Ein Think Tank für das Gesundheitswesen

11 September, 2015

Im Februar 2015 hat PwC in Kooperation mit der Gesundheitswirtschaft Rhein-Main (gwrm) den Gesundheitsclub Rhein-Main ins Leben gerufen. Dort treffen sich mehrmals jährlich geladene Experten aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens, um in exklusiver Runde über Fokusthemen zu diskutieren und sich dazu auszutauschen.

Im Gespräch mit Michael Burkhart, Partner bei PwC und Leiter des Bereichs Gesundheitswesen & Pharma und Prof. Dr. Gerd Otto, Sonderprüfer der Transplantationszentren im Auftrag der Bundesärztekammer.

Herr Burkhart, Sie gehören zur den Initiatoren des Gesundheitsclubs Rhein-Main. Wie kam es zu diesem Namen?

Michael Burkhart: Die Bezeichnung „Club“ ist durchaus mit Bedacht gewählt. Denn es ist ein geschlossener Kreis, zu dem wir exklusiv einladen, um ein bestimmtes Thema zu diskutieren. Bei der Premiere im Juni stand beispielsweise die Organtransplantation auf der Agenda. Mit der Begrenzung auf etwa 30 Teilnehmer wollen wir gewährleisten, dass es ein intensiver Austausch mit und unter Experten in kleinem Rahmen ist. Zu den Initiatoren zählen neben meiner Person auch Prof. Dr. Thomas Kraus, Ärztlicher Direktor der Klinik für Chirurgie Krankenhaus Nordwest, sowie Detlef Hans Franke, Geschäftsführender Gesellschafter FuP Marketing und Kommunikation. Beide sind Mitglieder des Vorstands der gwrm.

Wie läuft so ein Treffen ab?

Burkhart: Besonders wichtig ist uns der aktive Austausch unter den Teilnehmern. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde gibt ein hochkarätiger Referent erste inhaltliche Impulse und bietet somit einen hervorragenden Einstieg in das Thema. Die anschließende Diskussion wird dann vom Beirat der Initiative moderiert. Bei unserem ersten Treffen war Prof. Dr. Gerd Otto als Referent zu Gast. Er arbeitet seit 2012 im Auftrag der Bundesärztekammer im Zuge des Transplantationsskandals als Sonderprüfer der Transplantationszentren.

Herr Prof. Otto, als Experte zum Thema Organtransplantation halten Sie häufig Vorträge: Wie empfanden Sie die Diskussion im Gesundheitsclub?

Gerd Otto: Die Diskussion war konstruktiv und auf Grund der hohen Fachkompetenz der Teilnehmer vor allem auch effektiv. Schließlich handelt es sich um Führungskräfte aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens, denen Struktur und Prozesse bekannt sind. Insofern waren problematische Aspekte der gegenwärtigen Transplantationspraxis von allen leicht nachzuvollziehen. Ein Beispiel dafür ist das Entgeltsystem, bei dem Fallpauschalen an die Stelle von Tagessätzen treten. Insgesamt waren sich die Teilnehmer einig, den Mangel an Spenderorganen und die damit verbundenen Verteilungsprobleme wie auch die Manipulationen von Patientendaten als systemimmanent zu charakterisieren.

Zu Beginn und am Ende jeder Veranstaltung wird per Umfrage ein Meinungsbild erhoben. Was versprechen Sie sich davon?

Burkhart: Mit diesem Meinungsbild, für das die Teilnehmer anonym nur einige wenige Fragen beantworten müssen, bekommen wir direkt nach dem Treffen einen schnellen Überblick, inwieweit sich die Einschätzungen und Meinungen zu einem Thema nach der intensiven Auseinandersetzung im Gesundheitsclub geändert haben.

Plädierten beim Thema Organspende eingangs nur ein Viertel der Befragten für eine Widerspruchsregelung, waren es nach der Diskussion doppelt so viele. Wie kam das?

Otto: Die Entscheidungs- oder die Widerspruchslösung sind nur ein Teilaspekt im Prozess der Organspende, der in der öffentlichen Wahrnehmung jedoch eine große Rolle spielt. In der Diskussion gingen viele Teilnehmer nach meinem Eindruck zunächst von der allgemein verbreiteten Wahrnehmung aus, dass eine so eingreifende Maßnahme wie die Entnahme von Organen nur bei vorab gegebener Zustimmung des Verstorbenen erfolgen sollte. Doch die dazu nötigen Unterlagen mit der Entscheidung pro oder contra Organspende senden 85 Prozent aller Deutschen nicht an ihre Kasse zurück – und dann entscheiden die Angehörigen über deren Organspende, quasi „über den Kopf der Verstorbenen hinweg“. Insofern waren viele Teilnehmer am Ende der Diskussion offensichtlich dann doch der Meinung, dass es besser wäre, Versicherte offiziell zu informieren, dass sie gegen eine Organentnahme Widerspruch bei einem zentralen Register einlegen können. Andernfalls können Organe nach ihrem Ableben entnommen werden. Damit ist gewährleistet, dass die Betroffenen es sind, die über eine Organspende entscheiden: Sonst hätten sie ja rechtzeitig Widerspruch einlegen können.

Was kann der Gesundheitsclub erreichen?

Burkhart: Der Gesundheitsclub ist eine Plattform zum intensiven Austausch unter Experten: ein regelrechter Think Tank für das Gesundheitswesen. Die Teilnehmer tragen die Ergebnisse als Multiplikatoren in ihre Organisation hinein. Außerdem veröffentlichen wir wesentliche Ergebnisse auf der Homepage von PwC.

Otto: Der Gesundheitsclub eröffnet die Chance, sich gegenseitig näher kennenzulernen, Kontakte zu vertiefen und den eigenen Horizont zu erweitern. Nach meinem Dafürhalten ist es ein guter Ansatz, Rat und Hilfe kompetenter Experten einzuholen und sie möglicherweise in die Lösung anstehender Probleme einzubinden. Der Gesundheitsclub kann grundlegende Denkanstöße in allen Bereichen der Medizin geben. Ich fände es durchaus attraktiv, bei weiteren Veranstaltungen des Gesundheitsclubs dabei zu sein.

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