Seit der Veröffentlichung von ChatGPT im November 2022 gewinnen generative KI-Tools in der Arbeitswelt rasant an Bedeutung. Doch inwiefern arbeiten Unternehmen und Beschäftigte in deutschen Firmen bereits mit Anwendungen wie DeepL, Microsoft Copilot oder ChatGPT? Welche Erfahrungen haben sie mit diesen Technologien gemacht? Welche Sorgen treiben sie rund um das Thema KI um?
Diesen Fragen geht eine PwC-Umfrage nach, für die 2.000 Berufstätige im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt wurden. Kernergebnis der Umfrage: Arbeitnehmer:innen stehen dem Einsatz von KI-Tools sehr offen gegenüber. Sie haben mehrheitlich positive Erfahrungen mit ChatGPT, Microsoft Copilot & Co. gesammelt und sind bereit, sich vertiefte Kenntnisse anzueignen.
Nun ist es an den Unternehmen, Leitplanken für den KI-Einsatz zu definieren und Schulungsangebote auszurollen – denn hier zeigt die Studie noch große Defizite. So hatte beispielsweise erst gut ein Viertel der Beschäftigten die Möglichkeit, an einer Fortbildung zum Thema KI-Tools teilzunehmen.
„Es ist bemerkenswert, wie rasant sich KI-Tools in der Arbeitswelt etabliert haben, seit mit ChatGPT im November 2022 das erste für die breite Öffentlichkeit eingeführt wurde. Fast jedes zweite Unternehmen hat KI-Anwendungen im Einsatz. Aber im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass die andere Hälfte viele Effizienzpotenziale noch nicht hebt.“
Texte und Bilder erstellen, Berichte verfassen oder Rechnungen verarbeiten: Dank Künstlicher Intelligenz lassen sich viele Schreibtisch-Tätigkeiten automatisieren. 45 Prozent der Unternehmen und 38 Prozent der Berufstätigen nutzen generative KI-Tools wie ChatGPT oder Microsoft Copilot bereits im beruflichen Kontext.
Die Mehrheit hat dabei positive Erfahrungen gesammelt: So berichten 85 Prozent der Befragten, dass sie dank KI viele Aufgaben schneller bearbeiten können. 83 Prozent haben festgestellt, dass die Kreativität steigt, wenn sie Inhalte mit KI erstellen. Gut vier von fünf Befragten geben an, dass sich die Qualität der Arbeitsergebnisse verbessert und die Fehlerquote bei Routineaufgaben verringert hat.
Wo Licht ist, ist aber auch Schatten: Gut 80 Prozent bestätigen, dass Datenschutzbedenken im Umgang mit KI-Tools ein großes Thema sind. Ebenso viele der Befragten erzählen, dass einige Kolleg:innen Angst vor KI-Tools haben und deshalb weiter auf traditionelle Arbeitsmethoden setzen.
In vielen Unternehmen ist die IT-Abteilung die treibende Kraft, die den Einsatz von KI forciert (32 Prozent). Nur in knapp jedem fünften Unternehmen (19 Prozent) ist es die Geschäftsführung, die das Thema vorantreibt. Dabei sei KI „kein reines IT-Thema, sondern ein strategisches Thema“, so PwC-Experte Hendrik Reese. Entsprechend ist es die Aufgabe der Geschäftsführung, dieses voranzutreiben und im Unternehmen zu verankern.
Genau hier zeigt die Studie jedoch noch große Defizite: Noch viel zu wenige Unternehmen haben konkrete Maßnahmen ergriffen, um KI im Unternehmen zu etablieren. Nur jede fünfte Organisation stellt hierbei einen hohen Datenschutzstandard sicher und kommuniziert intensiv über den Einsatz und die Vorteile von KI. Schulungen und Weiterbildungen zu dem Thema hat erst eine von sechs Firmen bereits durchgeführt.
