Der überwiegende Anteil der ausländischen Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment, FDI) in China fließt in die Küstenregionen und den Großraum Beijing. Doch welche Bedeutung haben Zentral- und Westchina für ausländische Unternehmen bei ihren Investitionsentscheidungen in China?
PwC China hat Führungskräfte ausländischer Unternehmen (MNCs) in einer Kurzumfrage zu diesem Thema befragt. Ein genauer Blick ins Landesinnere Chinas scheint sich zu lohnen. Im Jahr 2022 konzentrierten sich 86 Prozent der ausländischen Direktinvestitionen auf neun Küstenprovinzen und Beijing. Dieser Trend setzte sich in den letzten drei Jahren fort. Die Küstenregionen Jiangsu, Guangdong, Shanghai, Shandong, Zhejiang und Beijing belegten jedes Jahr die ersten sechs Plätze in der chinesischen FDI-Rangliste. Allerdings verzeichneten in den letzten Jahren auch einige Regionen im Landesinneren überdurchschnittliche Wachstumsraten bei ausländischen Direktinvestitionen, wie zum Beispiel die Provinzen Hunan, Hubei, Shaanxi, Shanxi und die autonome Region Innere Mongolei.
Verteilung von ausländischem Kapital auf die Inlandsprovinzen in den Jahren 2020–2022 (Mrd. USD)
2020 | 2021 | 2022 | Jährliche Wachstumsrate | |
Hunan | 1,68 | 2,41 | 3,53 | 45,0 % |
Hubei | 1,68 | 2,50 | 2,65 | 25,6 % |
Shaanxi | 0,46 | 1,06 | 1,46 | 78,2 % |
Shanxi | 0,21 | 0,24 | 0,83 | 98,8 % |
Innere Mongolei | 0,30 | 0,32 | 0,54 | 34,2 % |
Quelle: 2023 China Foreign Investment Statistical Bulletin
Anfang 2024 veranstaltete PwC China seine jährliche Konferenz für Führungskräfte multinationaler Unternehmen in Shanghai, bei der sich die Unternehmensvertreter auch über Chancen und Herausforderungen in Zentral- und Westchina austauschten. Über 100 Teilnehmer nahmen an einer Umfrage teil.
Im Folgenden sind die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst:
Einschätzung der Investitionsmöglichkeiten in Zentral- und Westchina durch multinationale Unternehmen
Quelle: 2023 China Foreign Investment Statistical Bulletin
Größe des Marktes, Investitionsanreize und Kostenvorteile entscheidend
Die wichtigsten Motivationsfaktoren für ein aktuelles oder potenzielles Investment in Zentral- und Westchina sind die Größe des Marktes (67 Prozent), die Investitionsanreize der lokalen Regierungen (47 Prozent) und Kostenvorteile bei Gehältern und Grundstücken (43 Prozent).
Ausländische Unternehmen betreiben bereits Verkaufs- und Servicestandorte (44 Prozent), Produktion (31 Prozent) und Backoffice-Support (31 Prozent) in Zentral- und Westchina. Einige haben auch regionale Zentralen (20 Prozent), Logistikeinrichtungen (17 Prozent), Forschungs- und Entwicklungszentren (14 Prozent) sowie Beschaffungs- (11 Prozent) und Rechenzentren (6 Prozent) eingerichtet.
Die befragten Unternehmen wünschen sich Steuererleichterungen (65 Prozent), finanzielle Subventionen (50 Prozent), vereinfachte Rahmenbedingungen für Devisen (36 Prozent) und eine Verbesserung der Infrastruktur (35 Prozent), um Zentral- und Westchina noch attraktiver für FDI zu machen.
Obwohl die chinesischen Küstenregionen und Beijing in den kommenden Jahren weiterhin Hauptziele für ausländische Direktinvestitionen bleiben, planen bereits 17 Prozent der Unternehmen mehr als die Hälfte ihrer Investitionen in Zentral- und Westchina. Über die Hälfte (52 Prozent) plant zumindest einen Teil der Investitionen in den kommenden ein bis drei Jahren im Landesinneren zu tätigen. Nur noch 17 Prozent planen dagegen alle Investitionen ausschließlich in den Küstenregionen und im Großraum Beijing.
Ausländische Direktinvestitionen in China waren bisher hauptsächlich auf die Küstenregionen konzentriert. Doch aufgrund der Größe des Marktes, der Verbesserung des Geschäfts- und Infrastrukturumfelds sowie zusätzlicher Subventionsanreize werden auch Zentral- und Westchina zunehmend attraktiv für ausländische Unternehmen. Es lohnt sich daher immer öfter für Unternehmen, die konkreten Möglichkeiten und Chancen in den verschiedenen Regionen in Zentral- und Westchina genauer zu prüfen.
Insights from MNCs Senior Executives in China: Investment Opportunities in Central and Western China
Jan Jovy
Jan Jovy ist Director Inbound/Outbound Services bei PwC in China. Als Teil der European Business Group unterstützt er Unternehmen, speziell aus Europa und China, bei internationalen Markteinstiegs-, Expansions- und Transformationsvorhaben. Jan Jovy war sieben Jahre als General Manager bei Auslandshandelskammern in Greater China an der Schnittstelle von Wirtschaft und Politik tätig und leitete davor fünf Jahre die Greater-China-Aktivitäten eines mittelständischen deutschen Unternehmens.
Tel.: +86 2323 7795
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