Um den Klimawandel wirksam zu bekämpfen und negative Folgen so gut wie möglich zu reduzieren, sind wir mehr denn je auf innovative Klimatechnologien angewiesen. Unsere jährliche „State of Climate Tech“-Studie zeigt jedoch, dass die Investitionen in Klimatechnologie-Startups das zweite Jahr in Folge rückläufig sind: Im Vergleich zum Vorjahr ist das Investitionsvolumen um 40,5 % eingebrochen.
„Die Gründe für die sinkende Investitionsbereitschaft sind komplex: Inflation, sinkende Bewertungen, Kriege – die Rahmenbedingungen für Anleger bleiben volatil.“
Die gute Nachricht: Der Gesamtanteil der Investitionen in Klimatechnologien ist auf 11,4 % im dritten Quartal 2023 gestiegen und folgt damit weiter einem klaren Wachstumstrend. Die Ergebnisse der Studie zeigen jedoch, dass es nicht nur auf das Investitionsvolumen ankommt, sondern auch darauf, wie sich die Mittel auf die Sektoren verteilen. Denn dort, wo das Potenzial für die Dekarbonisierung hoch ist, kommen mitunter zu wenig Investitionen an.
Der Rückfall bei den Investitionen in Climate-Tech-Startups kommt zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, zeigt doch der aktuelle „Net Zero Economy Index“ von PwC, dass die globale Dekarbonisierung noch immer nicht genügt, um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen. Mehr Kapital für Startups, die sich innovativen Klimatechnologien verschrieben haben, wäre also dringend nötig. Zugleich sehen sich aber viele Investoren mit unsicheren Rahmenbedingungen konfrontiert, die zu einem erhöhten Maß an Vorsicht führen. Das betrifft allerdings nicht nur den Climate-Tech-Sektor, sondern mit einem allgemeinen Rückgang von 50,2 % das gesamte Wagniskapital- und Private-Equity-Volumen. Der Anteil von Climate-Tech-Investitionen im Verhältnis zum Gesamtvolumen wächst jedoch trotzdem weiter und belief sich im dritten Quartal 2023 auf 11,4 %.
Obwohl sich Investitionen zunehmend auf Sektoren ausweiten, die eine große Hebelwirkung für die Dekarbonisierung bergen, bleibt die Lücke zwischen Potenzialen und Realität groß. So sind beispielweise die Investitionen in den Industriesektor von 8 auf 14 % gestiegen. Gemessen am Gesamtanteil der Emissionen dieser Branche (34 %) ist das aber immer noch zu wenig. Ähnlich sieht es im Bereich „Lebensmittel, Landwirtschaft und Landnutzung“ aus, der 22 % der gesamten Emissionen ausmacht, aber nur 8 % der Investitionen erhält. Dementsprechend wichtig ist es, dass sich Finanzierungs- und Emissionsreduktionspotenzial weiter angleichen.
Betrachtet man mit Nordamerika, China, Europa und dem Asien-Pazifik die vier Regionen, in denen Climate-Tech-Investoren die meisten Startup-Finanzierungen bereitstellen, wird eine Verschiebung deutlich. Während der Schwerpunkt vieler Investoren mit einem Anteil von 51 % (Q1 2013 bis Q3 2022) bis zuletzt noch auf dem Mobilitätssektor lag, orientieren sie sich vor allem in Nordamerika und China zunehmend um.
In Deutschland sind seit 2013 rund 50 % aller Climate-Tech-Investitionen in den Mobilitätssektor geflossen. Darüber hinaus hat der Energiesektor mit rund 22,4 % der investierten Mittel in diesem Zeitraum stark profitiert. Der Industriesektor schneidet dagegen mit nur 3,3 % sehr schwach ab. In diesem Jahr (Q1 – Q3) sind mit 35,5 % die meisten Mittel an den Energiesektor gegangen, gefolgt vom Built-Environment-Sektor (29,3 %) auf Platz zwei und Mobilität (20,8 %) auf dem dritten Platz. Insgesamt wurden 2023 deutschlandweit etwa 1.293 Milliarden US-Dollar in den Climate-Tech-Bereich investiert.
Der Studienbericht zeigt über die sektorspezifischen Investitionsverschiebungen hinaus auch einen Trend weg von den Early-Stage-Deals hin zu Finanzierungsgeschäften in den Wachstums- und Expansionsphasen. Den befragten Expert:innen zufolge hat das einerseits mit der fehlenden Skalierbarkeit zu tun, ist andererseits aber zu Teilen auf die Vorsicht der Gründer:innen zurückzuführen. Diese könnten Deals in der Frühphase beispielsweise aus Angst vor fallenden Bewertungen meiden.
Obwohl der Markt für Klimatechnologien anspruchsvoller wird, birgt er für Investoren große Chancen. Um diese zu ergreifen, ist jedoch ein strategisches Vorgehen wichtiger denn je. Die befragten Investoren empfehlen dabei vor allem diese drei Punkte:
„Der Bedarf an Innovation im Bereich der Klimatechnologie ist enorm. Daher braucht es nicht nur Risikokapital, sondern zukünftig auch deutlich mehr Wachstumskapital, um vielversprechende Lösungen schnell zu skalieren.“
Gunther Dütsch,Partner im Bereich Nachhaltigkeitsberatung bei PwC DeutschlandInvestitionsanalyse
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Grundlage der Studie ist der Climate Tech Investment Index von PwC. Für den diesjährigen Bericht wurden mehr als 8.000 Climate-Tech-Startups und über 32.000 Geschäftsabschlüsse im Wert von mehr als 490 Milliarden US-Dollar analysiert. Um die potenziellen Klimaauswirkungen der einzelnen Technologiebereiche zu bewerten, haben wir eine Schätzung der kumulativen CO2-Äquivalent-Emissionen, die zwischen 2020 und 2050 reduziert oder gebunden werden, in Gigatonnen Emissionsreduktionspotenzial (ERP) vorgenommen. Soweit möglich, haben wir Quellen mit definierten und dokumentierten Szenarien und Annahmen verwendet, wobei wir uns hauptsächlich auf die Arbeit von Project Drawdown gestützt haben.
Gunther Dütsch
Partner, Sustainability Services & Climate Change, PwC Germany
Tel.: +49 160 3739019