CEOs sorgen sich weniger um den Klimawandel und die Folgen auf Unternehmen, als Investor:innen das gerne sehen würden und es gelingt ihnen nicht, die Risiken und Chancen des Klimawandels so zu adressieren, wie Investor:innen das fordern.
Die Mehrheit der Unternehmensleiter:innen scheint anzuerkennen, dass sie in Sachen Klima aktiver werden müssen. So haben sich in den vergangenen Jahren rund 2.500 Unternehmen wissenschaftsbasierte Emissionsziele gesetzt.
Der Vergleich zweier PwC-Studien legt allerdings nahe, dass die möglichen finanziellen Auswirkungen des Klimawandels auf ihr Geschäft den CEOs weniger Kopfzerbrechen bereiten als Investor:innen. Dazu kommt: Vorstandschefs berichten seltener, dass ihr Unternehmen aktiv Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreift, als es in den Augen von Investor:innen sinnvoll wäre.
„Investor:innen zeigen sich besorgter als CEOs, dass der Klimawandel weitreichende Folgen für Unternehmen haben wird.“
Der Klimawandel beeinträchtigt Unternehmen in ihrer nachhaltigen Wertschöpfungskraft – und zwar auf zweierlei Art: Zum einen können physische Gefahren wie steigende Temperaturen und Klimakatastrophen die Geschäftsabläufe stören. Zum anderen können sogenannte Übergangsrisiken, die durch die Transformation zu einer emissionsarmen Wirtschaft entstehen – etwa Klimaregulierung oder der Einfluss von klimabewussten Kund:innen und Investor:innen – Geschäftsmodelle auf die Probe stellen.
Doch sind CEOs und Investor:innen die finanziellen Auswirkungen dieser Risiken bewusst? Um das herauszufinden, hat PwC im Rahmen des jährlich durchgeführten „Global CEO Survey“ Vorstandschefs gefragt, wie stark ihr Unternehmen kurz- und mittelfristig von finanziellen Verlusten in Folge des Klimawandels betroffen sein wird und wie sehr der Übergang zu neuen Energiequellen die Profitabilität in ihrer Branche in den kommenden zehn Jahren beeinflussen wird. Investor:innen haben wir im Rahmen des „Global Investor Surveys 2022“ die gleichen Fragen gestellt – bezogen auf die Firmen, in die sie investieren oder die sie analysieren.
Sowohl kurzfristig als auch mittel- und langfristig (zwölf Monate, fünf und zehn Jahre) sind Investor:innen besorgter als CEOs, dass der Klimawandel und der Übergang zu erneuerbaren Energien starke Auswirkungen auf die finanzielle Performance von Unternehmen haben wird.
Mit Blick auf die kommenden zwölf Monaten waren 22 % der Investor:innen der Meinung, dass sich die aus dem Klimawandel resultierenden Gefahren stark auf die finanzielle Leistung der Unternehmen auswirken würden. Bei den CEOs lag dieser Anteil nur bei 14 %.
Bei der mittelfristigen Perspektive (fünf Jahre) war die Diskrepanz sogar noch größer: Hier gehen 37 % der Investor:innen von deutlich spürbaren Folgen aus, bei den CEOs nur 22 %.
Mit Blick auf die Profitabilität in den kommenden zehn Jahren rechnet die Hälfte der Investor:innen mit weitreichenden Folgen durch die Energiewende – bei den CEOs waren es nur 37 %.
Ein Grund für die unterschiedliche Wahrnehmung könnte darin liegen, dass sich die Prioritäten der CEOs verschoben haben: 2021 war noch ein Drittel der Vorstandschefs sehr oder extrem besorgt, dass der Klimawandel als globale Bedrohung ihr Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten negativ beeinflussen könnte. 2022 lag dieser Anteil nur noch bei 14 %.
„Die Unterschiede lassen sich eventuell damit erklären, dass den Unternehmen andere Bedrohungen, wie die Inflation oder die hohe Volatilität, derzeit dringlicher erscheinen.“
Wenn es nach den Investor:innen geht, sollten Unternehmen jetzt handeln: 44 % sind der Meinung, dass Unternehmen die Reduktion von Treibhausgasemissionen in ihren Geschäftsabläufen und Lieferketten zu einer ihrer Top 5-Prioritäten machen sollten. Auf Platz 1 der Prioritätenliste steht aus Investorensicht das Thema Innovation (83 % Nennungen), gefolgt von Profitabilität (69 %).
Nach fünf spezifischen Klimamaßnahmen befragt, lag der Anteil der Investor:innen, die die jeweilige Maßnahme für effektiv halten, jeweils höher als der Anteil der CEOs, die angaben, dass ihr Unternehmen Fortschritte bei der Umsetzung der jeweilige Maßnahme mache oder diese bereits abgeschlossen habe.
Unter den Maßnahmen, die Unternehmen aus Sicht der Investor:innen nun umsetzen sollten, wurden Initiativen zur Reduktion der Emissionen (75 %) und Innovationen für klimafreundliche Produkte und Prozesse (73 %) am häufigsten genannt. 69 % sprechen sich für eine datengestützte, unternehmensweite Klimastrategie aus. Auffällig: Der Anteil der CEOs, die über Pläne oder Erfolge bei diesen Maßnahmen berichten, ist deutlich niedriger.
Der Übergang zu erneuerbaren Energien könnte sich langfristig signifikant auf die Profitabilität der Unternehmen auswirken. Darin sind sich Investoren (50 %) und CEOs (37 %) einig. Wenn Unternehmen ihre Klimamaßnahmen begründen, sollten sie dabei die finanziellen Implikationen von Klimarisiken und -chancen mitdenken.
Investoren erwarten stabile Gewinne: 81 % sagen, dass sie bei Unternehmen in ihrem Portfolio, die Nachhaltigkeitsmaßnahmen ergreifen, einen maximal einprozentigen Rückgang der Gewinne akzeptieren würden. Um diese Erwartungen zu erfüllen, werden Unternehmen ein hohes Maß an Disziplin beim Umgang mit den finanziellen Auswirkungen ihrer Klimaprogramme an den Tag legen müssen.
Nur wenige Investor:innen haben volles Vertrauen in die Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen. Lediglich 61 % sagen, dass sie die Nachhaltigkeitsangaben eines Unternehmens nutzen, um zu beurteilen, wie dieses mit Klimachancen und -risiken umgeht. Die große Mehrheit verlässt sich hierfür auf den Jahresabschluss (89 %), den Dialog mit dem Unternehmen (81 %) oder Datenquellen Dritter (79 %). 87 % der Investor:innen sind der Meinung, dass das Nachhaltigkeitsreporting der Unternehmen zumindest teilweise auf Greenwashing basiert. Umso wichtiger ist es, die Relevanz und Qualität von Nachhaltigkeitsberichten zu verbessern.
„CEOs sollten die Klimastrategie ihres Unternehmens mit den Prioritäten verknüpfen, die den Investor:innen am meisten am Herzen liegen – nämlich Profitabilität und Innovation. So können Unternehmenschefs die Art von Führung demonstrieren, die sich die Kapitalmärkte wünschen.“
Nadja Picard, Global Reporting Leader bei PwC DeutschlandPDF, 0,3 MB, Englisch
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Für die Analyse haben wir die Ergebnisse zweier Studien verglichen: