14 Dezember, 2016
Die Digitalisierung in der Landwirtschaft ist längst mehr als ein Hype, denn sie hat sich in den Betrieben als fester Bestandteil zur Unterstützung der täglichen Arbeit etabliert. Mehr als die Hälfte der deutschen Landwirte hat bereits in digitale Technologien investiert (54 Prozent). Vier von zehn Landwirten planen weiterhin bzw. erstmals zu investieren. Die Investitionsquote liegt bei rund zehn Prozent des Jahresumsatzes. Zu diesen Ergebnissen kommt die PwC-Studie „Smart Farming – Nachhaltigkeit und Effizienz durch den Einsatz digitaler Technologien“, für die 100 Ackerbaubetriebe in Deutschland befragt wurden.
„Digitale Technologien haben die Arbeit in der Landwirtschaft verändert und tragen dazu bei, Abläufe und Personaleinsatz zu optimieren. Voll digitalisierte Erntemaschinen erleichtern die Bewirtschaftung großer Flächen; ganze Flotten digitalisierter Gerätschaften nutzen moderne Infrastruktururen wie Cloud Computing und stimmen sich untereinander ab, etwa über den Bearbeitungsstand von Teilflächen, den Bedarf an Einsatzmaterialien und die Koordinierung der Maschinen. Der Landwirt übernimmt zunehmend eine überwachende und kontrollierende Rolle“, kommentiert Ralf Hombach, Experte für Business Analytics bei PwC. Wie weit das gezeigte Bild bereits heute auf die deutsche Landwirtschaft zutrifft, hat die Studie „Smart Farming – Nachhaltigkeit und Effizienz durch den Einsatz digitaler Technologien“ untersucht.
Precision Farming (informationsbasierter Ansatz):
Informationen werden digital aufbereitet, um Entscheidungen für den Landwirt zu unterstützen. Beispiele: Wetter-Apps, Online-Plattformen zur Informationsgewinnung und Austausch
Smart Farming (wissensbasierter Ansatz):
Maschinen und Geräte verarbeiten die Informationen selbständig und treffen (teil-)autonome Entscheidungen. Beispiele: vollautonome Bearbeitungs- und Erntemaschinen, Bodenanalysen in Echtzeit
29 Prozent der befragten Landwirte gaben zwar an, dass in ihren Betrieben keine Investitionen in digitale Technologien anstehen. Dabei handelt es sich jedoch fast ausschließlich um kleinere Betriebe, in denen die notwendigen Investitionen vermutlich nicht vom Ertrag der Fläche getragen werden. Mit 97 Prozent nutzen fast alle befragten Landwirte digitale Technologien.
Dass sich der Technologieeinsatz lohnt, zeigen die Erfahrungen, die deutsche Landwirte in den vergangenen Jahren gemacht haben: Fast die Hälfte der Befragten berichtet über eine Steigerung der betrieblichen Prozesseffizienz von durchschnittlich elf Prozent. Gleichzeitig konnten sie die Kosten im Schnitt um sieben Prozent senken. Aber nicht nur der Landwirt profitiert von den neuen Technologien. Auch Verbraucher und die Umwelt ziehen daraus einen Nutzen, weil Ressourcen geschont werden. So berichtet knapp die Hälfte der Landwirte (48 Prozent) über Einsparungen bei Düngemitteln. 42 Prozent verwenden dank digitaler Technologien weniger Pestizide.
Als größter Bremser für die zügige Adaption digitaler Technologien in der Landwirtschaft nennen 76 Prozent der Befragten die hohen Einstiegs- und Anschaffungskosten. 54 Prozent sind unsicher, ob und in welchen Bereichen sich das Investment lohnt. Luft nach oben gibt es auch beim Know-how rund um die Digitalisierung. Zwar haben sich nach eigenen Angaben drei Viertel der Landwirte bereits mit Smart Farming beschäftigt. Allerdings fühlen sich 44 Prozent noch nicht ausreichend informiert.
Mit Blick auf dieses Informationsdefizit ist es umso erstaunlicher, dass nur gut ein Drittel der befragten Betriebe die digitalen Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter durch Fortbildungen ausbauen will. Neueinstellungen, um das benötigte Know-how aufzubauen, erwägen sogar nur 13 Prozent.
„Die Digitalisierung ist ein ganz wesentlicher Hebel, um die Versorgung der wachsenden Bevölkerung mit erschwinglichen Lebensmitteln in einer Zeit des Klimawandels sicherzustellen und für Nachhaltigkeit und Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu sorgen. Die Landwirte in Deutschland haben die Zeichen der Zeit erkannt und sind bereit, die Digitalisierung weiter voranzutreiben. Dafür müssen sie aber vor allem in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren und digitales Know-how aufbauen“, so das Fazit von Gerd Bovensiepen, Leiter des PwC Geschäftsbereichs Handel und Konsumgüter in Deutschland und EMEA.