Versicherungskernsysteme im Wandel

PwC-Studie 2024: Zwischen Legacy und Zukunftstechnologien

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Wolfgang Hach
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Strategien und Ziele der Transformation im Fokus

Die Versicherungsbranche steht zunehmend vor der Herausforderung, ihre Kernsysteme zu transformieren, um den sich schnell ändernden Anforderungen des Marktes gerecht zu werden. Zu den hauptsächlichen Gründen dafür gehören steigende Kundenerwartungen an personalisierte Dienstleistungen, nahtlose Interaktion und die zunehmende Digitalisierung von Geschäftsmodellen, die durch innovative Technologien ermöglicht werden.

„Der Wettbewerbsdruck nimmt in der Branche konstant zu – etwa durch konkurrierende InsurTech-Unternehmen, die oft agiler und digitaler aufgestellt sind. Die Modernisierung oder der Austausch der Kernsysteme ist somit entscheidend, um in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, die Effizienz zu steigern und auf die sich ständig verändernde Landschaft der Versicherungsbranche zu reagieren.“

Wolfgang Hach​,Partner bei PwC Deutschland

Um die Fortschritte der Branche zu analysieren, haben wir 41 Versicherer aus dem DACH-Raum zur Transformation ihrer Kernsysteme befragt. Die Ergebnisse zeigen unter anderem, welche Strategien und Ziele sie dabei verfolgen.

Die Studie im Überblick

Unsere Studie hat gezeigt, dass sich die teilnehmenden Versicherungsunternehmen gemäß ihrer Transformationsstrategien fünf Typen zuordnen lässt: Neusystem-Nutzer (5 %), Legacy-Nutzer (20 %), Modernisierer (22 %), Austauscher (24 %) und Mischstrategen (29 %).

Bei den Legacy-Nutzern handelt es sich überwiegend um kleine Unternehmen, die auf langjährig bestehende IT-Systeme setzen. Modernisierer zeichnen sich durch eine risikoarme sowie inkrementelle Weiterentwicklung ihrer Systeme aus und bestehen neben kleineren Organisationen auch aus mittelgroßen Unternehmen. Die Austauscher findet man hingegen in allen Größenklassen. Sie streben vor allem den Betrieb von Standardsystemen an. Einen überdurchschnittlichen Anteil von mittelgroßen und großen Unternehmen findet man in der Gruppe der Mischstrategen. Viele von ihnen minimieren Umsetzungsrisiken, indem sie Legacy-Systeme weiterbetreiben. Bei den Neusystem-Nutzern handelt es sich wiederum um kleine bis mittlere Unternehmen, die oft einen hohen Individualisierungsgrad bei ihren Systemen aufweisen.

IT und Business müssen zusammenwachsen

Eine wichtige Erkenntnis unserer Untersuchung ist, dass die enge Zusammenarbeit zwischen IT und den Geschäftsbereichen eine Grundvoraussetzung ist, um Kernsysteme erfolgreich zu transformieren. Denn viele der über Jahre gewachsenen Bestandssysteme weisen inzwischen einen fortgeschrittenen Individualisierungsgrad und damit auch eine gesteigerte Komplexität auf. Die Migration solcher Systeme ist herausfordernd und kann bei Problemen die Effizienz der gesamten Organisation beeinträchtigen. Aus diesem Grund sind beide Perspektiven für den Wandel essenziell – sowohl Business als auch IT.

Infografik: PwC-Studie „Versicherungskernsysteme im Wandel“

Cloud- und Hybrid-Cloud-Modelle sind das bevorzugte Betriebsmodell bei Neusystem-Nutzern, Mischstrategen und Austauschern. Zu den wichtigsten Kriterien bei der Auswahl der Kernsysteme zählen Informationssicherheit, Datenschutz, Funktionsumfang und Prozessbearbeitungszeiten. Auch daran zeigt sich, dass IT- und Geschäftsanforderungen gut aufeinander abgestimmt sein müssen.

