Nachhaltigkeit steht bei Konsumenten hoch im Kurs. Das gilt zunehmend auch für Finanzprodukte: Das Potenzial für nachhaltige Investments („Sustainable Finance“) ist enorm, wie aus der „Privatkundenstudie 2020: Sustainable Finance“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hervorgeht. Aber: Viele Privatkunden kennen das Angebot ihrer Banken an solchen Produkten nicht.
Der repräsentativen Studie zufolge kann sich etwas mehr als die Hälfte (51 Prozent) der mehr als 4000 Befragten vorstellen, eine nachhaltige Kapitalanlage zu erwerben.
Vor allem die jüngere, digital-affine Generation zeigt mit Blick auf die eigene Zukunft großes Interesse daran. Zugleich aber wünscht sich die Mehrheit der Befragten eine deutlich bessere Beratung ihrer Geldinstitute zu nachhaltigen Finanzprodukten. Befragt hatte PwC die Studienteilnehmer zwischen dem 26. Juni und dem 3. Juli 2020.
Elektrogeräte, Lebensmittel, Autos, Immobilien und zunehmend auch Finanzprodukte: Für knapp zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) sind der Studie zufolge Nachhaltigkeitsaspekte in den vergangenen fünf Jahren bei ihren Kaufentscheidungen wichtiger geworden. Diese Erwartung an mehr Nachhaltigkeit haben Privatkunden allerdings auch mit Blick auf ihr Geldinstitut. So meinen mehr als acht von zehn der Befragten (81 Prozent), dass ihr Geldinstitut nicht nur nachhaltige Produkte anbieten, sondern sich auch selbst an Nachhaltigkeitskriterien orientieren soll. Ob ihre Bank dies allerdings tut, wissen rund sechs von zehn Kunden (59 Prozent) nicht.
„Mit dem Thema Nachhaltigkeit können sich Banken vom Wettbewerb abheben. Denn bei fast der Hälfte der Privatkunden ist dieses Kriterium mitentscheidend für die Wahl ihrer Bank.“
Ein weiteres wichtiges Studienergebnis: Deutlich mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) kennt den Begriff „Nachhaltige Finanzprodukte“ nicht, und weitere 27 Prozent haben den Ausdruck zwar schon einmal gehört, können sich aber nichts Genaueres darunter vorstellen. Demgegenüber haben nur 12 Prozent der Studienteilnehmer eine „ganz gute Vorstellung“ des Begriffs, und nur 4 Prozent kennen diesen Begriff „sehr gut und wissen genau, was damit gemeint ist.“
Das Angebot ihrer Bank an nachhaltigen Produkten kennen nur 5 Prozent der Befragten. 16 Prozent wissen zwar, dass ihre Banken solche Angebote bereithalten, wissen aber nicht genau, welche. Viele Befragte wünschen sich mehr Informationen über das gesamte Angebot ihrer Bank (24 Prozent), transparentere Informationen (24 Prozent) sowie detailliertere Informationen über den positiven Beitrag einzelner Produkte (22 Prozent).
Umweltschutz (43 Prozent), die Unterstützung sozial verantwortlich handelnder Unternehmen und Staaten (38 Prozent) sowie der Klimaschutz (35 Prozent) sind die wichtigsten Beweggründe der Befragten für ihr Investment in nachhaltige Finanzprodukte. Besitzer solcher Produkte haben ihre Anlage häufig selbst ausgewählt – ein weiteres Indiz dafür, dass Banken ihre Privatkunden noch zu selten über passende Angebote informieren.
Sogenannte Impact Investments – Geldanlagen, die einen Beitrag zur Verbesserung der Welt leisten – sind für knapp die Hälfte (47 Prozent) der Besitzer nachhaltiger Finanzprodukte das entscheidende Motiv. 25 Prozent der Besitzer und Interessierten geben sogar an, dass sie etwas schlechtere Konditionen in Kauf nehmen würden – nämlich dann, wenn sie in Unternehmen investieren, die zum Beispiel ökologische Technologien entwickeln oder gesellschaftliche Probleme lösen.
Ein weiteres wichtiges Studienergebnis: Mehr als die Hälfte (51 Prozent) der befragten Kunden besitzen zwar noch kein nachhaltiges Finanzprodukt, kann sich aber grundsätzlich vorstellen, dies zu tun. Und wer schon in ein solches Produkt investiert, bleibt meist dabei: So hat etwa die Hälfte der Besitzer nachhaltiger Finanzprodukte vor, künftig weitere solche Investments zu tätigen – jeder vierte sogar noch im laufenden Jahr 2020. Besonders gefragt sind nachhaltige Finanzprodukte bei jungen, digital-affinen Privatkunden zwischen 18 und 39 Jahren. Deutlich mehr als die Hälfte von ihnen gibt an, grün zu wählen (65 Prozent) und/oder einen (Fach-)Hochschulabschluss zu haben (58 Prozent).