Klinikbetreiber in Deutschland stehen vor einer zweifachen Herausforderung: Zum einen sind die Gebäude und deren Infrastruktur vieler Krankenhäuser veraltet, sodass in den kommenden Jahren Modernisierungen bzw. Sanierungen anstehen – trotz knapper Mittel. Zum anderen muss sich die Branche stark wandeln, bedingt etwa durch eine stärkere Konzentration im Krankenhaussektor und steigende Anforderungen an Nachhaltigkeit. Wie kann den Trägern erfolgreiches Wirtschaften in diesem Spannungsfeld gelingen? Wie steht es um den baulichen Zustand von Krankenhäusern in Deutschland? Wie setzen die Betreiber die zwei großen Trends im Krankenhausbau – die Digitalisierung und die Nachhaltigkeit – am besten um? Antworten auf diese Fragen gibt die Studie „Grün und digital: Das Krankenhaus der Zukunft“ zu aktuellen Entwicklungen im Krankenhausbau.
„Private und öffentliche Krankenhausbetreiber haben leider in den vergangenen Jahren viel zu wenig in ihre Kliniken investiert, so dass ein hoher Instandhaltungs- und Modernisierungsrückstau entstanden ist. Dies kann nun nur mit einem großen Investitionsprogramm gelöst werden. Dabei sollten jetzt aber auch die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung unbedingt mit berücksichtigt werden, damit die Krankenhäuser fit für die Zukunft gemacht werden und eine gute, flächendeckende Patientenversorgung gewährleistet bleibt.“
Um zukunfts- und wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Kliniken in den kommenden Jahren erheblich in ihre Gebäude und ihre Infrastruktur investieren. Versäumen sie diese Modernisierungsmaßnahmen, drohen ihnen hohe Instandhaltungs- und Betriebskosten, die ihren betrieblichen Gewinn deutlich schmälern. Alle Kennzahlen, die PwC in den Jahren 2017 bis 2021 erhoben hat, deuten auf veraltete Strukturen hin: Dazu zählt etwa der Anlagenabnutzungsgrad, der 2021 bei 58 Prozent über alle Trägerschaften hinweg lag und auf dringenden Modernisierungsbedarf hindeutet. Die Investitionsquote, die im Jahr 2021 trägerübergreifend bei lediglich 12,3 Prozent lag, zeigt, dass die Kliniken zwar investieren, vor dem Hintergrund der weiter alternden Gebäude die Summen aber nicht ausreichen, um die Gebäude auf den aktuellen Stand zu bringen. Die COVID19-Pandemie und Betriebskostensteigerungen in Folge des Ukrainekrieges haben diese Probleme weiter verschärft.
So weitermachen wie bisher? Das wird für deutsche Krankenhäuser kaum möglich sein, denn die Branche unterliegt einem fundamentalen Wandel. Die bevorstehende Strukturreform der deutschen Krankenhauslandschaft wird zu einer weiteren Konzentration der medizinischen Versorgung führen. Bereits in den vergangenen Jahren ist die Zahl der Krankenhäuser gesunken – von 2.064 im Jahr 2010 auf knapp 1.900 in 2021 (Quelle: Statistisches Bundesamt). Weitere Faktoren, die den Umbruch vorantreiben, sind der medizinische und technologische Fortschritt, die demografische Entwicklung und steigende Erwartungen der Öffentlichkeit an ein Krankenhaus. Diesen Veränderungen muss sich die Gebäude- und Infrastruktur einer Klinik anpassen. Sie ist der Schlüsselfaktor für ein gutes Arbeitsumfeld und eine Atmosphäre, in der sich Patient:innen und Mitarbeitende wohlfühlen.
Die Digitalisierung hat den Klinikalltag bereits stark verändert. Diese Vernetzung und eine smarte Infrastruktur stellen auch neue Anforderungen an den Bau und Betrieb von Klinikgebäuden. Bei der Sanierung oder dem Neubau von Gebäuden setzen sich digitale Technologien wie Building Information Modeling (BIM) oder der digitale Zwilling immer stärker durch. So berichten bereits 75 Prozent der BIM-Nutzer:innen von einer besseren Kommunikation unter den verschiedenen Projektbeteiligten und von schlankeren Planungsprozessen und -abläufen. Insgesamt schafft der Einsatz digitaler Technologien – von Anfang eines Projektes an eingesetzt – einen erheblichen Mehrwert für Betreiber und alle weiteren Projektbeteiligten. Er sichert etwa die Einhaltung von Termin- und Kostenplanung, optimiert Planung und Prozesse und schafft ein modernes Design für Gesundheitseinrichtungen.
Die Orientierung an Nachhaltigkeits- bzw. ESG-Kriterien (Environmental Social Governance) wird für Krankenhäuser von der Kür zur Pflicht: Bis zum Jahr 2045 sind Kliniken verpflichtet, ihren Betrieb und ihre Gebäude klimaneutral zu gestalten. Die Häuser stehen daher in den kommenden Jahren vor der Aufgabe, einen Klimaschutzfahrplan zu erstellen und sich weit stärker als bisher mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Bislang ist das Gesundheitswesen der Öffentlichkeit als Klimasünder kaum bekannt gewesen, obwohl es in Deutschland für 5,2 Prozent der klimaschädlichen Emissionen verantwortlich ist. Lediglich 13 Prozent der Deutschen wissen um diese Zusammenhänge. Die Erwartungen steigen allerdings. Das betrifft insbesondere Krankenhäuser, die einen hohen Energiebedarf haben. So wünschen sich 50 Prozent der Bürger:innen, dass Kliniken ihren Energiebedarf senken. Eine konsequent nachhaltige Ausrichtung beim Bau und Betrieb von Krankenhäusern bringt für die Betreiber erhebliche Vorteile mit sich: Sie können ihr Haus kostengünstiger betreiben und ihre Attraktivität für Fachkräfte und Patient:innen steigern.
Grün und digital: Das Krankenhaus der Zukunft
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Die Studie basiert auf einer qualitativen und quantitativen Datenauswertung von 140 deutschen Krankenhäusern zum Instandhaltungszustand der Kliniken, aufgeführt für die Jahre 2017 bis 2021. Zusätzlich wurden für die Studie Experteninterviews zu Best-Practice-Beispielen geführt und dokumentiert. Die Ergebnisse zum Thema Nachhaltigkeit im deutschen Gesundheitswesen beruhen auf dem „Healthcare-Barometer 2022“ von PwC, für das 1.000 Bürgerinnen zum Schwerpunkt Nachhaltigkeit befragt wurden.