17 April, 2023
PwC Maschinenbau-Barometer: Investitionen stagnieren / Expansionsinvestitionen in Asien verlieren deutlich an Zugkraft / Stimmung in der Branche leicht aufgehellt / Kostendruck bleibt die größte Herausforderung
Frankfurt am Main, 17. April 2023
Die Aussichten der deutschen Exportbranchen sind zu Beginn des zweiten Quartals 2023 wieder positiver als zu Jahresbeginn. Auch die Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus glauben wieder mehrheitlich an eine positive Entwicklung. Dennoch bestimmen noch viele Unsicherheiten die Branche: Rund jede:r dritte Entscheider:in blickt weiterhin pessimistisch auf die Entwicklung der deutschen sowie der globalen Konjunktur. Entsprechend vorsichtig agieren die Unternehmen bei Investitionen, wie das aktuelle Maschinenbau-Barometer der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland (PwC) zeigt.
Sieben von zehn befragten Unternehmenslenker:innen geben an, im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg derzeit zusätzliche Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz zu planen. Auch die Steigerung der Cyber-Sicherheit und die Umstrukturierung der Lieferketten stehen ganz oben auf der Agenda der Entscheider:innen.
„Dies erfordert gezielte Eingriffe in bestehende Systeme und Prozesse, möglicherweise werden sogar Elemente des Geschäftsmodells oder die Unternehmensstrategie selbst in Frage gestellt. Ohne mutige Investitionen wird das nicht gehen. Und genau hier liegt aktuell die Achillesferse der Branche: die zunehmende Investitionszurückhaltung.“
Denn die Umfrageergebnisse zeigen: Zwar plant die überwiegende Mehrheit der Manager:innen zu investieren, ihr Anteil ist jedoch geringer als in den letzten fünf Jahren. Zudem liegt der Anteil der Investitionen am Gesamtumsatz mit 5,8 % auf dem niedrigsten Stand seit 2018.
Investiert werden soll vor allem in die Bereiche Weiterbildung der Mitarbeitenden (60 %), die Erhöhung der IT-Sicherheit und die weitere Digitalisierung des Geschäftsmodells. Dabei zielen die Investitionsmaßnahmen bei knapp der Hälfte der Befragten auf Robotik, bei 42 % auf Cybersicherheit und bei rund einem Drittel auf 3D-Druck oder Cloudlösungen. Technologien wie Drohnen und Blockchain fristen nach wie vor lediglich ein Nischendasein.
Vor dem Hintergrund zunehmender internationaler Spannungen, unter Druck stehender Lieferketten und der Verfügbarkeit von Vorprodukten und Komponenten zeigt sich bei den Investitionen in neue Märkte ein gegenüber den Vorjahren verändertes Bild. Diejenigen Befragten, die in neue Märkte expandieren wollen, zielen mit ihren Investitionen mehrheitlich auf Europa (53 %) und Nordamerika (57 %). Asien verliert im Vergleich zum Vorjahr deutlich an Attraktivität für neue Investitionen (49 % vs. 72 %).
„Es kann durchaus sein, dass wir hier erste Anzeichen einer Entflechtung vom asiatischen Markt und insbesondere China sehen. Wir alle wissen inzwischen, wie fragil die globalen Handelswege sind. Gerade der Maschinenbau ist gut beraten, in Szenarien zu denken und sich frühzeitig um mehr Unabhängigkeit und Resilienz zu bemühen, um Flexibilität zu gewinnen.“
Im Vergleich zum Vorquartal schätzen die Befragten die Umsatzentwicklung der Gesamtbranche und des eigenen Unternehmens wieder positiver ein. Die durchschnittliche Umsatzerwartung für die Gesamtbranche im kommenden Jahr beläuft sich auf 1,2 %. Das sind über 4 Prozentpunkte mehr im Vergleich zum Vorquartal. Mehr als die Hälfte der befragten Maschinenbauer:innen (57 %) glaubt inzwischen an eine positive Entwicklung − damit befindet sich die Umsatzprognose zwar auf dem höchsten Stand seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine, ist aber noch längst nicht wieder auf Vorkriegsniveau angekommen. Vor Kriegsbeginn lag die Prognose noch bei 7,2 %. Auch in Bezug auf die Prognose des eigenen Unternehmenswachstums zeigt sich eine optimistischere Haltung als zuletzt: Sechs von zehn Manager:innen gehen von einem Umsatzplus im Jahr 2023 aus. Im Schnitt erwarten sie ein Plus von 2,9 %.
„Eine positive Entwicklung ist durchaus möglich. Allerdings sind die Rahmenbedingungen derzeit noch sehr fragil. Es besteht weiterhin die Gefahr, dass Inflation, hohe Energiekosten, die Verfügbarkeit von Vorprodukten und die Volatilität der Preise diese Wachstumsdynamik ausbremsen.“
Erwartungsgemäß ist der Kostendruck das am häufigsten genannte Wachstumshemmnis, mit dem sich die befragten Unternehmen konfrontiert sehen. Zudem befürchten 59 % der Entscheider:innen auch im zweiten Quartal des Jahres weiter ansteigende Kosten. Dies macht auch sinkende Preise sehr unwahrscheinlich. Immerhin will mehr als die Hälfte der Befragten die Verkaufspreise stabil halten. Die aktuelle Kapazitätsauslastung der Unternehmen ist mit durchschnittlich 89,1 % nach wie vor hoch und liegt nur knapp unter dem Rekordwert des Vorquartals. Allerdings ist der Anteil der Unternehmen, die an der Kapazitätsgrenze arbeiten, im Vergleich zum Vorquartal um 9 Prozentpunkte gesunken und liegt mit 43 % auf dem niedrigsten Stand seit fast drei Jahren. Dies deutet auf die erfolgreiche Umsetzung von Effizienzmaßnahmen zum Beispiel im Hinblick auf den Energieverbrauch oder die Produktionsplanung hin.
Das PwC Maschinenbau-Barometer ist das Ergebnis einer vierteljährlichen Panelbefragung unter Führungskräften des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus. Neben einer Einschätzung der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung spiegelt die Studie die Unternehmenserwartungen hinsichtlich zentraler Kennzahlen wie Kosten, Preise und Investitionsvolumina. Zudem werden in jeder Ausgabe wechselnde Themen vertieft.
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Die Bezeichnung PwC bezieht sich auf das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere der rechtlich selbstständigen Netzwerkgesellschaften. Weitere Details unter www.pwc.com/structure.