16 November, 2023
Global Investor Survey 2023 von PwC – Ergebnisse für Deutschland / Inflation, Volatilität und Klimawandel sind die größten Risiken für in Deutschland aktive Investor:innen / Beschleunigter KI-Einsatz könnte Wertschöpfung erhöhen / Nur bedingtes Vertrauen in Nachhaltigkeitsberichte
Düsseldorf, 16. November 2023
Investor:innen, die auch oder ausschließlich in Deutschland aktiv sind, sehen für die kommenden zwölf Monate Inflation, gesamtwirtschaftliche Volatilität und den Klimawandel als die größten Risiken für ihre Portfoliounternehmen an. In letzterem stecken aber aus Sicht der Investor:innen zugleich Chancen für neue Wertschöpfung. Und: Fast alle Investor:innen halten das Nachhaltigkeitsreporting von Unternehmen zumindest teilweise für unzuverlässig. Das sind einige der Kernergebnisse des Global Investor Survey 2023 von PwC.
An der weltweiten Befragung, die zum dritten Jahr in Folge stattfand, haben 345 Investor:innen und Analyst:innen aus verschiedenen Regionen und Anlageansätzen sowie mit Schwerpunkten in unterschiedlichen Anlageklassen teilgenommen. 102 von ihnen investieren auch oder ausschließlich in Unternehmen mit Sitz in Deutschland. Ihre Antworten betrachten wir im Folgenden.
Gefragt nach den größten potenziellen Bedrohungen für ihre Portfoliounternehmen in den kommenden zwölf Monaten nannten insgesamt 49 Prozent der befragten Investor:innen die Inflation (30 % stark betroffen, 19 % extrem stark betroffen). 46 Prozent führten die gesamtwirtschaftliche Volatilität an (31 % stark, 15 % extrem), während 41 Prozent (29 % stark, 12 % extrem) den Klimawandel als Schlüsselbedrohung identifizierten. Letzterer ist für insgesamt 54 Prozent der Befragten zugleich einer der wesentlichen Werttreiber für die kommenden drei Jahre. Dazu zählen auch der technologische Wandel (67 %) und veränderte Kundenpräferenzen (56 %).
Ein weiteres Befragungsergebnis lautet: Insgesamt 90 Prozent der Investor:innen sehen es als entscheidend für die Wertschöpfung an, dass Unternehmen künstliche Intelligenz (KI) schneller als bisher für sich nutzen (mäßig wichtig: 21 %, sehr wichtig: 41 %; extrem wichtig: 28 %). Zugleich sind sie sich aber der Risiken bewusst, die mit dem KI-Einsatz einhergehen, allen voran unzureichende Governanceprozesse und Kontrollen sowie Datensicherheit (jeweils 92 % insgesamt), gefolgt von dem Risiko, das von falschen Informationen ausgeht.
„Es ist klar erkennbar, dass die großen globalen Veränderungen, allen voran der Klimawandel und die Digitalisierung, auch die Entscheidungen der Investor:innen immer stärker prägen.“
So ist für 86 Prozent der Befragten mit Blick auf ihre Investmententscheidungen (zumindest teils) wichtig, wie Unternehmen nachhaltigkeitsbezogene Risiken und Chancen managen. Und die Adressierung des Klimawandels ist für 44 Prozent einer der wichtigsten Bewertungsfaktoren, nur knapp hinter der Unternehmensführung (45 %). 68 Prozent der Befragten sagen sogar, dass sie ihre Investmentanteile schon einmal abgestoßen haben, weil ein Unternehmen bezogen auf Nachhaltigkeitsaspekte nicht aktiv genug war – und 71 Prozent erwägen, dies künftig zu tun.
Fast alle Investor:innen äußern allerdings auch Zweifel daran, dass die Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen auch wirklich verlässlich sind (sog. Greenwashing): 98 Prozent sagen, dass die Unternehmensberichterstattung zur Nachhaltigkeit zumindest in gewissem Maße nicht untermauerte Behauptungen enthält; 17 Prozent von ihnen meinen sogar, dass dies in sehr großem Ausmaß der Fall ist; und immerhin 40 Prozent konstatieren unzutreffende Angaben in großem Ausmaß.
Besonders unzuverlässig sind nach Ansicht der Befragten Nachhaltigkeitsangaben, insbesondere mit Blick auf Umwelt- und Sozialbelange (85 % mindestens in mittlerem Ausmaß), gefolgt von anderen verbalen Formen der Berichterstattung (insgesamt 82 % mindestens mittleres Ausmaß) und Angaben zur Wesentlichkeitseinschätzung (insgesamt 81 % mindestens mittleres Ausmaß).
„Die Unternehmen bemühen sich erkennbar um eine konsistente Nachhaltigkeitsberichterstattung“, sagt Nadja Picard von PwC Deutschland. Gleichwohl sei in diesem Punkt noch mehr nötig. „Die Befragung zeigt jedenfalls, wie schon in den Jahren zuvor, wie groß das Bedürfnis der Investor:innen nach verlässlichen Nachhaltigkeitsinformationen ist.“
Umso wichtiger ist es, das Vertrauen in die berichteten Daten zu erhöhen. Als wichtigste vertrauensbildende Maßnahmen nannten 62 Prozent der Befragten die unabhängige Prüfung mit hinreichender Sicherheit, sog. „reasonable assurance“. Was das Vertrauen in den Prüfer angeht, so legen die Investor:innen insbesondere Wert auf erforderliches Fachwissen (90 %) und Erfahrung mit der Prüfung komplexer Organisationen (86 %).
Das Vertrauen in die Nachhaltigkeitsberichterstattung eines Unternehmens könnte gesteigert werden, wenn der Prüfer sicherstellen könnte, dass die Berichterstattung vollständig den erforderlichen Standards und Anforderungen entspräche. Dies gaben 73 Prozent der Befragten an. Weitere 71 Prozent befürworten als Maßnahme, dass der Prüfer bestätige, dass die Gesellschaft auch tatsächlich das getan hat, was sie im Bericht angegeben hat.
„Investor:innen stellen an den Nachhaltigkeitsbericht ähnliche Anforderungen wie an den Jahresabschluss. Dem Prüfer kommt somit beim Thema Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle zu.“
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