04 April, 2023
Private Equity Trend Report 2023: Private-Equity-(PE)-Deals in Europa sind rückläufig / Anzahl aller Transaktion sinkt um 19 Prozent auf 2544 Deutschland bleibt einer der attraktivsten Zielmärkte / Targets aus Energie, Infrastruktur und Konsumgüter im Aufwind / Digitalisierung und Nachhaltigkeit als zentrale Werttreiber
Frankfurt, 4. April 2023
Während die europäische Private-Equity-Branche 2021 einen regelrechten Höhenflug erlebte, hat der Krieg in der Ukraine diesen post-pandemischen Aufschwung beendet. Durch die Mischung aus hoher Inflation, anziehenden Zinssätzen und einer insgesamt angespannten wirtschaftlichen und geopolitischen Lage sind die Deal-Aktivitäten mit Private-Equity-Beteiligung rückläufig. Im Gesamtjahr 2022 fanden 2544 PE-Transaktionen statt. Das sind 19 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Gesamtwert der Deals fiel dagegen nur um vier Prozent und lag mit 208,6 Milliarden Euro weit über den Durchschnittswerten vor der Pandemie.
Zu diesen Ergebnissen kommt der „Private Equity Trend Report 2023“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland. Für die Studie hat PwC 250 Führungskräfte europäischer PE-Firmen befragt, die jeweils über mindestens 250 Millionen Euro an verwaltetem Vermögen verfügen.
„Mit Blick auf die gewaltigen Herausforderungen, vor der die Weltwirtschaft in Folge des Kriegs in der Ukraine und der allgemeinen wirtschaftlichen Abkühlung steht, hat sich die Private-Equity-Branche 2022 gut behauptet. Die Aktivitäten haben sich auf dem vor-pandemischen Niveau eingependelt.“
Deutschland, Österreich und die Schweiz waren vom Rückgang der PE-Transaktionen allerdings besonders stark betroffen: 2022 fanden im DACH-Raum insgesamt 437 PE-Transaktionen statt – rund ein Drittel weniger als im Vorjahr (679). Mit Blick auf den Gesamtwert der Deals war der Einbruch noch deutlicher zu spüren: Dieser ging um 52 Prozent zurück auf 18.1 Milliarden Euro. Der Gesamtwert der Private-Equity-Deals ist 2022 stärker eingebrochen als die Anzahl an Transaktionen.
„Private-Equity-Investoren haben sich im vergangenen Jahr in Folge des schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfelds – und der fehlenden Finanzierungsbereitschaft der Banken für große Deals – auf das bestehende Portfolio fokussiert, um die Wertgenerierung und Steigerung voranzutreiben.“
Deutschland zählt allerdings nach wie vor zu den aktivsten Übernahmemärkten: 13 Prozent aller Transaktionen fanden hierzulande statt (Platz 3). Das sind jedoch drei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Angeführt wird die Rangliste von Frankreich (23 Prozent), gefolgt vom Vereinigten Königreich und Irland (21 Prozent).
„Deutschland wird auch in Zukunft attraktiv bleiben für Investoren“, ist Steve Roberts überzeugt. So wollen 93 Prozent der Investoren, die bereits Investments in Deutschland getätigt haben, dies auch weiterhin tun. Laut Studie sind 83 Prozent der Befragten der Ansicht, dass Deutschland ein guter Standort für PE-Aktivitäten ist. Bei der Frage, welche Region in den kommenden fünf Jahren an Attraktivität für PE-Investitionen gewinnen wird, landet Deutschland mit 68 Prozent auf dem dritten Platz hinter dem Vereinigten Königreich (81 Prozent) und den USA (76 Prozent).
Anders als in den Vorjahren interessierten sich die europäischen PE-Investoren nicht am stärksten für den Sektor Technologie, Medien und Telekommunikation (TMT), sondern für den Bereich Industrielle Produktion. Darauf entfielen insgesamt 36 Prozent aller PE-Deals. TMT und Konsumgüter waren die zweitstärkste Branche; jeweils 24 Prozent der PE-Transaktionen fanden in diesem Sektor statt. PwC-Experte Steve Roberts sieht jedoch Hinweise auf eine Verschiebung bei den Schwerpunkten der Investoren.
„Das in der Pandemie stark gestiegene Interesse an Technologieunternehmen ebbt ab. Stattdessen nehmen Investoren immer häufiger Ziele aus den Branchen Energie, Logistik und Infrastruktur ins Visier, um sich gegen die hohe Inflation abzusichern.“
Populärer werden zudem Targets aus dem Konsumgüterbereich: 40 Prozent der Befragten wollen in den kommenden zwei bis drei Jahren in diesen Sektor investieren.
Für die überwältigende Mehrheit der Befragten ist die Digitalisierung ein zentraler Hebel für die Wertschöpfung: 99 Prozent wollen im kommenden Jahr weiter in die Digitalisierung investieren. Dabei spielt insbesondere Data Analytics eine wichtige Rolle: 78 Prozent planen, Geld in diesen Bereich zu stecken. Datenanalysen kommen regelmäßig für die Due Diligence und Bewertung von Unternehmen zum Einsatz, immer häufiger aber auch für die Identifikation potenzieller Zielunternehmen. 61 Prozent der Befragten berichten, dass sie bereits auf Datenanalysen setzen, um attraktive Übernahmeziele aufzuspüren; 2023 wollen dies bereits gut drei Viertel der Befragten tun (78 Prozent).
Bei einem weiteren Thema herrscht Konsens unter den PE-Investoren: Ausnahmslos alle Befragten geben an, dass sie mittlerweile über eine Richtlinie für verantwortungsvolle Investitionen verfügen sowie Werkzeuge etabliert haben, um diese Guidelines auch umzusetzen. 2021 lag dieser Anteil bei 77 Prozent. Knapp zwei Drittel (64 Prozent) nutzen und tracken ESG-spezifische KPIs für alle Portfolio-Unternehmen. Dazu zählen etwa der CO2-Fußabdruck, der Wasserverbrauch oder Kennzahlen zu Diversität und Inklusion. 2021 lag dieser Anteil erst bei 17 Prozent.
„Bei den PE-Firmen wächst die Überzeugung, dass der Fokus auf Umwelt, Soziales und Governance auch der finanziellen Performance zuträglich ist.“
71 Prozent stimmen der Aussage zu, dass der ROI von ESG die Kosten übersteigt; noch vor einem Jahr waren erst 36 Prozent der Befragten dieser Meinung.
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