Als größte Herausforderung nannten die meisten Unternehmen das fehlende Automatisierungspotenzial. Daraus leitet sich wiederum das wichtigste Ziel für die Transformation vieler Kernsysteme ab: den Automatisierungsgrad zu erhöhen. 84 % gaben entsprechende Prioritäten in der Umfrage an. Den Integrationsgrad zu erhöhen, ist für viele dabei aber genauso wichtig – gefolgt von dem Ziel, die Kunden- und Partnerorientierung zu erhöhen.

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Transformation der Versicherungskernsysteme: Ein Blick auf die Branche

IT-Betriebskosten stabil, Investitionen nehmen zu

Die durchschnittliche IT-Kostenquote der Studienteilnehmer beträgt 2,74 %​. Dabei gibt es sowohl nach oben als auch nach unten deutliche Abweichungen. Die laufenden Betriebskosten der IT (Run-Kosten) betragen im Schnitt 1,62 %. Abgesehen von den Modernisierern (1,47%) liegt der Schnitt der anderen Gruppen zwischen 0,90% und 1,07%. Die Change-Kosten, also Investitionen in die digitale Transformation, belaufen sich auf durchschnittlich 1,12 %. Während die Legacy-Nutzer mit durchschnittlich 2,34 % die geringste IT-Kostenquote aller fünf Gruppen haben, ist die Quote bei den Modernisierern mit 3,21 % am höchsten. In Zeiten steigender Beitragseinnahmen bleibt der Run-Anteil der IT-Kostenquote tendenziell konstant, die Erwartungen steigender und sinkender Run-Kosten gleichen sich aus. Bei einem signifikanten Anteil der befragten Unternehmen wird von gleichbleibender Change-Anteil ausgegangen. Über die Hälfte der befragten Unternehmen geht jedoch von einem steigenden Change Budget aus.

Infografik: PwC-Studie „Versicherungskernsysteme im Wandel“

Überschaubare IT-Teams mit erfahrenen Fachkräften im Einsatz

Fast ein Drittel (29 %) der Versicherungsunternehmen beschäftigen weniger als 50 IT-Mitarbeitende. Mehr als die Hälfte (55 %) beschäftigen bis zu 200 IT-Fachkräfte. Die Zahlen deuten darauf hin, dass bisher auch noch kleinere Teams die meisten IT-Herausforderungen in den Versicherungen bewältigen konnten. Das Durchschnittsalter der IT-Belegschaft liegt über alle Gruppen hinweg bei etwa 45 Jahren. Ein Hinweis darauf, dass die Unternehmen ihre Nachwuchsarbeit in dem Bereich im Blick behalten müssen, um langfristige Personalengpässe zu vermeiden und die Innovationskraft aufrechtzuerhalten.

85 % der Studienteilnehmer arbeiten ausschließlich intern mit lokalen IT-Mitarbeitenden – Dienstleister werden in der Regel nur eingesetzt, um Engpässe zu überbrücken. Gerade bei kleinen Versicherungsunternehmen ist der Anteil externer Kräfte mit 6 % gering. Mit steigenden Prämieneinnahmen kann dieser Anteil aber bis auf 25 % wachsen.

„Wir beobachten in der Versicherungsbranche einen ausgeprägten Transformationswillen, was die Kernsysteme als kritische Instanz für Prozesse und Effizienz betrifft. Während sich die Strategien stellenweise stark unterscheiden, sind die Ziele ähnlich: mehr Automatisierung und Integration.“

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Die Methodik

Ziel der Studie ist es, einen tiefen Einblick in die aktuelle Landschaft und die Transformationspläne für Versicherungskernsysteme zu geben und dabei insbesondere ihre Bedeutung für die Gesamtorganisation zu beleuchten. Dafür haben wir 41 Erstversicherungsunternehmen aus der Sach- und/oder Lebensversicherung zur Transformation ihrer Kernsysteme befragt. Insgesamt 30 der Unternehmen haben ihren Sitz in Deutschland, 5 kommen aus der Schweiz und 6 aus Österreich. Zusammen decken sie etwa 40 % der Prämieneinnahmen in der DACH-Region ab. Innerhalb der Versicherungsunternehmen wurden Führungskräfte aus IT, Operations und Strategie interviewt. Die Datenerhebung fand in Form von strukturierten Interviews und Fragebögen statt.

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