Transformationsprozesse fordern Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer

Wie offen sind Mitarbeitende in Familienunternehmen für Veränderungen?

Transformationsprozesse in Familienunternehmen
  • Artikel
  • 5 Minuten Lesezeit
  • 26 Nov 2024

Viele Unternehmen durchlaufen derzeit Transformationsprozesse. Für die Mitarbeitenden bringt das oft tiefgreifende Veränderungen mit sich, die zu erhöhten Arbeitsbelastungen, Sorgen um die Arbeitsplatzsicherheit und einer allgemeinen Verunsicherung führen. Das zeigt der diesjährige Global Workforce Hopes & Fears Survey von PwC, für den 56.000 Mitarbeitende aus 50 Ländern befragt wurden. Weltweit haben mehr als die Hälfte der Arbeitnehmenden das Gefühl, dass zu viele Veränderungen auf einmal am Arbeitsplatz stattfinden und 44 Prozent verstehen nicht, warum sich überhaupt etwas ändern muss.

Trotz dieser Herausforderungen bleiben viele Mitarbeitende optimistisch und bereit, sich an neue Arbeitsweisen anzupassen.

18.000 der Befragten arbeiten in einem Familienunternehmen und hier gibt es signifikante Unterschiede beim Umgang mit Veränderungen, wie der Family Business Cut des Survey zeigt. Im Wesentlichen ist das auf tiefer verwurzelte Werte und die langfristigere Ausrichtung von Familienunternehmen zurückzuführen – was bei Veränderungsprozessen Schwäche und Stärke zugleich sein kann.

Das Wichtigste
in 30 Sekunden

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen drei Schlüsselthemen auf, die Familienunternehmen dabei helfen können, Innovation und Wandel für ihre Belegschaft positiv aufzuladen und für Transformationsprozesse zu motivieren:

  1. Transformation ist auch eine kommunikative Führungsaufgabe. Sie muss begründet und erklärt, um verstanden und unterstützt zu werden.
  2. Es gilt, Vertrauen in neue Technologien zu schaffen, insbesondere in GenAI – denn: Die Mitarbeitenden sind bereit dafür.
  3. Mitarbeitende brauchen Qualifikations- und Weiterbildungsmaßnahmen, um die Kompetenzen aufzubauen oder zu entwickeln, mit denen ein Wandel aktiv mitgestaltet werden kann.

Ihr Experte für Fragen

Uwe Rittmann
Leiter Familienunternehmen und Mittelstand bei PwC Deutschland
E-Mail

Veränderungskommunikation ist Führungsaufgabe

Zwei Drittel der Mitarbeitenden in Familienunternehmen geben an, dass sie im vergangenen Jahr mehr Veränderungen erlebt haben als in den vorangegangenen zwölf Monaten, bei den Nicht-Familienunternehmen waren es nur 60 Prozent. Führungskräfte sind hier gefordert und müssen dafür Sorge tragen, dass die Menschen das Gefühl haben, Veränderungen positiv mitzugestalten – und nicht durch eine Transformation getrieben werden. Die Mehrheit der Befragten ist bereit, sich an neue Arbeitsweisen anzupassen – über die Hälfte macht sich aber Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz, ebenfalls die Hälfte versteht die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit von Veränderungen nicht. Das könnte daran liegen, dass Familienunternehmen dazu neigen, Veränderungen langsamer vorzunehmen als Nicht-Familienunternehmen, so dass die Belegschaft Zeit hatte, sich sukzessive daran anzupassen. Diese Zeit gibt es bei dem heutigen Veränderungstempo, das für alle Branchen gilt, nicht mehr.

Da die Mitarbeitenden in Familienunternehmen auf der anderen Seite daran glauben, dass technologischer Wandel, Klimawandel und veränderte Kundenpräferenzen Auswirkungen auf ihre Arbeit haben werden, liegt die Aufgabe der Führungskräfte vor allem darin, die dafür notwendigen organisatorischen Veränderungen nachvollziehbar und transparent zu kommunizieren. Dazu gehören eine klare Vision, ein effektives Management, ein strukturierter Fahrplan für die Umsetzung, Schulungsangebote und Beteiligungsmöglichkeiten, damit die Mitarbeitenden einen eigenen positiven Beitrag zu den Transformationsaktivitäten leisten können. Insbesondere Familienunternehmen mit ihrer oft langen Tradition haben bereits bewiesen, dass sie widerstandsfähig und agil sind – und damit durchaus glaubwürdig, wenn es darum geht, ihre Mitarbeitenden für Transformationsprozesse zu begeistern und zu gewinnen.

