„Local for local“: Unternehmen wieder auf Expansionskurs
Der Trend geht stattdessen in Richtung Diversifizierung und der Erschließung neuer Märkte und Kapazitäten. Denn auch das hat die Pandemie gezeigt: Die Produktion stand nur für einen kurzen Moment im Frühjahr 2020 tatsächlich auf dem gesamten Globus still. Die Auswirkungen des Infektionsgeschehens und der Beschränkungen zeigten sich ansonsten meist zeitlich und regional begrenzt.
Unternehmen profitieren davon, wenn sie an verschiedenen Standorten Wert schöpfen – und nicht von nur einem Absatzmarkt oder Fertigungsstandort abhängig sind. Die Strategie des Single Sourcing dürfte entsprechend an Bedeutung verlieren.
Einzelne Unternehmen treiben die Regionalisierung ihrer Produktions- und Lieferketten konkret voran und planen unter dem Stichwort „local for local“ den Eintritt in neue Märkte. Das Ziel: Abhängigkeiten vermeiden. Bei dieser Expansionsstrategie liegen die wesentlichen Einkaufs-, Produktions- und Absatzmärkte in räumlicher Nähe zueinander.
Standortwahl hängt von individuellen Anforderungen ab
Welche Standorte für deutsche Unternehmen interessant sind, ist stark von den jeweiligen Anforderungen abhängig: In der Zulieferindustrie oder für die Vorproduktion für den europäischen Markt könnte die direkte geografische Umgebung an Bedeutung gewinnen, Stichwort Nearshoring. Dazu zählen beispielsweise Mittel- und Südosteuropa sowie Nordafrika.
Südostasien lockt derweil mit niedrigen Lohnkosten und einer stetig steigenden Kaufkraft – und somit als Alternative und Ergänzung zu China. Der afrikanische Kontinent wächst in Zukunft wirtschaftlich zusammen und bietet bereits heute gut qualifizierte Arbeitskräfte.
Wirtschaftliche Chancen, politische Risiken
Den wirtschaftlichen Chancen von Direktinvestitionen stehen in vielen Regionen der Welt jedoch erhöhte politischen Risiken gegenüber. Die Beispiele reichen von Eingriffen der Behörden in Projekte über Beschränkungen im Zahlungsverkehr bis hin zur Nicht-Einhaltung von staatlichen Zusagen – oftmals in Verbindung mit einem unzureichenden Rechtsschutz im Anlageland.
Die Bundesregierung unterstützt mit Investitionsgarantien
Zahlreiche Länder unterstützen ihre Unternehmen bei Auslandsinvestitionen mit staatlichen Garantien und schützen sie somit vor politischen Risiken. Dieses Angebot ermöglicht es Eigen- und Fremdkapitalgebern oft erst, die Finanzierung von Projekten in Entwicklungs- und Schwellenländern sicherzustellen.
Auch die deutsche Bundesregierung bietet seit 1959 mit den Investitionsgarantien ein derartiges Förderprogramm für die Internationalisierung an. Abgesichert werden unter anderem Kriegsschäden, Enteignungen und enteignungsgleiche Eingriffe sowie Probleme beim Transfer und der Konvertierung von Kapital - in der Regel auf völkerrechtlicher Basis von Investitionsförderungs- und -schutzverträgen.
Besondere Wirkung entfaltet dabei der diplomatische Geleitschutz und das aktive Krisenmanagement durch die Bundesregierung. So lässt sich vielfach verhindern, dass der Schaden überhaupt eintritt.
PwC bearbeitet die Investitionsgarantien im Auftrag des Bundes
PwC wurde von der Bundesregierung als Mandatar mit der Bearbeitung der Investitionsgarantien beauftragt. Die Entscheidung über den Antrag auf Risikoabsicherung trifft der Interministerielle Ausschuss, der unter dem Vorsitz des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie in regelmäßigen Abständen tagt.