25 Januar, 2023
PwC-Analyse zu M&A-Aktivitäten ausländischer Investoren 2022: Weniger Transaktionen als im Vorjahr / Private Equity-Anteil auf dem Höchststand / Finanzinvestoren inzwischen an jeder zweiten Transaktion beteiligt / Investoren aus den USA und Westeuropa führen die Liga an / Mehr Investitionen aus dem Mittleren Osten / Besonders viele Transaktionen in den Segmenten Technologie und industrielle Fertigung / Energiesektor verzeichnet die höchsten Investitions-Zuwächse
Düsseldorf, 25. Januar 2023
Die M&A-Transaktionen zwischen ausländischen Investoren und deutschen Unternehmen dürften im Jahr 2022 zum ersten Mal in den letzten fünf Jahren hinter denen des Vorjahres zurückbleiben. Der Anteil der Transaktionen, an denen ausländische Private Equity-Investoren beteiligt sind, stieg weiter auf einen Höchstwert von 49,3 Prozent. US-amerikanische und westeuropäische Investoren führen die Liga an, die Investoren aus dem Nahen Osten bauten ihren Anteil – gemessen am Transaktionswert – im vergangenen Jahr weiter aus. Die meisten Transaktionen fanden in den Segmenten Technologie und Industrielle Fertigung statt, die Investitionen in den Energiesektor stiegen stark an. Dies sind einige der Kernergebnisse des Berichts „Destination Deutschland. M&A-Aktivitäten ausländischer Investoren 2022“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland. Die Analyse berücksichtigt alle Zusammenschlüsse, Unternehmenskäufe und -verkäufe, Leveraged Buyouts, Spin-offs, Privatisierungen und Übernahmen von Minderheitsanteilen deutscher Unternehmen durch ausländische Investoren, die zwischen dem 1. Januar 2018 und dem 15. November 2022 angekündigt wurden.
Höhere Energie- und Rohstoffpreise, Unterbrechungen der Lieferketten in Folge des Ukraine-Konflikts und der Null-Covid-Politik in China, erschwerte Fundraising- und Finanzierungsbedingungen hatten negative Auswirkungen auf die M&A-Aktivitäten der ausländischen Investoren in Deutschland. Bis zum Stichtag 15. November 2022 wurden 996 Transaktionen mit ausländischer Beteiligung in einem Gesamtwert von 67,7 Milliarden Euro gemeldet. Bis zum Jahresende werden geschätzt 1.140 Transaktionen in einem Wert von insgesamt 76,7 Milliarden Euro stattfinden. Dies bedeutet einen Rückgang des M&A-Volumens um elf Prozent und des gesamten Transaktionswertes um 26,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr (1.286 Transaktionen, 104,8 Milliarden Euro). Die M&A-Aktivität im letzten Jahr liegt allerdings zumindest im Hinblick auf die Transaktionszahl über dem Niveau aller vorangegangenen Jahre; auch der von PwC ermittelte Transaktionswert wird den Wert der Jahre 2019 und 2020 übertreffen.
„Auch in Zeiten makroökonomischer Unsicherheit bleibt Deutschland mit seiner diversifizierten Industrie, zuverlässiger Infrastruktur und stabilen sozialen und rechtlichen Rahmenbedingungen im Fokus ausländischer Investoren. Auch wenn die M&A-Aktivität in diesem Jahr unter dem Rekordwert des Vorjahres liegt, werden qualitative Assets weiterhin zu hohen Preisen gehandelt, was das anhaltende Interesse der Investoren widerspiegelt.“
Die Euro-Abwertung gegenüber den anderen Währungen macht die Investitionen in Deutschland für Investoren aus dem Nicht-Euro-Raum besonders attraktiv. Dies machte sich im letzten Jahr bemerkbar: Die Investoren aus den USA und dem Nahen Osten zeigten insbesondere bei den Mega-Deals mehr Präsenz als die Europäer.
Ein weiteres Ergebnis lautet: In den vergangenen fünf Jahren ist der Anteil der Private-Equity-(PE)-Deals an allen Transaktionen mit ausländischer Beteiligung gestiegen, von 37,4 Prozent im Jahr 2018 auf 49,3 Prozent im letzten Jahr. Somit spielen ausländische Finanzinvestoren – vor allem aus den USA und dem Vereinigten Königreich – eine zunehmend größere Rolle im deutschen Transaktionsgeschehen. PwC erwartet zwar, dass die Zahl der Transaktionen mit ausländischen PE-Investoren bis zum Jahresende um 2,8 Prozent – von 578 Deals im Vorjahr auf geschätzt 562 Deals – zurückgehen wird. Damit liegt die Anzahl der PE-Transaktionen deutlich über den Werten der vorangegangenen Jahre: 313 (2018), 408 (2019) und 392 (2020).
