Welche Risiken bestehen aus Sicht von Investor:innen in Deutschland für ihre Unternehmen? Welche Rolle spielen Nachhaltigkeitsthemen bei ihren Investitionsentscheidungen? Und wie schätzen sie die Berichterstattung der Unternehmen zu diesen Themen ein?
Dies und mehr hat PwC 227 Investor:innen, Asset Manager:innen und Analyst:innen aus 43 Ländern gefragt, darunter 99 aus Deutschland. Die Ergebnisse sind nun im Global Investor Survey 2022 veröffentlicht. Im Folgenden lesen Sie die wichtigsten Details zu den Ergebnissen für Deutschland.
„Rund acht von zehn Investor:innen vermuten ‚Greenwashing‘ in der ESG-Berichterstattung – das sollte Unternehmen und Regulatoren aufhorchen lassen. Das fehlende Vertrauen ist vor allem deshalb besorgniserregend, weil Nachhaltigkeitsinformationen immer häufiger die Entscheidungen von Anleger:innen und anderen Stakeholdern beeinflussen.“
Zwei Drittel der deutschen Investor:innen (67 %) sehen die Inflation in den nächsten zwölf Monaten als größte potenzielle Bedrohung für ihre Unternehmen. Die Geldentwertung ist damit das meistgenannte Risiko. Es folgen makroökonomische Volatilität (57 %), geopolitische Konflikte (39 %) und Cyberrisiken (38 %). Ebenfalls unter den kurzfristigen Top-5-Risiken befindet sich der Klimawandel mit 19 % der Nennungen – etwas weniger übrigens als im globalen Durchschnitt (22 %).
Knapp die Hälfte (49 %) der Befragten geht davon aus, dass die makroökonomische Volatilität in den kommenden fünf Jahren die größte Gefahr für ihre Unternehmen darstellt. Die weiteren mittelfristigen Top-5-Risiken sind Cyberrisiken (45 %), geopolitische Konflikte (43 %), Klimawandel (41 %) und die Inflation (38 %).
Knapp vier von fünf Anleger:innen (78 %) halten neue klimafreundliche Produkte oder Prozesse für (sehr) wirkungsvoll, um Klimarisiken zu begegnen. Dasselbe gilt für Initiativen, die die Emissionen reduzieren (75 %) und datengestützte Strategien, um Emissionen zu vermindern und Klimarisiken zu verringern (71 %). Auffällig ist, dass die Befragten einen internen CO2-Preis für deutlich weniger sinnvoll halten: Nur 49 % sehen darin eine (sehr) wirkungsvolle Maßnahme.
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung spielt für Investor:innen mittlerweile eine große Rolle: 74 % der Befragten schätzen es als wichtig oder sehr wichtig für ihre Investitionsanalysen und -entscheidungen ein, dass Unternehmen darüber Bericht erstatten, wie wichtig Nachhaltigkeitsfaktoren für ihr Geschäftsmodell sind. 64 % der Anleger:innen finden es (sehr) wichtig, dass Unternehmen berichten, welchen Einfluss ihre Geschäftstätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft hat. Offenbar ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung für deutsche Investor:innen besonders wichtig: Beide Werte liegen höher als im internationalen Vergleich (74 vs. 69 % und 64 bzw. 60 %).
Auch wenn die Anleger:innen die von den Unternehmen berichteten Nachhaltigkeitsdaten als bedeutende Informationsquelle sehen – für verlässlich halten sie sie größtenteils nicht: Mehr als vier von fünf Befragte (82 %) gehen davon aus, dass die Unternehmen dort Behauptungen zu ESG-Themen aufstellen, die nicht auf verlässlichen Informationen basieren („Greenwashing“). Nur 2 % halten die veröffentlichten Informationen für vollständig zuverlässig.
Umso wichtiger ist es, das Vertrauen in die berichteten Daten zu erhöhen. Als wichtigste vertrauensbildende Maßnahmen nannten die Befragten unabhängige Prüfungen der Berichterstattung (46 % hoher oder sehr hoher Grad) und eine externe Zertifizierung oder Validierung (42 %).
„Dass veröffentlichte Nachhaltigkeitsinformationen unabhängig geprüft werden, hat für alle Stakeholder einen sehr hohen Stellenwert. Diese Prüfungen sollten qualitativ hochwertig und aussagekräftig sein.“
Danach gefragt, was für sie zu den Top-Prioritäten eines erfolgreichen Unternehmens gehört, nennen 87 % der Anleger:innen Innovation. Zu den Top-5-Prioritäten zählen darüber hinaus Profitabilität (68 %), Datensicherheit und -schutz (48 %), eine effektive Corporate Governance (47 %) und eine Reduktion der CO2-Emissionen. Die Reihenfolge dieser Prioritäten entspricht genau dem internationalen Durchschnitt.
56 % der Investor:innen erwarten, dass die Profitabilität der Unternehmen, in die sie investieren, in den kommenden zehn Jahren stark oder sehr stark dadurch beeinflussen wird, inwieweit sie auf erneuerbare Energien umsteigen werden – das sind deutlich mehr als im internationalen Vergleich (50 %). Als weitere wichtige Faktoren für die Profitabilität nennen die Befragten disruptive Technologien (50 %) sowie regulatorische Entwicklungen und Probleme in den Lieferketten (jeweils 48 %).
Für die Studie hat PwC 227 Investor:innen, Asset Manager:innen und Analyst:innen in 43 Ländern befragt, davon 99 aus Deutschland. Unter den Befragten waren hauptsächlich institutionelle Anleger:innen mit einem breiten Spektrum an Assetklassen, Investitionsansätzen und Zeithorizonten. Das verwaltete Vermögen (Assets under Management) liegt zwischen 500 Millionen und einer Billion US-Dollar oder mehr.