Gute Jobchancen, kurze Wege, attraktive kulturelle Angebote und Einkaufsmöglichkeiten: In und um Deutschlands Großstädte lässt es sich gut leben und arbeiten. Rund neun von zehn Berufstätigen fühlen sich an ihrem Wohnort wohl. Eigentlich – denn ein Aspekt sorgt in Deutschlands Metropolen durchgehend für Frust: Die angespannte Lage auf dem Wohnungssektor – und das hat weitreichende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, denn jede:r Dritte hat bereits darüber nachgedacht, den Job zu wechseln, weil die Mieten zu hoch sind. Für Arbeitgeber wird es in Ballungsräumen damit immer schwieriger, Fachkräfte zu finden und zu halten.
Zu diesen Ergebnissen kommt die PwC-Befragung „Wohnungsnot in deutschen Großstädten und die Folgen für den Arbeitsmarkt“ unter 4.200 Berufstätigen zwischen 18 und 65 Jahren aus zwölf deutschen Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohner:innen (Berlin, Bremen, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, Nürnberg, Stuttgart und München).
„Der angespannte Wohnungsmarkt in deutschen Großstädten gefährdet die Wirtschaft, weil es Unternehmen und der öffentlichen Hand immer schwerer fällt, Fachkräfte zu finden und im Unternehmen zu halten.“
In deutschen Großstädten herrscht große Unzufriedenheit, wenn es um das Thema Wohnen geht. Rund zwei Drittel der Erwerbstätigen sind mit den Mietpreisen, den Kosten für Wohneigentum und der Anzahl freier Mietwohnungen unzufrieden. Die große Mehrheit der Menschen (89 Prozent) hat das Gefühl, dass es in Großstädten reine Glückssache ist, eine bezahlbare Wohnung zu finden.
Besonders angespannt ist die Lage in Stuttgart und München: Dort sind 88 bzw. 85 Prozent der Ansicht, dass sich nur noch Topverdiener:innen eine Wohnung in der Stadt leisten können. Etwas entspannter ist die Lage in Bremen und in Essen. Aber auch dort finden 73 bzw. 61 Prozent, dass nur noch Menschen mit hohem Einkommen eine Wohnung in der Stadt bezahlen können.
Die angespannte Lage auf dem Wohnungs- und Immobilienmarkt macht aber nicht nur den Berufstätigen das Leben schwer, sondern entwickelt sich auch für Arbeitgeber:innen zu einem Problem: 82 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass es durch die Lage auf dem Wohnungsmarkt für Unternehmen problematisch ist, Fachkräfte zu finden und zu halten.
Und das gilt in erster Linie für Branchen, die traditionell eher niedrige Löhne bekommen: Gesundheitswesen, Erziehung, Pflege, Gastronomie, Handwerk, ÖPNV, Polizei und viele mehr. Wenn sich diese Berufsgruppen keine Wohnungen in den Ballungsgebieten mehr leisten können, ziehen sie womöglich aufs Land – mit verheerenden Folgen für die Versorgung in den Städten.
Dass das Risiko, Mitarbeitende zu verlieren, nicht nur theoretisch vorhanden ist, zeigt die Umfrage: Durchschnittlich hat jede:r neunte Berufstätige (11 Prozent) schon einmal den Job wegen hoher Mieten gewechselt – in der Altersgruppe 18 bis 34 sind es sogar 17 Prozent. Darüber nachgedacht hat bereits jede:r Dritte (18 bis 34 Jahre, 41 Prozent).
Besonders wechselwillig sind die Hauptstadtbewohner:innen: In Berlin haben 19 Prozent bereits wegen hoher Mieten den Arbeitsplatz gewechselt. Aber auch in Frankfurt oder Stuttgart kann sich mehr als die Hälfte der Berufstätigen vorstellen, einen Job in einer anderen Stadt anzunehmen, sofern die Mieten dort günstiger sind.
Generell lässt sich sagen: Aspekte und Fragestellungen rund um das Wohnen spielen die wichtigste Rolle, wenn Erwerbstätige einen berufsbedingten Umzug in Erwägung ziehen. Für 60 Prozent sind bezahlbare Mieten der ausschlaggebende Faktor. Für mehr als vier von zehn Befragten spielen Angebot und Qualität der freien Wohnungen am neuen Arbeitsort eine zentrale Rolle.
