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Andree Simon Gerken
Partner, Agrar & Klimaschutz im Bereich Nachhaltigkeitsberatung bei PwC Deutschland
Tel.: +49 151 64530740
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Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen: 15 % der globalen CO2-Emissionen sind dem Agrarsektor zuzuordnen – in Deutschland sind es immerhin noch 8 %. Regenerative Landwirtschaft bietet Antworten auf viele Probleme, die damit in Zusammenhang stehen. Durch den Einsatz regenerativer Praktiken können Landwirte nicht nur die Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität fördern, sondern auch ihre ökonomische Stabilität sichern.
„Die Einführung regenerativer Praktiken zahlt gleichermaßen auf ökologische und wirtschaftliche Kennzahlen ein. Landwirtschaftliche Betriebe können so ihre Resilienz stärken und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“
Viele Landwirte zögern, regenerative Praktiken zu übernehmen, da diese oft nicht klar definiert sind und hohe Anfangsinvestitionen erfordern. Wirtschaftliche Unsicherheiten und der Aufwand für die Umstellung sind weitere Hürden. Dennoch zeigen unsere Analysen, dass die langfristigen Vorteile – wie verbesserte Bodengesundheit und reduzierte Betriebskosten – die Anfangsinvestitionen rechtfertigen.
Der Praxisleitfaden Regenerative Landwirtschaft basiert auf der detaillierten Simulation und Analyse von Maßnahmen bei einem Musterbetrieb aus dem Ackerbau. Über einen Zeitraum von sechs Jahren wurden die ökologischen und ökonomischen Auswirkungen regenerativer Praktiken simuliert und bewertet. Die Ergebnisse dienen als Orientierung für andere Betriebe und verdeutlichen, wie regenerative Praktiken zur nachhaltigen Produktion beitragen können.
Die Analyse zeigt, dass Landwirte durch den Einsatz regenerativer Praktiken langfristig ihre Rentabilität steigern können. Dazu tragen unter anderem die Reduktion von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sowie die verbesserte Bodengesundheit bei. In unserem Praxisbeispiel führte der Einsatz von Zwischenfrüchten und Untersaaten zu einer Ertragssteigerung von 7 % bei Winterweizen. Gleichzeitig konnten die Kosten für mineralische Düngemittel durch natürliche Stickstofffixierung gesenkt werden.
Darüber hinaus war es in unserem Musterbetrieb möglich, Treibhausgasemissionen mittels Simulation regenerativer Praktiken deutlich zu reduzieren. In unserem Rechenbeispiel führte die Implementierung regenerativer Praktiken zu rund 30 % weniger Landwirtschafts-Emissionen (FLAG-Emissionen). Möglich macht das eine Kombination aus reduzierter Bodenbearbeitung, Zwischenfruchtanbau und der Nutzung von Leguminosen, die den Stickstoffkreislauf verbessern und Lachgasemissionen reduzieren.
Die Untersuchung zeigt, dass eine erfolgreiche Umsetzung regenerativer Praktiken die Zusammenarbeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette erfordert – von Landwirten über die verarbeitende Industrie bis hin zum Lebensmitteleinzelhandel. Externe Dienstleister können dabei unterstützen, indem sie finanzielle Anreize bieten, Wissen vermitteln und die Umsetzung begleiten. Langfristige Partnerschaften und direkte Kommunikation fördern derweil die Akzeptanz und Effizienz nachhaltiger Ansätze. Der Leitfaden veranschaulicht, dass die enge Zusammenarbeit aller Akteure sowohl ökologischen als auch ökonomischen Nutzen bringt.
Regenerative Landwirtschaft zielt darauf ab, natürliche Ressourcen zu erhalten und zu verbessern. Im Kern geht es darum, die Gesundheit des Bodens zu fördern, die Biodiversität zu steigern und die Widerstandsfähigkeit landwirtschaftlicher Systeme gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu erhöhen. Diese Praktiken umfassen eine Vielzahl von Maßnahmen, die dazu beitragen, den Boden zu regenerieren und die Kohlenstoffbindung zu maximieren. Dazu gehören unter anderem der Verzicht auf intensive Bodenbearbeitung, der Anbau von Zwischenfrüchten, die Nutzung von Deckfrüchten und Untersaaten sowie die Integration von Viehhaltung in die Ackerbausysteme.
