Wasser im Fokus

Earth Day 2024 setzt Zeichen für eine nachhaltige Zukunft

See, Wald und Wasser von oben
  • Artikel
  • 7 Minuten Lesezeit
  • 22 Apr 2024

„Ohne Wasser läuft nichts! Alles klar?“ ist das Motto des diesjährigen Earth Days in Deutschland – und das zu Recht. Denn Wasser gilt als zentrale Quelle, die nicht nur für das Überleben der Menschen unverzichtbar ist, sondern auch für die Funktionalität der Gesellschaft, natürlicher Ökosysteme, Industrien und Volkswirtschaften weltweit.

Wir nehmen den Tag zum Anlass, um auf vier zentrale Herausforderungen bei der nachhaltigen Transformation hinzuweisen.

„Während Organisationen große Fortschritte bei der Messung und Reduzierung ihres CO₂-Fußabdrucks gemacht haben, bleibt die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von Wasser ein drängendes und oft unterschätztes Problem – der Klimawandel, das Bevölkerungswachstum, die beschleunigte Urbanisierung und die Industrialisierung verschärfen die Problematik von Wasserknappheit zunehmend. Es besteht Handlungsbedarf, die Wassererhaltung zu priorisieren und Wasserresilienzstrategien zu entwickeln.“

Rainer Kroker,Partner, Sustainability Leader im Bereich Nachhaltigkeitsberatung bei PwC Deutschland

Das Wichtigste in 30 Sekunden

  • Laut UN-Wasserbericht leben etwa 1,2 Milliarden Menschen (ca. ein Fünftel der Weltbevölkerung) in Gebieten mit Wasserknappheit.
  • Der WWF schätzt den ökonomischen Wert von Wasser und Süßwasserökosystemen in Europa auf über 11 Billionen Euro (ca. das 2,5-fache des BIP in Deutschland), was die Dringlichkeit für Maßnahmen unterstreicht.
  • Deutschland verzeichnet seit 2000 einen erheblichen Wasserverlust von durchschnittlich 2,5 Kubikkilometern pro Jahr.
  • In den letzten Jahren wurden Rekordtiefstände des Grundwassers und kritische Pegel des Rheins verzeichnet, was die Binnenschifffahrt stark beeinträchtigte.
  • Niedrigwasserereignisse im Jahr 2018 führten zu einem Rückgang der Industrieproduktion um 1,5 % und einem Rückgang des deutschen BIP um 0,4 % (laut dem Kieler Institut für Weltwirtschaft).
  • Deutschland ist einer der fünf größten Verbrauchermärkte der Welt und der drittgrößte Importeur weltweit, was den globalen Wasserverbrauch maßgeblich beeinflusst.
  • Komplexe internationale Lieferketten in den Bereichen Landwirtschaft, Industrie, Ressourcengewinnung und Energieerzeugung verbindet die deutsche Wirtschaft eng mit der globalen Wasserlandschaft.

Wasser: Vier essentielle Eigenschaften

Natürliche Ressource

Um das komplexe Thema Wasser anzugehen, bedarf es eines umfassenden Verständnisses seiner kritischen Rollen sowie der Auswirkungen und Abhängigkeiten von Wirtschaft und Gesellschaft. Wasser ist eine kostbare natürliche Ressource, die circa 70 % der Erdoberfläche bedeckt. Dennoch wird es knapp, da nur 2,5 % davon als Süßwasser vorliegen. Von diesem Süßwasser ist wiederum weniger als 1 % für den menschlichen Verbrauch zugänglich, da der Großteil in Gletschern gebunden ist. Grundwasser und Oberflächenwasser dienen als primäre Quellen. Wassermangel wird durch menschengemachte Verschmutzung und den Klimawandel verstärkt, was die begrenzte Ressource weiter belastet und Ökosysteme bedroht.