„Viele Familienunternehmen haben eine ‚Innovationstradition‘, weil sie sich regelmäßig neu erfinden und innovativ sein mussten. Allerdings vollziehen sich Veränderungen und Umwälzungen heute deutlich schneller und dieses Tempo stellt die Mitarbeitenden bisweilen vor große Herausforderungen.“

Uwe Rittmann,Leiter Familienunternehmen und Mittelstand bei PwC Deutschland
Infografik: Anteil der Mitarbeitenden in Familienunternehmen, die den folgenden Aussagen zu Veränderungen ihrer Rollen innerhalb der letzten 12 Monate zustimmen

Vertrauen in GenAI aufbauen

Mitarbeitende in Familienunternehmen sind offen für neue Technologien, insbesondere GenAI, und sehen darin viele Vorteile. So sagen 65 Prozent, dass GenAI die Effizienz ihrer Arbeit im kommenden Jahr steigern wird, 76 Prozent rechnen mit Qualitätsverbesserungen und 77 Prozent glauben, dank GenAI kreativer zu sein. Alle Prozentsätze liegen höher als bei den Befragten aus Nicht-Familienunternehmen. Interessant ist auch, dass bei Familienunternehmen mit 44 Prozent zwölf Prozentpunkten mehr Mitarbeitende GenAI bei der Arbeit bereits eingesetzt haben. Auch wenn durchaus auch Risiken gesehen werden, so scheinen die Mitarbeitenden von Familienunternehmen gegenüber GenAI recht aufgeschlossen. Das gilt auch für die NextGen der Eigentümerfamilien: In der aktuellen NextGen-Umfrage von PwC gaben die Befragten an, dass sie von der transformativen Kraft von GenAI überzeugt sind. Für die Unternehmensführung von Familienunternehmen ist das eine große Chance. Dazu gehören aber auch die Aufklärung und der Austausch über die durchaus vorhandenen Bedenken, insbesondere in ethischer Hinsicht. Denn 58 Prozent der Mitarbeitenden in Familienunternehmen äußern die Sorge, dass GenAI Fehlinformationen (58 Prozent) verstärken wird.

„Eine wichtige Aufgabe der Führungskräfte ist es, den Mitarbeitenden die Notwendigkeit von Veränderungen zu erklären und sie zu unterstützen, Qualifikationslücken zu schließen. Einen großen Vorteil sehe ich darin, dass viele Arbeitnehmer neuen Technologien wie GenAI sehr positiv gegenüberstehen.“

Sebastian Holtze,Director im Bereich Workforce Transformation bei PwC Deutschland

Weiterbildung und Kompetenzaufbau

Die Mehrheit der Mitarbeitenden in Familienunternehmen ist der Meinung, dass ihre Arbeit mit den langfristigen Zielen ihres Unternehmens übereinstimmt. Demzufolge sehen 66 Prozent von ihnen die Zukunft ihres Unternehmens optimistisch, bei Nicht-Familienunternehmen sind es nur 57 Prozent. Das sind gute Voraussetzungen, um Mitarbeitende in Transformationsprozesse einzubinden und Veränderungen als Chancen zu begreifen. Die Aufgabe der Unternehmen, insbesondere der Führungskräfte, liegt nun darin, den Mitarbeitenden die notwendigen Schulungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten. Das ist insbesondere in Familienunternehmen wichtig, weil sich die Arbeit im Vergleich zu anderen Unternehmen nach Angaben der Befragten nicht so stark verändert hat (32 versus 42 Prozent). Veränderung ist also weniger „gelernt“ – die entsprechenden Fähigkeiten dafür müssen aufgebaut werden. Das ist eine Führungsaufgabe, die die Bestandsaufnahme von vorhandenen Fähigkeiten umfasst, um Kompetenzlücken zu identifizieren und zu schließen. Insbesondere gilt das auch für GenAI. Denn mehr als ein Fünftel der Arbeitnehmer:innen, die noch nie GenAI genutzt haben, gibt an, dass ihr Arbeitgeber ihnen keinen Zugang zu GenAI-Tools gegeben hat; ebenso viele sagen, dass sie nicht wissen, wie man solche Tools nutzt. Weiterbildung und die Integration von GenAI-Tools in den Arbeitsalltag können hier Abhilfe leisten.

Jetzt herunterladen

Hopes & fears: family business cut

Follow us

Contact us

Uwe Rittmann

Uwe Rittmann

Leiter Familienunternehmen und Mittelstand, PwC Germany

Tel.: +49 211 981-1998

Sebastian Holtze

Sebastian Holtze

Director, PwC Germany

Hide