Lange Zeit haben Familienunternehmen externe Investoren weder geschätzt noch geduldet, ein Verkauf oder auch Teilverkauf waren schlichtweg undenkbar. Doch das Image von Private-Equity-Gesellschaften hat sich gewandelt. Auf dem Markt haben sich Investoren als strategische Partner bewährt, die mit Kapital und Expertise das Wachstum und die Entwicklung von Unternehmen unterstützen.
Die Mehrheit der Familienunternehmen ist heute offen für eine externe Beteiligung. Parallel haben die Investoren ein hohes Interesse, in agile Mittelstandsunternehmen zu investieren. Theoretisch sind damit die Voraussetzungen für erfolgreiche Partnerschaften gegeben.
Allerdings scheitern diese häufig an unterschiedlichen Vorstellungen über die Art der Beteiligung und den Preis – so die Ergebnisse der PwC-Studie „Private-Equity-Gesellschaften und Familienunternehmen: Ziemlich beste Freunde?“.
„Das Image von Private-Equity-Gesellschaften ist deutlich besser geworden und damit sind sie durchaus eine unternehmerische Option in angespannten Zeiten. Partnerschaften mit Private-Equity-Unternehmen bieten hier viel Erfahrung, Kapital und Know-how.“
Für Familienunternehmen ist der Unternehmensverkauf kein Tabuthema mehr: In Zeiten von multiplen Krisen und Herausforderungen denken viele Familienunternehmen über den Verkauf oder Teilverkauf ihres Unternehmens nach. Gründe dafür liefert die angespannte Gesamtlage mit ihren Herausforderungen wie der Digitalisierung, dem Klimawandel, der geopolitischen Instabilität, dem Fachkräftemangel sowie den schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen. Hinzu kommt bei vielen Familienunternehmen die ungeklärte Nachfolgeregelung.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass sich 90 Prozent der von uns befragten Familienunternehmen eine Private-Equity-Beteiligung vorstellen können. Im Vergleich lag die Bereitschaft vor zehn Jahren bei nur 61 Prozent, 2011 sogar bei nur 18 Prozent.
Als potenzielle Käufer bevorzugen Familienunternehmen in erster Linie zwar noch immer andere Familienunternehmen, aber bereits an zweiter Stelle folgen Private-Equity-Gesellschaften.
Diese Ergebnisse decken sich mit Ergebnissen einer Studie der Zeppelin Universität im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen: Demnach schließt vor allem die jüngere Unternehmergeneration einen Verkauf des ererbten Familienunternehmens nicht aus – 23 Prozent der 400 befragten NextGens halten ihn sogar für wahrscheinlich.
Bei der Wahl des Investors sind rein monetäre Aspekte für die Unternehmer zweitrangig: Wichtiger ist es für Familienunternehmen, deren DNA auf Langfristigkeit und generationenübergreifendes Denken ausgerichtet ist, einen Partner auf Augenhöhe zu finden. In erster Linie entscheidend sind für sie daher die Strategie, der Anlagehorizont und das Image eines potenziellen Partners.
Auf der anderen Seite haben die Private-Equity-Investoren ein hohes Interesse daran, in Familienunternehmen zu investieren, dies belegen die Ergebnisse unserer Umfrage: 98 Prozent der befragten Häuser planen in den nächsten Jahren eine Beteiligung dieser Art.
Dabei setzen die Investoren überwiegend auf agile Familienunternehmen mit einem großen Wertschöpfungspotenzial und streben eine Steigerung des Unternehmenswerts über die Haltedauer der Beteiligung an. Prinzipiell geht es den Investoren nicht um Wachstum um jeden Preis. Vielmehr nutzen sie ihr Expertenwissen, um die Marktposition der Familienunternehmen zu verbessern oder ihre marktführende Stellung auszubauen – natürlich ohne die Rentabilität aus den Augen zu verlieren. Den „Retter in der Not“ spielen sie eher selten: Für eine Restrukturierung maroder Familienunternehmen würden sich nur ein Viertel der befragten Häuser entscheiden.
In der Theorie scheinen sich die Partner gefunden zu haben, doch die Praxis spricht eine andere Sprache: In der Tat werden wenige Transaktionen umgesetzt. Eine der Hauptursachen dafür ist das fehlende Vertrauen gegenüber externen Investoren – die Familienunternehmen fürchten um ihr Mitspracherecht. Dies spiegelt sich in der Uneinigkeit über die Form der Beteiligung wider: 54 Prozent der von uns befragten Verantwortlichen in Familienunternehmen bevorzugen eine Minderheitsbeteiligung, was wiederum im Gegensatz zu den Zielen der Investoren steht: Diese streben zu 85 Prozent eine Mehrheitsbeteiligung an, um bei allen wesentlichen Unternehmensentscheidungen mitwirken zu können.
Private-Equity-Gesellschaften wiederum kritisieren digitale Rückstände bei Familienunternehmen und Intransparenz bei Prozessen und Abläufen sowie hohe Widerstände gegenüber Veränderungen. Darüber hinaus gehen die Meinungen beim Preis und bei den Gewinn- und Wachstumszielen auseinander.
Überwinden die Partner ihre Diskrepanzen, kann allerdings echter Mehrwert geschaffen werden. Beide Seiten können voneinander profitieren: Die Familienunternehmen in Sachen Kapitalbeschaffung und Produktivität, die Investoren durch Wertschöpfung über eine längere Haltedauer als üblich.
Die Grundskepsis von Familienunternehmen gegenüber Finanzinvestoren ist einem positiven Verständnis ihrer Leistung gewichen: Gesellschaften mit Private-Equity-Beteiligung gelten als internationaler, wettbewerbsfähiger, innovativer und produktiver als Unternehmen ohne einen Partner.
92 Prozent der Familienunternehmen erhoffen sich durch den Einstieg eines Finanzinvestors eine bessere Kapitalausstattung, Unterstützung bei der Realisierung ihrer Wachstumsziele sowie operative Verbesserungen und Effizienzsteigerungen. Insgesamt ist die Mehrheit der Befragten überzeugt, dass durch eine Private-Equity-Beteiligung die Gesamtleistung des Familienunternehmens erhöht werden kann.
Die Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit: Die Mehrheit der Beteiligungsgesellschaften investiert seit Jahren in Familienunternehmen und den Mittelstand. Zwei Drittel der befragten Private-Equity-Gesellschaften vergibt das Beteiligungskapital an Unternehmen mit einem durchschnittlichen Umsatz von unter 100 Mio. Euro. Der Rest beteiligt sich an größeren Unternehmen mit einem Umsatz von 100 bis 500 Mio. Euro.
„It takes two to tango – beide Seiten müssen sich aufeinander einlassen, wenn sie eine profitable Verbindung eingehen wollen. Dazu gehört, die Stärken des jeweils anderen zu nutzen, um eine Win-Win-Situation zu erreichen“
Steve Roberts,Leiter Private Equity bei PwC Deutschland und auf EMEA-EbenePwC Studie „Private Equity und Familienunternehmen“
Kontaktieren Sie unsere Experten
Für unsere Studie haben wir 200 Familienunternehmen und 55 Private-Equity-Gesellschaften befragt, letztere in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Beteiligungskapital (BVK).