Transfer Pricing Perspectives DACH – Ausgabe 63

Aus unserer Praxis: Wenn der Fiskus zweimal klingelt – Die PwC Betriebsprüfungsstudie 2024

Geschäftsleute, die ein Meeting abhalten
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  • 30 Aug 2024

Von Hilde Appel und Dr. Alexander Totzek. Die Betriebsprüfung ist für viele Unternehmen in Deutschland eine wichtige und oft auch kritische Angelegenheit, die erhebliche steuerliche Konsequenzen nach sich ziehen kann. Um ein aktuelles Stimmungsbild von Unternehmen zur Praxis der steuerlichen Betriebsprüfung in Deutschland zu erhalten, hat PwC im Zeitraum von 24. Oktober 2023 bis 10. Januar 2024 bundesweit 201 Finanz- und Steuerexperten aus verschiedenen Branchen und Umsatzgrößenklassen befragt.

Die Studie untersucht die Prüfungsschwerpunkte, die Dauer, die Ergebnisse und die Folgewirkungen von Betriebsprüfungen und widmet sich zudem der Rolle von digitaler Transformation und externer Beratung.

Betriebsprüfungspraxis in Deutschland

Die Prüfungsdauer variiert je nach Umsatzgröße der Unternehmen und dauert im Durchschnitt zwischen ein und drei Jahre. Tendenziell kommen dabei größere Unternehmen schneller zu einem Prüfungsabschluss als kleinere. Für mehr als die Hälfte der Unternehmen (54 Prozent) münden Betriebsprüfungen in einer Feststellung, die zu steuerlichen Mehrbelastungen führen kann. Die meisten Unternehmen erzielen dabei eine Einigung mit den Finanzbehörden ohne nachgelagerte Verfahren. Die Studie zeigt auch, dass die Finanzverwaltung zunehmend digitale Tools und Fachprüfer einsetzt, um die Prüfungseffizienz zu erhöhen.

Verrechnungspreise weiterhin im Fokus

Verrechnungspreise sind seit Jahren eines der Topthemen in Betriebsprüfungen. Dies gilt auch für mittelständische Unternehmen mit Auslandsgeschäft. Die Finanzverwaltung prüft dabei kritisch, ob die konzerninternen Preise dem Fremdvergleichsgrundsatz entsprechen und ob die Verrechnungspreisdokumentation den umfangreichen Anforderungen genügt. Die Studie zeigt, dass die Verrechnungspreisdokumentation grundsätzlich angefragt wird (94 Prozent) und dass die Gründe für die Anpassungen der Verrechnungspreise überwiegend der Höhe nach (67 Prozent) und seltener dem Grunde nach (11 Prozent) sind.

Die häufigsten Feststellungen im Bereich der Verrechnungspreise betreffen immaterielle Wirtschaftsgüter, Umstrukturierungen und Funktionsverlagerungen (56 Prozent), Warentransaktionen (44 Prozent), Gewinnmargen verbundener Unternehmen (33 Prozent) und Dienstleistungsverrechnungen/Konzernumlagen (33 Prozent). Aber auch die Prüfung digitaler Geschäftsmodelle rückt mit 11 Prozent immer mehr in den Fokus der Prüferinnen und Prüfer.

Grundsätzlich gilt natürlich, je besser ein Unternehmen auf eine Betriebsprüfung und die Prüfung der Verrechnungspreise vorbereitet ist, desto besser stehen die Chancen, diese ohne steuerliche Mehraufwände zu überstehen. Der Schlüssel liegt aus Verrechnungspreissicht in der operativen und unterjährigen Preissetzung, dem Monitoring und unterjährigen Korrekturen sowie dem Einsatz von Technologie über MS Excel hinaus.

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Weitere Prüfungsschwerpunkte

Die Umsatzsteuer bildet regelmäßig einen Schwerpunkt in der Betriebsprüfung: Rund drei Viertel der befragten Unternehmen (74 Prozent) gaben an, dass die Umsatzsteuer Gegenstand der letzten, allgemeinen Betriebsprüfung war. Die größte Herausforderung liegt dabei in der formalen Richtigkeit von Rechnungen (57 Prozent). Dies kann zu einer Aberkennung des Vorsteuerabzugs und zu hohen Steuernachzahlungen führen.

Im Bereich des internationalen Steuerrechts haben jeweils 28 Prozent international agierender Unternehmen angegeben, dass Feststellungen in die Bereiche Steueranrechnung und Funktionsverlagerung fielen. Die Funktionsverlagerung ist ein Prüfungsdauerbrenner, der hohe Risiken im Bereich von Verrechnungspreiskorrekturen mit sich bringt. Die Anrechnung ausländischer Quellensteuer kann ebenfalls zu erheblichen Steuerbelastungen führen, wenn die Voraussetzungen für die Anrechnung auf die deutsche Körperschaftsteuer nicht erfüllt sind. Eine lückenlose Dokumentation eines nicht dem Zufall überlassenen Timings von Einnahmen und Ausgaben kann hier erfolgsentscheidend sein.

Die Unternehmen müssen sich daher mit den Vorschriften des Außensteuergesetzes und der Anwendung von Doppelbesteuerungsabkommen kritisch auseinandersetzen und ihre Dokumentation und Beweisvorsorge verbessern.

Fazit und Ausblick

Die PwC Betriebsprüfungsstudie 2024 zeigt, dass steuerliche Betriebsprüfungen für Unternehmen weiterhin eine große Herausforderung darstellen, die eine gute Vorbereitung und eine effiziente Abwicklung erfordert. Unternehmen müssen sich auf die steigende Komplexität und Dynamik der Steuerlandschaft einstellen und ihre Steuerstrategie, ihre Prozesse und ihre Dokumentation anpassen.

Um optimal auf eine Betriebsprüfung vorbereitet zu sein, ist daher wichtig:

  • Eine klar definierte und stimmige Steuer- und Verrechnungspreisstrategie gemünzt auf das Unternehmen aufzusetzen, um überhöhte Steuerbelastungen und eine doppelte Besteuerung im grenzüberschreitenden Geschäft zu vermeiden;
  • Eine transparente und effiziente Aufstellung der steuerlichen Prozesse sicherzustellen, zum Beispiel über ein Tax Compliance Management System;
  • Auf technologiebasierte Lösungen zu setzen, wie den Einsatz digitaler Tools zur Organisation und Abwicklung der Betriebsprüfung, um eine erhöhte Datentransparenz zu ermöglichen und Prozesse effizienter zu gestalten und
  • Die frühzeitige Planung grenzüberschreitender Investitionen und Transaktionen unter Berücksichtigung der steuerlichen Auswirkungen und der Verrechnungspreispolitik sicherzustellen.

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