Ihr Experte für Fragen
Uwe Rittmann
Leiter Familienunternehmen und Mittelstand,
Mitglied der Geschäftsführung bei PwC Deutschland
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Sie sind Weltmarktführer, gelten als Rückgrat der deutschen Wirtschaft und sind für viele Menschen der beliebteste Arbeitgeber: Man mag kaum glauben, dass die deutschen Familienunternehmen ein Imageproblem haben. Genau das legen die Ergebnisse der Umfrage „Das Image deutscher Familienunternehmen 2023“ unter 1.055 Befragten aber nahe.
Es fehlt ihnen an Anerkennung, wenn es um internationale Wettbewerbsfähigkeit, wirtschaftliche Stärke, Innovationskraft und Krisenfestigkeit geht. Und sie drohen den Anschluss an die so wichtige Gruppe der jungen Menschen in Ausbildung zu verlieren, die sich häufig für Startup-Unternehmen begeistern, weil diese als risikobereiter und innovativer gelten und modernere Arbeitsbedingungen bieten.
„Beliebt zu sein, reicht nicht. Familienunternehmen müssen klarer kommunizieren und die Lücken zwischen Fakten und Fremdwahrnehmung schließen – denn sie haben sehr viel mehr zu bieten als die Bevölkerung glaubt, insbesondere wenn es um wirtschaftliche Kennzahlen geht.“
Familienunternehmen sind die beliebtesten Arbeitgeber und werden vor allem wegen ihrer regionalen Verwurzelung, der Qualität von Produkten und Serviceleistungen und ihrem vertrauensvollen Umgang gegenüber Mitarbeitenden geschätzt. 30 Prozent der Befragten stufen sie 2023 als Wunscharbeitgeber ein. Im Vergleich zur Befragung von 2021 haben sich die Familienunternehmen damit auf Rang eins der Beliebtheitsskala hochgearbeitet und landen erstmals vor der Öffentlichen Hand.
Zugleich fallen Familienunternehmen aber deutlich ab, wenn es um wirtschaftlichen Faktoren und ihre Bewertung als globale Player geht: Bei der internationalen Wettbewerbsfähigkeit liegen Konzerne nach Ansicht der Befragten mit 71 versus fünf Prozent vorn, ebenso bei der Marktmacht (73 versus sechs Prozent) bei der wirtschaftlichen Stärke (56 versus zwölf Prozent), bei der Krisenfestigkeit (35 versus zwölf Prozent) und Innovationsstärke (11 Prozent versus 28 Prozent). Darüber hinaus punkten Konzerne bei der Einschätzung der Profitabilität, der Kosteneffizienz und der Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Unternehmen. Nicht ganz so bei der Risikobereitschaft: Hier gelten für 45 Prozent die Startups als Vorreiter (Konzerne: 27, Familienunternehmen acht Prozent).
Hinsichtlich der internationalen Karrierechancen fällt die Bewertung ähnlich aus: Familienunternehmen unterliegen deutlich gegenüber den Konzernen mit nur fünf versus 63 Prozent. Im Vergleich zu 2021 haben sie sich sogar um zwei Prozentpunkte verschlechtert, Konzerne dagegen um neun Prozentpunkte verbessert. Auch bei den Arbeitsbedingungen schneiden sie im Vergleich mit Konzernen schlecht ab.
Es liegt auf der Hand, dass diese Einschätzung nicht der Faktenlage entspricht: Viele Familienunternehmen sind globale Player mit entsprechenden Chancen für Mitarbeitende. Laut Stiftung Familienunternehmen haben die 500 größten Familienunternehmen deutschlandweit im Zeitraum von 2011 bis 2020 um 25 Prozent auf mehr als 2,8 Millionen Beschäftigte angehoben. Die 26 nicht-familienkontrollierten Dax-Unternehmen haben im gleichen Zeitraum gerade mal eine Steigerung der Beschäftigung von vier Prozent erreicht. Insgesamt stellt der Mittelstand in Deutschland übrigens mehr 54 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze.
International sieht das ähnlich aus: Familienunternehmen schafften in diesem Zeitraum mehr als 1,8 Millionen neue Arbeitsplätze, was einer Steigerung von 33 Prozent entspricht. Die Dax-26-Unternehmen steigerten im selben Zeitraum ihre weltweite Beschäftigung nur um 14 Prozent auf eine Million.
Auch die Krisenfestigkeit von Familienunternehmen wird falsch eingeschätzt: Während der Pandemie haben Familienunternehmen gezeigt, wie widerstandsfähig sie sind. Dennoch stehen beim Umgang mit Krisen die Konzerne bei der Einschätzung durch die Befragten deutlich besser da als die Familienunternehmen.
Bewertung der Unternehmenstypen im Hinblick auf einzelne Arbeitgeberaspekte (Auswahl)
Wenn es um Innovationen und Risikobereitschaft geht, schauen die jungen Menschen in Ausbildung vermehrt zu den Startups. So würden sich 40 Prozent dieser Gruppe für ein Startup entscheiden, nur 25 Prozent von ihnen für ein Familienunternehmen. Insgesamt liegen die Startups bei der Mehrheit der Befragten (39 Prozent) vorn, wenn es um die Einschätzung der Innovationskraft geht.
Familienunternehmen werden mehrheitlich als vertrauenswürdig eingestuft. In dieser Hinsicht lassen sie alle anderen Unternehmen weit hinter sich – auch bei der jüngeren Generation. So hält die Gruppe der jungen Menschen in Ausbildung Familienunternehmen zu 86 Prozent für vertrauenswürdiger als andere Unternehmen.
Beim zukunftsrelevanten Thema Nachhaltigkeit sind Familienunternehmen gut aufgestellt (65 Prozent), was die Bewertung der Regionalität der Produkte und der Erzeugung und nachhaltiges Wirtschaften betrifft. Im Vergleich zu 2021 haben sie sich in diesem Bereich um satte elf Prozentpunkte verbessert.
Vertrauen sowie gute Produkte oder Services – das sind altersunabhängig die wichtigsten Faktoren, wenn es um die Bewertung eines Arbeitgebers geht. Bei jungen Menschen in Ausbildung folgt auf dem dritten Platz die Übernahme sozialer Verantwortung, bei den bereits Berufstätigen der Aspekt „wirtschaftliche Stärke“.
„Die Deutschen haben großes Vertrauen in Familienunternehmen. Das müssen sie noch besser für sich nutzen und auch ihre Aufstellung als Global Player, ihre Krisenfestigkeit und ihre Innovationsstärke verdeutlichen.“
Uwe Rittmann,Leiter Familienunternehmen und Mittelstand bei PwC DeutschlandDas Image deutscher Familienunternehmen 2023
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Im Sommer 2023 haben wir für diese repräsentative Umfrage 1.055 Bürger:innen ab 18 Jahren nach ihrer Sicht auf Familienunternehmen online befragt.