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Nicolette Behncke
Partnerin und Expertin für Sustainability-Reporting und -Assurance bei PwC Deutschland
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Mehr als 95 Prozent der untersuchten börsennotierten Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz berichten mittlerweile über Klimathemen. Angesichts der gewaltigen Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, lassen die Tiefe und Qualität der Berichterstattung über Klimathemen jedoch zu wünschen übrig. So kommunizieren die meisten Unternehmen zwar über ihre Klimaziele, aber wenige haben einen konkreten Plan mit Meilensteinen und einer Roadmap entwickelt, der im Detail beschreibt, wie sie diese Ziele erreichen und die Fortschritte messen wollen. Und auch die Analyse und der Umgang mit Klimarisiken und -chancen steckt noch in den Kinderschuhen.
“Der Klimawandel ist die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts und das beherrschende Thema in Politik und Gesellschaft. Umso enttäuschender ist es, dass die Klimaberichterstattung börsennotierter Unternehmen dieser Bedeutung noch nicht gerecht wird. Der Wille, sich dem Klimawandel anzunehmen ist zwar da, aber bei der Umsetzung hapert es zuweilen noch.”
Mehr als 95 Prozent der Unternehmen im DAX 30, MDAX, ATX 20 und SMI 20 berichten grundsätzlich über Klimathemen. Ein Großteil der Informationen findet sich dabei in regulierten Berichtselementen wie zum Beispiel dem Lagebericht oder nichtfinanziellen Bericht. Knapp 70 Prozent der untersuchten Unternehmen nutzen zudem ihre Webseiten zur Veröffentlichung von Klimainformationen. Bemerkenswert ist die geringe Verbreitung von Klimainformationen in den Investorenpräsentationen.
Umfang und Tiefe der Klimaberichterstattung haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Je nach Sektor zeigen sich jedoch große Unterschiede im Reifegrad und der Qualität: Besonders Unternehmen aus Branchen, die großen Einfluss auf den Klimawandel haben und sich deshalb schon länger mit klimabezogenen Fragestellungen beschäftigen – etwa die Automobilbranche, die Chemieindustrie oder der Energiesektor – zeigen eine ausführliche und ausgereifte Berichterstattung.
Mehr als zwei Drittel der Unternehmen berichten bereits über klimabezogene Risiken. Chancen, die sich aus Klimaveränderungen ergeben können, werden aber bisher nur von etwa der Hälfte der untersuchten Unternehmen betrachtet. Weniger als jedes fünfte Unternehmen (18 Prozent) nutzt im Reporting Klimaszenarioanalysen, um zu zeigen, wie klimabedingte Risiken und Chancen identifiziert und gesteuert werden.
Und auch bei der konkreten Umsetzung der Klimaziele gibt es noch viele Fragezeichen. Nur knapp 40 Prozent der analysierten Unternehmen verknüpfen ihre Klimaziele mit einer spezifischen Roadmap, die konkrete Meilensteine, Zwischenziele und Maßnahmen aufzeigt.
“Die Mehrheit der börsennotierten Unternehmen scheint noch keine Klarheit darüber zu haben, wie die kommunizierten Ziele erreicht und welche Kennzahlen der Messung des Fortschritts zugrundegelegt werden sollen.“
Zu diesen Ergebnissen kommt eine PwC-Studie, für die die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft die Klimaberichterstattung von 130 Unternehmen im deutschen DAX 30 und MDAX sowie im Schweizer SMI 20 und dem österreichischen ATX 20 analysiert hat. Ergänzt wurde die inhaltliche Analyse durch eine eigens für die Untersuchung einer glaubwürdigen Klimaberichterstattung konzipierten Textanalyse durch Prof. Dr. Alexander Bassen und Prof. Kerstin Lopatta von der Universität Hamburg.
Das Vertrauen der Öffentlichkeit und Investoren zu gewinnen, ist heute entscheidend für den Unternehmenserfolg. Deshalb zeichnet PwC seit 2016 Unternehmen mit dem Building Public Trust Award aus, die eine besonders transparente, glaubwürdige Berichterstattung haben und auch nichtfinanzielle Werttreiber und Leistungsindikatoren abbilden.
Partnerin, Sustainability Reporting Leader Europe, Sustainability Services, PwC Germany