versicherungsgeschäft am stärksten beeinflusst hat. Die Beendigung der Corona-Maßnahmen nennen 30,6 Prozent als wesentlichen Einfluss auf das Geschäft.

„Die Stimmung in der Branche ist wesentlich pessimistischer als noch zu Jahresbeginn. Die Risiken wirtschaftlicher und geopolitischer Krisen sowie einer hohen Inflation haben deutlich zugenommen.“

Mathias Röcker,Partner und Leader Insurance bei PwC Deutschland

Die Studie im Überblick

Stimmung verdüstert sich weiter

Die Stimmungslage der deutschen Versicherer hat sich seit dem Sommer 2021 kontinuierlich verschlechtert. Die Befragten beurteilen die Aussichten für ihre Branche angesichts des Inflationsanstiegs sowie einer drohenden Rezession infolge der Pandemie und des Ukraine-Krieges wesentlich pessimistischer als noch zu Jahresbeginn.

Aktuell bewerten 78 Prozent die Stimmung als eher mittelmäßig. Im November 2021 taten dies erst 61 Prozent und im Juli 57 Prozent. Nur knapp jede:r fünfte Entscheider:in (19 Prozent) hält die Lage noch für gut – nach 35 Prozent im November und 42 Prozent im Juli.

Die Aussichten der Branche für die kommenden sechs Monate haben sich ebenfalls wesentlich eingetrübt. Mehr als die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass sich die Stimmung verschlechtern wird. Im Januar taten dies erst 13 Prozent. Lediglich knapp ein Viertel rechnet mit einer Stimmungsverbesserung – zu Jahresbeginn teilten noch 52 Prozent der Entscheider:innen diese Einschätzung.

Als größte Branchenrisiken werden eine mögliche wirtschaftliche Krise oder Rezession für Deutschland (58,1 Prozent) sowie die hohe Inflation (43,5 Prozent) und geopolitische Krisen (41,9 Prozent) genannt. Hingegen haben die Sorgen über einen möglichen Fachkräftemangel (54,8 Prozent) und Cyber-Angriffe (35,5 Prozent) seit Jahresbeginn etwas nachgelassen.

Infografik zur PwC-Studie „Insurance Pulse Survey“ (Q1/2022)

Digitalisierung oben auf der Agenda

In den vergangenen drei Monaten setzten sich die Versicherer vor allem mit der Digitalisierung ihrer Prozesslandschaft (50 Prozent), regulatorischen Anforderungen (46,8 Prozent), dem Thema Nachhaltigkeit (41,9 Prozent) und zunehmend auch mit den Folgen des Inflationsanstiegs (29 Prozent) auseinander.

Den Umgang mit der Digitalisierung im eigenen Haus werten lediglich 62,9 Prozent der Versicherer bisher als gut, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) sogar nur gut ein Viertel. In den Bereichen Compliance (91,9 Prozent) und Kapitalstärke (85,5 Prozent) sieht sich die Mehrzahl der Befragten dagegen gut aufgestellt.

Zwar fühlen sich acht von zehn Versicherer im Bereich Nachhaltigkeit gut gerüstet. Doch zählt für mehr als die Hälfte der befragten Führungskräfte (53,2 Prozent) die Verankerung des Nachhaltigkeitsgedankens in die Unternehmensphilosophie aktuell zu den größten Herausforderungen auf dem Weg zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell und Produktsortiment. Im Januar waren nur 36 Prozent dieser Ansicht.

Als weitere wesentliche Herausforderungen nennen die Entscheider:innen die Steigerung der Kundennachfrage nach nachhaltigen Versicherungen (46,8 Prozent) und die konsequente Einhaltung der EU-Taxonomie-Verordnung (40,3 Prozent).

Infografik zur PwC-Studie „Insurance Pulse Survey“ (Q1/2022)

Internationalisierung wird relevanter

Die größten Wachstumschancen für ihr Unternehmen sieht die Mehrzahl der befragten Führungskräfte der deutschen Versicherungsbranche in der Steigerung ihrer Vertriebsleistung und der Anpassung des Produktportfolios (je 53,2 Prozent). Das Thema Internationalisierung werten aktuell 27,4 Prozent als Wachstumsmotor. Im Januar taten dies erst 17 Prozent.

Mithilfe neuer Geschäftsmodelle wollen 37,1 Prozent der befragten Versicherer wachsen, 27,4 Prozent peilen ein Wachstum durch Investitionen in ESG-Bereiche und nachhaltige Produkte an.

„2022 dämpfen geopolitische Krisen und der deutliche Inflationsanstieg die Geschäftsaussichten für die deutschen Versicherer. Außerdem steht die nachhaltige Neuausrichtung aller Unternehmensbereiche auf der Agenda. Mit der laufenden Reform von Solvency II besteht die Chance, das Kapital der Versicherer künftig noch stärker für einen Umbau der Wirtschaft nach ESG-Kriterien zu nutzen.“

Mathias Röcker,Partner und Leader Insurance bei PwC Deutschland

Die Methodik

Für den Insurance Pulse Survey (Q1/2022) befragte PwC im März und April 2022 online 62 Entscheider:innen der deutschen Versicherungsbranche.

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Clemens Koch

Clemens Koch

Mitglied der Geschäftsführung und Leiter Markets & FS, PwC Germany

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