Strategien für effektives Sicherheitsmanagement

Interview: Travel Risk Management

  • Interview
  • 6 Minuten Lesezeit
  • 19 Mrz 2025

Jens Greiner war im März 2025 Teil der ASIS Conference Europe, eine der wichtigsten Konferenzen für Sicherheitsexpert:innen, und hat dort zur Relevanz von Travel Risk Management gesprochen. Im Interview für PwC erläutert er, wie Unternehmen ihre Fürsorgepflicht gegenüber reisenden Mitarbeitenden erfüllen, welche Rolle Technologie und künstliche Intelligenz (KI) bei einer schnellen Risikobeurteilung spielen und welche präventive Maßnahmen Organisationen ergreifen sollten.

Jens Greiner ist Director im Bereich Forensic Services bei PwC Deutschland. Er ist als Berater mit seinem Team in den Themenbereichen Sicherheits-, Krisen- und Kontinuitätsmanagement aktiv. Neben vorherigen Stationen als Sicherheits- und Krisenberater, war er zuvor Leiter Konzernsicherheit (Head of Corporate Security) eines multinationalen Industriekonzerns sowie Offizier der Bundeswehr.

Was ist Travel Risk Management und warum ist es für Organisationen ein relevantes Handlungsfeld?

Jens Greiner: Travel Risk Management bezieht sich auf Strategien und Maßnahmen, die Organisationen zur Sicherheit und zum Wohlbefinden ihrer (geschäfts-)reisenden Mitarbeitenden sowie Expatriates ergreifen.

Unternehmen haben eine Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitenden, die sie auf Geschäftsreisen schicken – Stichwort Duty-of-Care-Compliance.

Das gilt umso mehr für Reisen in unsichere oder unbekannte Regionen. Hier ist ein professionelles Travel Risk Management gefragt, das Tätigkeiten zur Identifikation, Bewertung und Minderung von Risiken, die mit Geschäftsreisen verbunden sind, berücksichtigt. Solche Risiken können etwa Sicherheitsbedrohungen, politische Unruhen, Gesundheitsrisiken, Naturkatastrophen oder sonstige Reiseprobleme, wenn beispielsweise ein Reisepass verloren geht, sein.

Wie sollten sich Organisationen hier künftig präventiv aufstellen und wie sollten sie die Risikobeurteilung angehen?

Greiner: Wichtig ist hier vor allem eine proaktive Haltung sowie ein Technologie-basiertes, weltweites und umfassendes Risiko-Monitoring.

Wenn das Thema Travel Risk Management bislang noch nicht Teil der Sicherheitsstrategie einer Organisation ist, muss es – insbesondere in unserer aktuellen Zeit und Weltlage – auf die Agenda rücken.

Als präventive Maßnahme – im Rahmen eines speziellen Travel Risk Management Programm – ist es mittlerweile üblich, dass Risikoinformationen 24/7 bereitgestellt werden. Das inkludiert auch automatische Daten-Pushs, pre- und on-trip, oder die Zusammenarbeit mit spezialisierten Sicherheitsunternehmen, die weltweit bei Gefahrenereignissen oder kritischen Situationen vor Ort unterstützen können. Außerdem müssen Organisationen natürlich ihre Mitarbeitenden schulen, um ihnen Risikohinweise zu Geschätfsreisen zu geben, sie auf mögliche Gefahren vorzubereiten und ihnen das richtige Verhalten in Notfallsituationen zu vermitteln.

Wie müssen sich Unternehmen organisieren, um auf Schadensereignisse schnell reagieren zu können?

Greiner: Unternehmen sollten spezifische Notfallprotokolle, Krisenmanagementstrukturen und Kommunikationspläne entwickeln, die im Falle einer Not-/Krisensituation aktiviert werden können. Dies umfasst die Einrichtung einer 24/7 erreichbaren Notfallhotline, die schon angesprochene Schulung von Mitarbeitenden in Notfallverfahren und die Bereitstellung von Ressourcen, wie etwa Evakuierungsdiensten oder medizinische Unterstützung. Ein dediziertes Krisenmanagementteam sollte dafür verantwortlich sein, schnell Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen zu koordinieren, um die Sicherheit der Reisenden zu managen.

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Welche aktuellen Trends und Herausforderungen sehen Sie im Bereich Travel Risk Management?

Greiner: Aktuelle Trends im Travel Risk Management umfassen insbesondere die verstärkte Nutzung von Technologie und Echtzeitdaten, um Risiken noch schneller und präziser zu erfassen, einzuordnen und zu managen. Unternehmen müssen zunehmend auf die individuellen Bedürfnisse und Risiken ihrer Mitarbeitenden eingehen, was eine personalisierte Risikobeurteilung und -prävention erfordert. Zudem gewinnt die Einhaltung von Datenschutzbestimmungen, insbesondere bei der Erfassung und Verarbeitung von Reisedaten sowie der Digitalisierung der Reisesicherheitsprozesse, immer mehr an Bedeutung.

Welche Rolle spielt der Einsatz von KI?

Greiner: KI spielt zunehmende eine zentrale Rolle im modernen Travel Risk Management, indem die Technologie Echtzeitinformationen und Analysen bereitstellt, die helfen, Risiken noch schneller zu erkennen und zu bewerten. KI kann Muster in Daten erkennen und Vorhersagen über potenzielle Bedrohungen treffen, wodurch Unternehmen fundiertere und schnellere Entscheidungen treffen können. So lässt sich auch die Kommunikation mit Mitarbeitenden während der Reise verbessern und in einem Ernstfall auch eine schnelle Reaktion auf Notfälle.

Wie kann PwC Unternehmen unterstützen, um Travel Risk Management auszugestalten oder weiterzuentwickeln?  

Greiner: Wir haben ein praxiserfahrenes Team mit Personen, die Travel Risk Management in Unternehmen bereits gesteuert und gelenkt haben. Zudem beraten wir Unternehmen beim Auf- und Ausbau von Programmen, Strukturen oder Abläufen des Travel Risk Managements. Wir sind in der Lage, Reifegradanalysen bestehender Systeme und Programme vorzunehmen und bieten beispielsweise eine Bewertung und Verbesserung des Travel Risk Managements, an der ISO 31030 orientiert, an. Auch Sensibilisierungsmaßnahmen für Reisende in Trainings- oder Workshopformaten gehören zu unserem Leistungsportfolio.

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Director, Forensic Services, PwC Germany

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