Seit Januar 2023 ist die europäische Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) in Kraft. Deutlich mehr Unternehmen als bisher müssen künftig zu Nachhaltigkeitsthemen Bericht erstatten – und zwar deutlich umfangreicher als zuvor: Europaweit werden mit der CSRD etwa dreimal mehr Unternehmen als zuvor berichtspflichtig, ihre Zahl steigt von knapp 12.000 auf etwa 49.000. Mittelfristig werden außerdem nicht nur große, sondern auch kapitalmarktorientierte kleine und mittlere Unternehmen unter die CSRD-Berichtspflichten fallen.
Für diese Studie wollten wir herausfinden, wie die berichtspflichtigen Unternehmen die CSRD-Implementierung angehen: Wie berichten die Unternehmen derzeit über nichtfinanzielle Themen? Welche Maßnahmen zur CSRD-Implementierung haben sie bereits umgesetzt? Welche Tools nutzen sie dafür? Und beeinflussen die CSRD-Vorgaben bereits heute ihr Handeln?
Einige der wesentlichen Studienergebnisse lauten: Eine deutliche Mehrheit der Unternehmen (61 %) erhebt bereits CSRD-relevante KPIs; 58 % haben inzwischen eine Scope- und 54 % eine Materialitätsanalyse durchgeführt. 15 % der Unternehmen hat hingegen noch nicht damit begonnen, die CSRD-Anforderungen umzusetzen.
Bei 42 % der befragten Unternehmen sind die Nachhaltigkeitsabteilungen für die CSRD-Implementierung zuständig. Bei einem knappen Drittel (30 %) ist die Accountingabteilung verantwortlich, das Controlling bei 21 % der Unternehmen. Bei 63 % setzt die CSRD-Vorgaben die Abteilung um, die auch die Umsetzung der EU-Taxonomie verantwortet.
64 % der Befragten berichten, für ihr Unternehmen stelle die komplexe technische Umsetzung der CSRD-Vorgaben eine Herausforderung dar. Für exakt genauso viele sind knappe Ressourcen eine Herausforderung. Der hohe Zeitdruck bei der CSRD-Umsetzung stellt für jedes zweite Unternehmen eine Hürde dar.
Dass es fachlich komplex ist, die CSRD-Vorgaben umzusetzen, liegt für die große Mehrheit der Unternehmen (74 %) vor allem daran, dass sie die gesamte Wertschöpfungskette betrachten müssen. Für 61 % ist auch die Datengrundlage in dieser Hinsicht herausfordernd, für jeweils gut die Hälfte sind es Auslegungsspielräume (53 %) und Definitionsfragen (52 %).
Gut die Hälfte der Unternehmen (52 %) will Softwarelösungen für die CSRD-Berichtspflichten nutzen, während 20 % keine Softwarelösung einsetzen wollen. Ein gutes Viertel (27 %) der Unternehmen will Excel nutzen – die am häufigsten genannte Lösung. Jeweils knapp jedes fünfte Unternehmen (19 %) plant, eine spezielle Nachhaltigkeits-Softwarelösung oder ERP-Systeme zu nutzen.
12 % der Befragten wollen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung ausschließlich dieselben Softwarelösungen nutzen wie für die finanzielle Berichterstattung; jeweils ein knappes Drittel der Unternehmen (30 %) will entweder neben der Software für die finanzielle Berichterstattung noch andere Software nutzen oder für die nichtfinanzielle Berichterstattung ausschließlich spezielle Software nutzen. Ebenfalls fast jeder dritte Befragte weiß noch nicht, welche Softwarelösungen zum Einsatz kommen sollen.
Auffällig: Bei 59 % der Unternehmen beeinflussen die CSRD-Vorgaben schon heute operative Entscheidungen. Und knapp drei Viertel der Befragten (72 %) verfolgen eine steuerungsrelevante Nachhaltigkeitsstrategie – 2021 waren es 24 %. Bei 81 % der Unternehmen mit Nachhaltigkeitsstrategie ist diese in die Gesamtstrategie des Unternehmens integriert.
Für 70 % sind die Erwartungen eigenen Kund:innen ein wesentlicher Faktor dafür, die eigene Nachhaltigkeitsstrategie zu verändern – wichtiger als die Regulatorik, die für gut die Hälfte (55 %) der Unternehmen ein Treiber von Veränderung ist. Ebenfalls wichtige Faktoren sind Marketing (53 %) und Investoren (48 %).
Die Hälfte der Unternehmen will ihr Nachhaltigkeitsreporting erst prüfen lassen, wenn dies verpflichtend ist. 22 % lassen die Angaben schon heute mit „limited assurance“ prüfen, 13 % bereits mit „reasonable assurance“. Die Unternehmen, die ihre Daten bereits prüfen lassen oder dies planen, wollen dafür auf ihre Abschlussprüfer:innen (35 %) oder eine andere Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (25 %) zurückgreifen.
58 % der befragten Unternehmen wollen sich für die CSRD-Umsetzung extern beraten lassen, ein knappes Drittel (29 %) plant dies nicht. Eine Mehrheit der Unternehmen (54 %), die auf Berater:innen setzen, sehen vor, dass diese bis zu 30 % des Umsetzungsaufwands übernehmen.
Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) 2023 - eine Analyse
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PwC hat Mitte des Jahres 2023 insgesamt 170 Unternehmen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden intensiv zur Umsetzung der CSRD befragt. Die Schweiz als Nicht-EU-Mitglied ist zwar nicht zwingend betroffen; Schweizer Unternehmen orientieren sich jedoch häufig an den Berichtspflichten der EU-Staaten. Außerdem können Schweizer Konzerne ebenfalls indirekt betroffen sein, wenn sie Tochterunternehmen mit Sitz in der EU haben – die dann wiederum unter die Regelungen CSRD fallen.
Partnerin, Sustainability Reporting Leader Europe, Sustainability Services, PwC Germany