Ein zentrales Prinzip der regenerativen Landwirtschaft ist die Erhöhung der organischen Substanz im Boden, insbesondere durch den Aufbau von Humus. Humus ist entscheidend für die Bodenfruchtbarkeit, da er Nährstoffe speichert, die Wasserhaltekapazität verbessert und die Bodenstruktur stabilisiert. Durch die Förderung der Humusbildung können Landwirte die Bodenfruchtbarkeit langfristig sichern und gleichzeitig die Kohlenstoffbindung im Boden erhöhen, was zur Reduktion von Treibhausgasen beiträgt.
Ein weiteres wichtiges Element der regenerativen Landwirtschaft ist die Förderung der Biodiversität. Dies wird durch den Anbau einer Vielzahl von Pflanzenarten erreicht, die unterschiedliche Wurzeltiefen und Nährstoffbedarfe haben. Diese Diversität trägt dazu bei, Schädlinge und Krankheiten zu reduzieren, die Bodenstruktur zu verbessern und die Nährstoffkreisläufe zu optimieren. Zudem wird die biologische Aktivität im Boden gefördert, was die Gesundheit des gesamten Ökosystems unterstützt.
Der Boden sollte zu jeder Zeit durch Pflanzen oder Mulch bedeckt sein. Dies schützt ihn vor Erosion, hält die Feuchtigkeit und fördert die biologische Aktivität im Boden. Eine ständige Bodenbedeckung hilft auch, die Bodentemperatur zu regulieren und Unkrautwachstum zu unterdrücken.
Eine kontinuierliche Durchwurzelung des Bodens mit lebenden Pflanzenwurzeln ist entscheidend für die Bodenfruchtbarkeit und -gesundheit. Permanente Kulturen oder Zwischenfrüchte sorgen dafür, dass der Boden immer von Wurzeln durchzogen ist, was die Bodenstruktur verbessert, die Wasseraufnahme erhöht und die Aktivität von Bodenmikroorganismen steigert.
Die Förderung der biologischen Vielfalt sowohl über als auch unter der Erde ist ein zentrales Prinzip der regenerativen Landwirtschaft. Dies umfasst die gesamte Vielfalt der Pflanzenarten, Tiere und Mikroorganismen. Eine hohe Biodiversität trägt zur Stabilität und Resilienz des gesamten landwirtschaftlichen Systems bei, indem sie die natürlichen Kreisläufe und Wechselwirkungen stärkt.
Dieses Prinzip betont die Bedeutung der Reduktion oder des Verzichts auf intensive Bodenbearbeitung. Durch nur minimale Eingriffe werden die natürliche Bodenstruktur und die Lebensräume der Bodenorganismen geschützt. Dies fördert die Ansammlung von organischer Substanz, verbessert die Wasserinfiltration und reduziert die Erosion.
Die Integration von Tieren in die landwirtschaftlichen Systeme kann die Bodenfruchtbarkeit und die Biodiversität fördern. Durch gezielte Beweidung werden Nährstoffe gleichmäßig im Boden verteilt, und die Tiere tragen zur Bodenbelüftung und zur Humusbildung bei. Diese Praxis kann auch die Widerstandsfähigkeit der landwirtschaftlichen Systeme gegenüber extremen Wetterereignissen erhöhen.
„Regenerative Landwirtschaft schafft eine nachhaltige Grundlage für die verarbeitende Industrie und den Lebensmitteleinzelhandel, die genauso von einer stabilen, qualitativ hochwertigen Rohstoffversorgung profitieren wie die Verbraucher:innen.“
Andree Simon Gerken,Partner, Agrar & Klimaschutz im Bereich Nachhaltigkeitsberatung bei PwC DeutschlandPraxisleitfaden zur regenerativen Landwirtschaft
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Um die Integration regenerativer Praktiken in die Praxis zu veranschaulichen, haben wir die Veränderungen anhand eines beispielhaften Betriebs analysiert. Die Basis bildet die detaillierte Analyse eines exemplarischen Ackerbaubetriebs in Deutschland. Die Anwendung regenerativer Landwirtschaftspraktiken wurde über einen Zeitraum von sechs Jahren simuliert, um die ökologischen und ökonomischen Auswirkungen zu quantifizieren. Um das Praxisbeispiel für den Einsatz regenerativer Praktiken zu konkreten Erfahrungen relevanter Akteure in Bezug zu setzen, wurden ergänzend sechs Landwirte und vier Vertreter des Lebensmitteleinzelhandels interviewt.