Aquatische Ökosysteme

Wasser bildet die Grundlage für vielfältige aquatische Ökosysteme: Von der Ostsee im Norden bis zu alpinen Bächen und Seen im Süden – Wasser bietet Lebensräume, Unterschlupf und Schutz für Tausende von Pflanzen- und Tierarten. Aquatische Ökosysteme wie Feuchtgebiete, Flüsse, Seen, Küstenmündungen und Ozeane spielen eine entscheidende Rolle in den dynamischen Prozessen der Erde und sind für die Wirtschaft und das Wohlergehen der Menschen unverzichtbar. Auch terrestrische Lebensräume sind auf Wasser angewiesen. Wenn Wasser knapp wird, sind Wälder anfälliger für Brände und Insektenbefall. Dies zeigt sich deutlich in Zentraldeutschland, wo aufgrund von Dürre und hitzebedingtem Befall durch Borkenkäfer bis zu 30 % der Gesamtwaldfläche verloren gehen.

Teil der Menschenrechte

Wasser ist ein grundlegendes Menschenrecht: Vor mehr als 20 Jahren erkannten die Vereinten Nationen an, dass sicheres und sauberes Trinkwasser und sanitäre Einrichtungen ein Menschenrecht darstellt, das für „die uneingeschränkte Freude am Leben und an allen Menschenrechten“ von entscheidender Bedeutung ist. Trotz erheblicher Verbesserungen fehlt immer noch der Hälfte der Weltbevölkerung angemessener Zugang zu sicherem Trinkwasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene (WASH). Extreme Wetterereignisse werden weiterhin die Bemühungen zur Erreichung des Sustainable Development Goals 6 „sauberes Wasser und Sanitäranlagen für alle“ herausfordern.

Klimaregulator

Wasser ist eine vielseitige Maßnahme zur Minderung und Anpassung an den Klimawandel. Klimawandel bedeutet nicht nur steigende Temperaturen, sondern äußert sich auch in Überschwemmungen, Dürren und verstärkter Wasserknappheit. So stößt beispielsweise eine unzureichende Abwasserbewirtschaftung so viel Treibhausgas aus wie die Luftfahrtindustrie. Moore hingegen speichern doppelt so viel Kohlenstoff wie Wälder und Küstenökosysteme wie Mangroven schützen vor Überflutungen. Dennoch könnten Technologien wie die CO₂-Abscheidung und -Speicherung (Carbon Capture and Storage, CCS) die Emissionen reduzieren, aber den Wasserverbrauch verdoppeln. Der globale Wasserbedarf wird voraussichtlich bis 2030 um 40 % steigen, wobei 24 % der weltweiten Bemühungen zur Emissionsreduzierung von stabilen Wasserressourcen abhängen. Dadurch wird das Thema Klimaschutz bald auch verstärkt in Zusammenhang mit Wasserressourcen diskutiert werden.

Ihre Expert:innen für Fragen

Rainer Kroker
Partner, Sustainability Leader im Bereich Nachhaltigkeitsberatung bei PwC Deutschland
Tel.: +49 163 344-1240
E-Mail

Nhung Kieu
Senior Managerin, Water & Nature-Positive, Nachhaltigkeitsberatung bei PwC Deutschland
Tel.: +49 170 7695856
E-Mail

Water Reporting: Die wichtigsten Herausforderungen und Chancen für Unternehmen

Die Erfassung, Überwachung und Berichterstattung der Leistung im Bereich Wasser legen den Grundstein für die Transformation hin zur Wasserresilienz und für zukünftige Innovationen.

Im Hinblick auf die drohende Wasserkrise sind proaktive Unternehmen bereits aktiv auf der Suche nach innovativen Lösungen: Daten des CDP Global Water Reports zeigen, dass 50 % der großen Unternehmenskunden ihre Lieferkette in Wasserfragen einbinden, 14 % der leitenden Führungskräfte zur Verbesserung des Wassermanagements anregen und 4 % finanzielle Anreize für Beschaffungsleiter bereitstellen.

