Digitale Transformation im Großanlagenbau

Welche Kompetenzen und Geschäftsmodelle über die digitale Zukunft entscheiden.

Benchmarking zur Digitalisierung: Deutsche und internationale Anlagenbauer im Vergleich

Die Studie „Digital business models in plant engineering and construction“, die PwC in Kooperation mit dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) durchgeführt hat, untersucht, wie weit deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich bei der Digitalisierung sind, welche Geschäftsmodelle im Jahr 2025 für die EPC-Branche (Engineering, Procurement and Construction) das größte Marktpotenzial haben und welche Fähigkeiten die Unternehmen dafür aufbauen müssen.

Für die Studie wurden 25 deutsche EPC-Unternehmen mit einem kombinierten Marktanteil von 75 Prozent und 20 ihrer relevantesten internationalen Wettbewerber befragt sowie mehr als 20 qualitative Interviews mit Kunden, Hochschulen und neuen Marktteilnehmern geführt. Dabei zeigt sich: Digitale Geschäftsmodelle sind auch im Anlagenbau ein immer entscheidenderer Wettbewerbsvorteil.

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Veränderte Kundenanforderungen als Treiber für neue Geschäftsmodelle

Entscheidend für die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle im Großanlagenbau ist ein kundenzentrierter Ansatz. Er hilft Unternehmen dabei, sich an veränderte Kundenanforderungen anzupassen und diese optimal zu erfüllen. Für die EPC-Branche gewinnen folgende fünf Kundenbedürfnisse immer mehr an Bedeutung:

1. Transparenz:

In entscheidenden Geschäftsprozessen wünschen sich Kunden ein Höchstmaß an Transparenz, und zwar über den gesamten Projektlebenszyklus.

2. Hohe Flexibilität in der Produktion:

Um mit der rasanten Marktdynamik Schritt zu halten, benötigen Kunden eine hohe Flexibilität bei Produktionsmengen und Produkttypen.

3. Kürzere Durchlaufzeiten:

Kunden wünschen sich kürzere Projektlaufzeiten, um die steigende Marktnachfrage zu erfüllen und ihren Return on Investment zu maximieren.

4. Optimierte Investitionskosten:

Kunden erwarten verminderte Projektkosten – insbesondere durch den Einsatz digitaler Tools und Prozesse.

5. Vertrauensvolle Beziehungen:

Da Projekte im Großanlagenbau hohe Investitionen erfordern, verlangen Kunden eine vertrauensvolle Beziehung zu ihren Projektpartnern.

Vier Archetypen zur Modellierung von Geschäftsmodellen

Wie können deutsche Anlagenbauer auf diese neuen Anforderungen reagieren und die dafür benötigten Fähigkeiten aufbauen? Dazu ist zunächst wichtig, sich selbst und das eigene Geschäftsmodell richtig zu verorten:

Zur Modellierung von Geschäftsmodellen ist es wichtig, sich selbst und das eigene Geschäftsmodell richtig zu verorten.

„Wer die sich ändernden Erwartungen seiner Kunden auch in Zukunft noch optimal erfüllen will, muss den digitalen Wandel mit Nachdruck vorantreiben.“

Christian Elsholz, Experte für den Anlagenbau bei PwC und Projektleiter der Studie

Digitalisierung verursacht deutliche Marktverschiebung

Die Geschäftsmodelle im Großanlagenbau werden sich in den kommenden Jahren grundlegend verändern.

Bis zum Jahr 2025 werden lösungsorientierte Modelle (Archetyp 3, „solution-oriented“) massiv an Bedeutung gewinnen: Heute hat dieser Geschäftsmodell-Typ einen Marktanteil von 10 Prozent, im Jahr 2025 werden es bereits 40 Prozent sein. Ebenso zulegen werden digitale, datengetriebene Produkte und Services (Archetyp 4, „open digital“). Ihr Marktanteil wird sich von heute 5 Prozent auf 15 Prozent im Jahr 2025 verdreifachen.

Unternehmen hingegen, die heute mit technologie- bzw. transaktionsorientierten Businessmodellen (Archetypen 1 und 2) erfolgreich sind, werden künftig nur schwerlich bestehen können: Ihr Marktanteil wird von heute 60 Prozent auf 20 Prozent (Archetyp 1) sinken bzw. mit konstant 25 Prozent weiteres Wachstum verhindern (Archetyp 2).

Marktanteile 2019 und 2025

Digitalisierung: Marktanteile im Großanlagenbau 2019 und 2025

Nachholbedarf bei der digitalen Transformation

Beim Vergleich mit internationalen Marktteilenehmern der EPC-Branche zeigt die Studie: Alle untersuchten deutschen und internationalen Anlagenbauer haben noch deutlichen Nachholbedarf bei der Transformation, insbesondere beim Management des digitalen Wandels.

Deutsche Großanlagenbauer liegen bei den heute erfolgreichen technologie- bzw. transaktionsorientierten Geschäftsmodellen gegenüber Wettbewerbern leicht im Rückstand. Aber: Bei den vorwiegend digitalbasierten Businessmodellen sind die deutschen Unternehmen mit dem Wettbewerb gleichauf. Das verschafft ihnen eine gute Ausgangslage, schließlich werden mit stärker digitalen Archetyp-Modellen künftig 55 Prozent des weltweiten Gesamtumsatzes der Branche realisiert werden – Tendenz steigend. Einen signifikanten Anteil daran werden sich deutsche Unternehmen allerdings nur sichern können, wenn sie spezifisches Know-how und Kompetenzen entwickeln. Dazu gehören beispielsweise:

  • Digitale Unternehmenskultur: Die Kultur eines Unternehmens unterstützt dessen Strategie und gibt Beschäftigten einen Handlungsrahmen. Eine digitale Unternehmenskultur zieht Talente an und rückt digitale Technologien ins Zentrum der Aktivitäten.
  • Agile Kollaboration: In einer global vernetzten Arbeitswelt kommt es auf effizienten Austausch von Wissen, Daten und Informationen an. Kunden fordern kürzere Projektzyklen und Unternehmen müssen schnell und effizient auf Veränderungen reagieren – auch über Ländergrenzen hinweg.
  • Digital Trust/Cyber Security: Je mehr Daten verfügbar sind und ausgetauscht werden, umso mehr Sicherheit müssen digitale Tools und Technologien bieten, auch gegen Angriffe von außen. Hierzu braucht es eine robuste digitale Infrastruktur. 94 Prozent der deutschen Unternehmen sehen in Cybersicherheit eine der wichtigsten Kompetenzen für das Jahr 2025.
  • API Management: Transparenz gegenüber dem Kunden in allen Projektphasen und eine vertikale Integration der Lieferketten werden zum wichtigen Unterscheidungsmerkmal. Integrierte Entwickler-Plattformen halten 77 Prozent der befragten deutschen Unternehmen für entscheidend, um neue Produkte und Services zu entwickeln.

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Christian Elsholz

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Partner Capital Projects & Infrastructure, PwC Germany

Sebastian Godolt

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Director, Real Assets Construction, Public, Düsseldorf, PwC Germany

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