Ihr Experte für Fragen
WP StB Prof. Dr. Rüdiger Loitz
COO Assurance und Leiter Kapitalmarkt- und Rechnungslegungsberatung bei PwC Deutschland
E-Mail
Der Kapitalmarkt, Investor:innen und die Regulatorik erwarten immer stärker, dass Unternehmen erläutern, wie sich ihre Geschäftsaktivitäten auf Umwelt und Klima auswirken. Ab der Berichtsperiode 2023 müssen etwa mehrere Tausend Unternehmen ihre nichtfinanziellen Informationen offenlegen. Die Abschlussprüfung anhand gesicherter Kennzahlen ist Aufgabe von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften – auch sie unterliegen wachsenden ökologischen Anforderungen. Deshalb sollte auch die Abschlussprüfung selbst immer „grüner“, also ökologisch verträglicher werden – zum „Green Audit“.
PwC wollte wissen, welchen Stellenwert Nachhaltigkeit für Unternehmen hat und wie sie auf den Themenkomplex Green Audit blicken. Dazu hat PwC 100 Verantwortliche des Finanz- und Rechnungswesens aus großen und mittelständischen Unternehmen in ganz Deutschland befragt. Die Ergebnisse versammelt die Studie „Green Audit+ 2022“ – die erste Untersuchung zu diesem Thema überhaupt.
Einige der Kernergebnisse lauten: Bereits rund ein Viertel der Befragten meint, dass Green Audits in Zukunft wichtig oder außerordentlich wichtig werden. In zwei von drei Unternehmen sind Vorstände bzw. Geschäftsführungen für Nachhaltigkeit verantwortlich. Und acht von zehn Befragten würden ein „Green Audit“ beauftragen, wenn der Preis stimmt.
Die Studie enthält zudem ein Interview mit Masi Kohistani, Head of Accounting und Financial Reporting bei TK Elevator. Er erklärt, warum er eine nachhaltige Prüfung des Jahresabschlusses für unausweichlich hält.
„Unternehmen haben Nachhaltigkeit für sich auch als ökonomisch wichtiges Thema entdeckt Wir sind daher überzeugt, dass wir mit unserem Angebot ‚Green Audit+‘ ein wachsendes Bedürfnis unserer Mandanten erfüllen – selbstverständlich bei gleichbleibend hoher Prüfungsqualität.“
Umwelt- und Klimaschutz gewinnen in Unternehmen an Bedeutung: 32 Prozent der befragten Unternehmen haben sich bereits einem spezifischen Klimaziel verpflichtet, bei größeren Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten sind es sogar 38 Prozent. Bei kleineren Unternehmen mit weniger als 2000 Beschäftigten bekennen sich nur 24 Prozent zu offiziellen Klimazielen.
Ähnlich verhält es sich mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung: Insgesamt 36 Prozent der Unternehmen haben bereits ein solches Reporting (größere Unternehmen: 42 %, kleinere Unternehmen: 29 %).
Persönlich wichtig bzw. außerordentlich wichtig (8 bis 10 Punkte auf einer Skala von 1 bis 10) ist ökologische Nachhaltigkeit zwei von drei Befragten. 25 Prozent vergeben immerhin 7 Punkte, acht Prozent vergeben 4 bis 6 Punkte. Unwichtig ist das Thema niemandem.
Persönlich wichtig bzw. außerordentlich wichtig (8 bis 10 Punkte auf einer Skala von 1 bis 10) ist ökologische Nachhaltigkeit zwei von drei Befragten. 25 Prozent vergeben immerhin 7 Punkte, acht Prozent vergeben 4 bis 6 Punkte. Unwichtig ist das Thema niemandem.
Die überwiegende Mehrheit von 83 Prozent der Befragten achtet bei der Auswahl von Lieferanten und Dienstleistern auf Umweltaspekte, knapp ein Drittel (32 %) tut dies konsequent. Wichtige Instrumente für die Auswahl sind jeweils für mehr als die Hälfte Verhaltenskodizes und Nachhaltigkeitszertifizierungen. Nachhaltigkeitsrankings dienen bislang erst bei 17 Prozent der Unternehmen zu Bewertung und Auswahl von Geschäftspartnern.
Rund ein Viertel der Unternehmen meint, dass nachhaltige Abschlussprüfungen künftig sehr wichtig (8 von 10 Punkten auf einer Skala von 1 bis 10) werden. Auffällig: Bei Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten vertreten 29 Prozent diese Position, bei den kleineren Unternehmen nur 18 Prozent. Die Mehrheit der Unternehmen (63 %) misst nachhaltigen Abschlussprüfungen in der Zukunft eine mittlere Bedeutung (4 bis 7 Punkte) bei. 13 Prozent halten das Thema für völlig unwichtig (1 bis 3 Punkte).
Mehr als die Hälfte der Befragten würde es begrüßen, wenn ein Green Audit in den Prüfungsbericht oder den Bestätigungsvermerk aufgenommen wird. Von den positiv Eingestellten bevorzugen 41 Prozent den Prüfungsbericht als Ort des Vermerks, 23 Prozent den Bestätigungsvermerk, und 20 Prozent beide Stellen zugleich. Jeder Zehnte wünscht sich einen anderen Ort für den Vermerk, etwa ein separates Dokument oder eine für die Öffentlichkeitsarbeit nutzbare Stelle.
Zwölf Prozent der befragten Unternehmen haben sich schon konkret mit einer nachhaltigen Abschlussprüfung beschäftigt. Bei denen, die eine steigende Bedeutung von Green Audits erwarten, liegt der Anteil mit 17 Prozent etwas höher. Allerdings geben erst sechs Prozent aller Befragten an, von ihrer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft auf die Möglichkeit eines Green Audits hingewiesen worden zu sein.
Grundsätzlich stehen die befragten Unternehmen einer ökologisch nachhaltigen Abschlussprüfung offen gegenüber: 81 Prozent würden ein Green Audit beauftragen, wenn der Preis stimmt. Zehn Prozent würden dies, unabhängig vom Preis, auf keinen Fall tun, sieben Prozent sind auf jeden Fall dazu bereit.
59 Prozent der Befragten achten bei der Auswahl ihrer Wirtschaftsprüfer:innen auf Nachhaltigkeit. Für 50 Prozent von ihnen ist dies allerdings ein nachgeordnetes Kriterium, für neun Prozent ist es eines von mehreren, gleichbedeutenden Kriterien. Für 38 Prozent ist Nachhaltigkeit bei der Prüferwahl nicht relevant.
Ebenfalls 38 Prozent sind nicht bereit, für ein Green Audit mehr zu bezahlen als für eine herkömmliche Abschlussprüfung. Die Mehrheit von 55 Prozent ist unentschieden, und sieben Prozent würden für eine nachhaltige Abschlussprüfung mehr Geld ausgeben.
„Nachhaltigkeit ist auf den strategischen Agenden der Unternehmen angekommen. Nachhaltigkeit betrifft die Unternehmen und ihre Geschäftsmodelle immer umfassender – es wird zum Querschnittsthema. Wir gehen davon aus, dass mit der Zeit mehr und mehr Unternehmen eine eigene Funktion dafür schaffen werden.“
PwC hat für diese Studie im Juni und Juli 2021 insgesamt 100 Führungskräfte des Finanz- und Rechnungswesens interviewt. Sie arbeiten bundesweit in mittelständischen und großen Unternehmen.
WP StB CPA Prof. Dr. Rüdiger Loitz
Partner, COO Assurance und Leiter Kapitalmarkt- und Rechnungslegungsberatung, PwC Germany