Wenn Arbeitnehmer:innen einen jobbedingten Umzug in Erwägung ziehen, schauen sie vor allem auf Kriterien rund um das Thema Wohnen: Für 60 Prozent wären bezahlbare Mieten der wichtigste Faktor, wenn sie für eine neue Arbeitsstelle den Wohnort wechseln. Jede:r Zweite (47 Prozent) schaut vor einer solchen Entscheidung auf die Länge des Arbeitswegs. Gut 40 Prozent würden den Umzug davon abhängig machen, ob das Angebot an freiem Wohnraum stimmt, die Kosten für Wohneigentum im Rahmen liegen und die Qualität der freien Wohnungen passt. Weitere Aspekte, etwa die Verkehrsinfrastruktur, Sicherheitsaspekte oder Einkaufsmöglichkeiten, nennt nur rund jede:r Dritte als ausschlaggebendes Kriterium.
Aktuell liegt der durchschnittliche Anteil der Berufspendler:innen bei rund 40 Prozent, wobei sich große regionale Unterschiede auftun: Während in Berlin nur 25 Prozent zu ihrem Arbeitsort pendeln, ist es in Stuttgart jede:r Zweite. Dabei schaffen es im Schnitt drei von vier Berufstätigen in weniger als 30 Minuten zur Arbeit. Berufstätige in den Regionen Berlin und Hamburg legen mit durchschnittlich mehr als 30 Minuten den längsten Weg zur Arbeit zurück. Gleichzeitig sind sie aber auch bereit, mit durchschnittlich rund 43 Minuten den längsten Weg in Kauf zu nehmen.
Jede:r Zweite gibt Politik und öffentlicher Hand eine Mitschuld an der aktuellen Misere auf dem Wohnungsmarkt: 57 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Politik zu spät auf das Problem reagiert hat. 52 Prozent finden, dass sich die öffentliche Hand zu wenig um den sozialen Wohnungsbau kümmert. 50 Prozent sehen den Grund darin, dass die Investoren den Schwerpunkt auf das Luxussegment legen. Fast ebenso viele (47 Prozent) beobachten, dass im Zuge von Sanierungen ein Verdrängungswettbewerb stattfindet, bei dem weniger vermögende Mieter:innen durch wohlhabendere Mieter:innen ersetzt werden.
Die große Mehrheit der Befragten erwartet keine kurzfristige Entspannung des Wohnungsmarktes. Nur 29 Prozent gehen davon aus, dass das Angebot an Wohnraum in den kommenden fünf Jahren wächst. Entsprechend treibt die extreme Wohnungsknappheit die Preise weiter nach oben: 88 Prozent der Berufstätigen rechnen damit, dass die Mieten in ihrer Region in den nächsten fünf Jahren weiter steigen werden. Das könnte auch an dem neuen „Heizungsgesetz“ liegen: 85 Prozent befürchten, dass die Neuregelung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) dazu führen wird, dass Wohnen noch teurer wird.
Im Kampf um mehr bezahlbaren Wohnraum sehen die Berufstätigen sowohl die Arbeitgeber als auch die öffentliche Hand in der Pflicht. Knapp 90 Prozent der Befragten fordern von der Politik, dass diese Wohnungsbauprogramme stärker auf Haushalte mit kleinen und mittleren Einkommen ausrichtet und ungenutzte Büroräume in Wohnraum umwandelt.
Aber auch die Unternehmen selbst können aus Sicht der Befragten einen wichtigen Beitrag leisten, damit es sich in deutschen Großstädten nicht nur gut arbeiten, sondern auch (bezahlbar) wohnen lässt: So wünschen sich die Befragten in erster Linie finanzielle Unterstützung durch die Arbeitgeber. 83 bzw. 82 Prozent befürworten Mietzuschüsse des Arbeitgebers und die Übernahme der Fahrtkosten. 79 Prozent würden es begrüßen, wenn Unternehmen Betriebswohnungen zur Verfügung stellen und die Homeoffice-Ausstattungen finanzieren.
„Arbeitgeber sollten nicht darauf warten, dass die Politik das Wohnungsproblem löst, sondern selbst aktiv werden. Mit einem guten Mix an Maßnahmen haben sie es zumindest teilweise selbst in der Hand, Fachkräfte trotz hoher Mieten in den Ballungsgebieten zu halten.“
Thomas Veith,Partner, Real Estate Leader bei PwC DeutschlandWohnungsnot und Auswirkungen auf den Fachkräftemangel
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Zu diesen Ergebnissen kommt die Befragung „Wohnungsnot in deutschen Großstädten und die Folgen für den Arbeitsmarkt“ unter 4.200 Berufstätigen zwischen 18 und 65 Jahren aus dem Einzugsgebiet von zwölf deutschen Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohner:innen (Berlin, Bremen, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, Nürnberg, Stuttgart und München) im Auftrag von PwC.
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