„Das Jahr 2022 war in vielfacher Hinsicht herausfordernd für alle Investoren. Der Transaktionsmarkt wird sich wieder erholen, sobald der makroökonomische Druck nachlässt und sich auch die Finanzierungsbedingungen verbessern. Die Private Equity Häuser sind vorsichtiger als in den Vorjahren geworden. Viele Investitionen und Exits auf das nächste Jahr verschoben, aber die Investitionsbereitschaft der PEs bleibt weiterhin hoch. Viele Transaktionen scheitern zudem momentan daran, dass die Käufer und die Verkäufer unterschiedliche Preiserwartungen haben.“
Wie schon im Vorjahr flossen ausländische Investments besonders häufig in deutsche Technologieunternehmen: 28,9 Prozent aller Deals entfielen auf diesen Sektor, insgesamt 296 Transaktionen (2021: 27,1 Prozent). An der zweiten und dritten Stelle folgen der industrielle Fertigungssektor mit 22,8 Prozent (2021: 21,1 Prozent) und der Einzelhandels- und Konsumgütersektor mit 16 Prozent (2021: 17 Prozent). Deutlich gestiegen sind die M&A-Aktivitäten im Energiesektor (6 Prozent).
„Der Anstieg der Investments hängt mit den hohen Energiepreisen zusammen. Und mit den Bemühungen der Bundesregierung, Energieeinsparungen und die Ökostromnutzung zu fördern sowie die Abhängigkeit von einzelnen Energielieferanten zu verringern.“
Auch das Programm „Digitale Strategie 2025“ und das „Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende“ (GDEW) wirkten sich, so Roberts, positiv auf Investitionen in digitale, energieeffiziente Unternehmen aus.
Die PE-Investoren fokussieren sich auf einzelne, vielversprechende Sektoren, insbesondere auf den Technologiesektor. Auf ihn entfielen mit 35 Prozent mehr PE-Transaktionen als im Vorjahr (31 Prozent). PE-Transaktionen im Einzelhandels- und Konsumgütersektor gingen zurück von 19 Prozent im Vorjahr auf 17 Prozent und blieben im Industriellen Fertigungssektor unverändert bei 16 Prozent.
Dagegen ging der Anteil der Technologiedeals der strategischen Investoren leicht von 24 auf 23 Prozent zurück. Strategische Investoren setzen auf die Deals im industriellen Fertigungssektor (29 Prozent), um in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld ihre Wettbewerbsposition weiter zu stärken oder die Konsolidierungswelle voranzutreiben. Der Anteil der Transaktionen strategischer Investoren im Einzelhandels- und Konsumgütersegment sank von 16 auf 15 Prozent. Die Anteile der Transaktionen mit strategischen Investoren im Gesundheitssektor und Energiesektor stiegen leicht auf neun Prozent bzw. sieben Prozent.
Die Rangliste führen die Investoren aus den USA mit 22,5 Prozent aller M&A-Transaktionen in Deutschland mit ausländischer Beteiligung an, an den Plätzen 2 und 3 nach Anzahl der Transaktionen folgen das Vereinigte Königreich und die Niederlande.
Beim Gesamtwert der Transaktionen war der US-Anteil mit 54,2 Prozent sogar noch deutlich größer. Dies lag insbesondere an den Mega-Deals der US-Finanzinvestoren in Deutschland. Der größte davon war der Erwerb der Funkturmsparte der Deutschen Telekom durch Finanzinvestoren Brookfield Asset Management und die DigitalBridge Group mit einem Wert von 10,7 Milliarden Euro. Zwei weitere nennenswerte Mega-Deals mit US-Beteiligung waren die drei Milliarden Euro schwere Übernahme des Waggonvermieters VTG durch Global Infrastructure Partners und Abu-Dhabi Investment Authority und die Akquisition von Vantage Towers, eines der größten europäischen Netzbetreibers von Sendemasten, für 3 Milliarden Euro durch Global Infrastructure Partners und den PE-Investor KKR. Platz zwei nach Transaktionswert belegt Frankreich (4,9 Milliarden Euro oder 7,3 Prozent), bedingt durch den Kauf des deutschen Pharmaherstellers CordenPharma durch das PE Haus Astorg Partners für drei Milliarden Euro. Den dritten Platz belegt Katar mit einer 2,8 Millionen Euro Investition in die Aktien des Energieversorgers RWE.
„Bemerkenswert ist, dass Investoren aus dem Nahen Osten im letzten Jahr stärker in deutsche Unternehmen investierten, sowohl nach Volumen als auch nach Wert.“
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