Auch in Sachen Richtlinien und ethische Standards rund um den Einsatz von KI besteht Handlungsbedarf: Weniger als jedes zweite Unternehmen (46 Prozent) hat zumindest einige Vorgaben oder Richtlinien für die Nutzung von KI implementiert.
Die Bereitschaft der Mitarbeitenden, sich mit KI-Tools zu beschäftigen, ist groß: Drei Viertel sind willens, sich intensiv mit der Technologie auseinanderzusetzen. Allerdings hatte erst ein gutes Viertel (28 Prozent) die Möglichkeit, eine KI-Fortbildung zu absolvieren. Weitere 24 Prozent haben eine entsprechende Fortbildung geplant.
Insofern überrascht es nicht, dass die Skills der Belegschaft rund um KI-Tools noch ausbaufähig sind: Rund ein Drittel hält die eigenen Kenntnisse für gut oder gar sehr gut. Ein weiteres Drittel bescheinigt sich immerhin ausreichende Kenntnisse. Jedoch geben 35 Prozent zu, dass ihre Kenntnisse mangelhaft oder überhaupt nicht vorhanden sind.
Hier ist es an den Unternehmen, entsprechende Schulungsangebote auf- und auszubauen. Denn bei der Implementierung von KI-Anwendungen spielt das Change-Management eine entscheidende Rolle. Mit einer guten Kommunikation und einem breiten Schulungsangebot können Unternehmen möglichst viele Beschäftigte mitnehmen.
Mit 45 Prozent nutzt beinahe die Hälfte der Unternehmen generative KI-Tools wie ChatGPT. Am häufigsten kommt die Technologie für Texterstellung (43 Prozent) und Übersetzung (38 Prozent) zum Einsatz. 32 Prozent verwenden Künstliche Intelligenz für Rechercheaufgaben, im Kundensupport oder zur Beantwortung von E-Mails. Jedes vierte Unternehmen setzt bereits auf die Stärken von KI, um Daten zu bereinigen, Berichte zu erstellen oder Social-Media-Kanäle zu managen.
Dass sich der Einsatz von KI für Unternehmen und Beschäftigte gleichermaßen lohnt, belegen die Ergebnisse der PwC-Befragung: So berichten die Berufstätigen überwiegend von positiven Veränderungen in ihrem Arbeitsalltag. 85 Prozent haben festgestellt, dass sie Aufgaben dank KI-Tools schneller erledigen können. 83 Prozent schildern, dass die Kreativität steigt, wenn sie Inhalte mit KI erstellen. Zwei Drittel sind überzeugt, dass der Einsatz von generativer KI zu neuen beruflichen Chancen führt und das Potenzial hat, die Lebensqualität aller Menschen zu verbessern.
Der Einsatz von generativer KI ist auch mit Ängsten verbunden: Insbesondere die Gefahr, dass KI-Technologien missbräuchlich verwendet werden, macht fast jedem zweiten Beschäftigten (46 Prozent) Sorgen. Die größte Herausforderung im Umgang mit KI sehen die Berufstätigen im mangelnden Vertrauen in die KI (39 Prozent). Langfristig erwarten viele Berufstätige zudem einen Wegfall von Arbeitsplätzen durch KI: 40 Prozent befürchten, dass ihr Job in zehn Jahren nicht mehr existiert.
„Viele mittelständische Unternehmen haben Schwierigkeiten, qualifizierten Nachwuchs zu finden. Mit dem Einsatz von KI-Anwendungen können sie viele Aufgaben beschleunigen – von der Bearbeitung von Rechnungen über das Erstellen von Präsentationen bis hin zum Kundensupport – und damit Ressourcen freisetzen für Tätigkeiten, für die es noch immer menschliche Intelligenz braucht.“
Uwe Rittmann,Leiter Familienunternehmen und MittelstandFür die Studie wurden im Auftrag von PwC 2.000 Berufstätige im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt, die für ein Unternehmen mit Sitz in Deutschland arbeiten. Die Onlinepanel-Befragung wurde im Juni 2024 durchgeführt.