Unternehmen, die Wasserbewirtschaftung priorisieren und ihre Leistung im Umgang mit Wasser messen, sind besser aufgestellt, um Innovationen voranzutreiben und sich an sich ändernde Trends und Stakeholder-Erwartungen anzupassen. Die Festlegung klarer Ziele und die Einbindung der Lieferkette können dazu beitragen, eine zukunftsfähigere Wasserwirtschaft aufzubauen. Investitionen in wassereffiziente Technologien und nachhaltige Praktiken reduzieren nicht nur die Umweltbelastung, sondern stärken auch die Wettbewerbsfähigkeit und verbessern das Markenimage.

In einer Ära erhöhten Bewusstseins für Nachhaltigkeit ist die Forderung nach Messung und Offenlegung von Leistungskennzahlen zur Wasserresilienz durch Investoren, Kunden und Regulierungsbehörden deutlich gewachsen. Wasserbezogene Berichtsstandards entwickeln sich dynamisch weiter. Dazu zählen beispielsweise die CSRD – ESRS E3 (Water and Marine Resources Standard), Taskforce for Nature Related Financial Disclosure (TNFD), Science Based Target Network (SBTN) zur Festlegung von Zielen im Bereich Süßwasser und Meer.

Infografik: Water Scarcity Global View by WWF Water Risk Filter

Was tun für eine nachhaltige Transformation?

Unsere Handlungsempfehlungen

Was gemessen wird, wird gemanagt – die Leistungsmessung ist der entscheidende erste Schritt für eine erfolgreiche Transformation zur Wasserresilienz. Hier sind einige Beispiele für Leistungskennzahlen zur Wasserresilienz, mit deren Messung bzw. Erhebung Unternehmen direkt beginnen können:

Der „Wasserverbrauch“ stellt einen bedeutenden, weit verbreiteten und aussagekräftigen KPI dar, der das Gesamtvolumen des eingeführten Wassers misst, das innerhalb der Unternehmensgrenzen verwendet wird und nicht durch Abwasserentsorgung zurückgeführt wird.

Die Wasserqualität in Oberflächen- und Grundwasser wird oft anhalt von Phosphat- und Nitrat- Gehalten (mg/l) gemessen und beschreibt den Zustand des Wassers hinsichtlich seiner chemischen, physikalischen und biologischen Eigenschaften – typischerweise mit Blick auf seine Eignung für bestimmte Zwecke wie Trinkwasser oder industrielle Nutzung.

Die Wiederherstellung von aquatischen Lebensräumen und Flussgebieten kann messbare positive Umwelt- und soziale Auswirkungen haben. Investitionen in solche Projekte tragen zur Verbesserung der lokalen Biodiversität bei und haben positive Auswirkungen auf das Wasservolumen.

Viele deutsche Unternehmen betreiben Produktionsstätten in Ländern mit unzureichender sanitärer Versorgung und schlechtem Zugang zu sauberem Wasser. Dies bietet die Möglichkeit, die WASH-Bedingungen (Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene) für die Mitarbeitende vor Ort und die umliegenden Gemeinden zu verbessern.

Sie haben Fragen?

Kontaktieren Sie unsere Expert:innen

Wie wir Sie unterstützen können

Unsere Expert:innen unterstützen Sie entlang der ganzheitlichen Reise zur Wasserresilienz-Transformation, indem wir Wissenschaft und Wirtschaft kombinieren, um langfristigen Erfolg und Resilienz zu gewährleisten:

  • Wissenschaft und Wirtschaft vereinen: Zugang zu Hydrologen, Umweltökonomen, Ingenieuren und Infrastrukturspezialisten, Wasserpolitikexpert:innen, Technologieinnovatoren und Nachhaltigkeitsexpert:innen für Unternehmen.
  • Führende Ansätze und Methoden: Aktive Beteiligung an der Entwicklung internationaler Rahmenwerke für das Thema Natur, Taskforce for Nature Related Financial Disclosure (TNFD), Science Based Target Network (SBTN) und der Schaffung innovativer Ansätze für die Bewertung von Wasserwirkung und -risiken.
  • Fokus auf Compliance und Leistungsverbesserung: Reduzierung der Komplexität und Sicherstellung eines fokussierten und effizienten Ansatzes zur Erfüllung verschiedener Anforderungen an die Wasserberichterstattung wie ESRS, CDP, GRI, TNFD und SBTN.
  • Ganzheitlicher und strategischer Ansatz rund um das Thema Wasser: Analysieren und maximieren Sie Ihre Leistung im Bereich Wasser über natürliche Ressourcen hinaus, wie die Wiederherstellung aquatischer Ökosysteme, Umsetzung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel oder den Zugang zu Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH).

PwC Globales Kompetenzzentrum für Wasser: Unsere mehr als 200 Wasserspezialist:innen verfügen über mehr als 20 Jahre erfolgreiche Projekterfahrung in verschiedenen Regionen. An 65 globalen Standorten stehen sie mit vielfältigen Kompetenzen bereit. Sie bieten Organisationen die Vorteile globaler Fähigkeiten und regionaler Einblicke. Ihre Unterstützung umfasst maßgeschneiderte Ansätze und modernste digitale Lösungen auf der Reise zur Wasserresilienz-Transformation.

PwC’s Global Centre for Nature Positive Business: Unser Kompetenzzentrum vereint mehr als 500 Naturspezialist:innen aus unserem Netzwerk. Durch die Bündelung von Fachwissen in den Bereichen Biodiversität, Wasser, Forstwirtschaft, regenerative Landwirtschaft und geospatial analysis beschleunigt das Zentrum den globalen Übergang zu einer naturpositiven Net-Zero-Zukunft. Dabei reicht unser Einfluss von der Datenerfassung über die Entwicklung und Umsetzung von Strategien bis hin zur Berichterstattung.

Wir begleiten unsere Kunden auf ihrer Reise zur Wasserresilienz-Transformation mit einem ganzheitlichen Ansatz. Dieser umfasst die Water Impact Valuation, das Management von Wasserrisiken und -chancen, das Festlegen von Zielen sowie die Entwicklung von Programmen zur verantwortungsvollen Bewirtschaftung, um eine effektive Steuerung, Verbesserung und Berichterstattung über nachhaltige Wasserleistungen zu ermöglichen.

Key Takeaways

  • Die Wasserkrise zeigt sich in Europa durch ungewöhnliche Dürren, Überschwemmungen und extreme Wetterereignisse.
  • Komplexe Wasser-Risiken aus internationalen Lieferketten fordern deutsche Unternehmen heraus, die globale Wasserlandschaft proaktiv zu betrachten.
  • Wasser ist eine wertvolle Ressource, die die Grundlage für eine gesunde aquatische Biodiversität bildet, Klimaanpassungsmaßnahmen unterstützt und ein fundamentales Menschenrecht darstellt.
  • Regulierungen wie die CSRD-Richtlinie, das Natur-Restaurationsgesetz und das Prinzip für einen neuen EU Blue Deal zwingen Unternehmen dazu, ihre Wasser-Auswirkungen, -Risiken und -Chancen offenzulegen und darauf zu reagieren.
  • Der erste Schritt für Organisationen zur Sicherung ihrer zukünftigen Operationen ist die Messung ihrer Wasserleistung, einschließlich Menge, Qualität, Zugang zu WASH und Restaurierung von Ökosystemen.
Follow us

Contact us

Rainer Kroker

Rainer Kroker

Partner, Sustainability Leader, PwC Germany

Tel.: +49 163 3441240

Nhung Kieu

Nhung Kieu

Senior Manager, Water & Nature-Positive, Nachhaltigkeitsberatung, PwC Germany

Tel.: +49 170 7695856

Hide