26 Januar, 2023
53 Prozent der Gründer:innnen sind mit dem Startup-Ökosystem in der Hansestadt zufrieden – Tendenz steigend / Zu schaffen machen den Entrepreneur:innen die Personalplanung und der Zugang zu Finanzmitteln / Drei von vier Startups kooperieren mit etablierten Unternehmen – der Austausch mit der Wissenschaft ist ausbaufähig
Hamburg, 26. Januar 2023
Wie wohl fühlen sich Hamburger Gründer:innen in der Hansestadt? Wie bewerten sie die Bedingungen für Startups vor Ort? Was läuft gut? Was muss besser werden? Diesen Fragen geht die Hamburger Regionalauskopplung des 10. Deutschen Startup Monitors nach, für den rund 2.000 deutsche Startups befragt wurden, davon 139 mit Sitz in Hamburg.
Die gute Nachricht: Die Zufriedenheit mit dem regionalen Ökosystem steigt auf 53 Prozent. Vor zwei Jahren bewerteten nur 39 Prozent der Hamburger Gründer:innen das Startup-Ökosystem in der Hansestadt mit (sehr) gut, im Vorjahr 51 Prozent. Die Tendenz ist also steigend – und das ist wichtig. Denn im Bundesschnitt sind sogar gut zwei Drittel der Startups mit den Bedingungen an ihrem Standort zufrieden. Schwächen zeigen sich in Hamburg insbesondere bei der Finanzierung und der Vernetzung mit der Wissenschaft. Gut schneidet die Hansestadt in Sachen kultureller Attraktivität ab – ein großer Vorteil im Wettbewerb um Talente.
„Hamburg verfügt über eine grundsätzlich gut entwickelte Startup-Landschaft. Trotz Pandemie, Rezessionsängsten, Energiekrise und Inflation wird hier weiter fleißig gegründet und die Pipeline an Unternehmen zur Weiterentwicklung des Ökosystems ist gut gefüllt. Die zentrale Herausforderung besteht nun darin, diese Dynamik in Wachstum zu übersetzen. Damit dies gelingt, muss sich der Zugang zu Kapital und Köpfen aber verbessern.“
Denn um weiter zu wachsen, sind die Hamburger Entrepreneur:innen insbesondere auf einen Nachschub an finanziellen und personellen Ressourcen angewiesen – und beides ist schwierig. Zwar planen 96 Prozent mit Neueinstellungen, aber die Suche nach geeigneten Fachkräften bezeichnen 38 Prozent als Top-Herausforderung; im Vorjahr sagten dies nur 23 Prozent der Hamburger Gründer:innen. Mit Blick auf die aktuellen Beschäftigtenzahlen liegt Hamburg mit durchschnittlich zehn Mitarbeiter:innen weit hinter dem Hotspot Berlin zurück (44).
„Aus meiner Sicht hat Hamburg eigentlich gute Chancen, einige Lücken im Fachkräftebereich mit Beschäftigten aus dem Ausland zu schließen – denn Hamburg ist als Stadt beliebt und gilt als bei Aus- und Inländern als attraktiv. In der Praxis hat sich Hamburg das aber noch nicht wirklich zunutze gemacht. Seit Jahren hinken wir hier, im ‚Tor zur Welt‘, Berlin und München hinterher, wenn es um die Internationalität der Mitarbeitenden bei Startups geht.“
Nur 23 Prozent der Mitarbeitenden in Hamburger Startups kommen aus dem Ausland, bundesweit sind es 28 Prozent. Immerhin bei der Geschlechterdiversität kommt das Hamburger Ökosystem langsam, aber stetig voran: Der Gründerinnenanteil liegt aktuell bei 23 Prozent und damit über dem Bundesschnitt von 20 Prozent.
Mühsamer wird nicht nur die Suche nach den geeigneten Köpfen, sondern auch die nach Geldgeber:innen: Nur jede:r vierte Hamburger Gründer:in ist mit dem Zugang zu Kapital zufrieden. Jedes zweite Startup aus der Hansestadt (48 Prozent) bezeichnet die Kapitalbeschaffung als eine der größten Schwierigkeiten. Das sind mehr als im Vorjahr (44 Prozent) und im bundesweiten Schnitt (39 Prozent). Dabei weist die Hansestadt bei der Finanzierung durchaus Stärken auf: 70 Prozent der Hamburger Startups haben bereits externes Kapital erhalten, bundesweit sind es nur 57 Prozent. Gut steht die Hansestadt auch bei der Finanzierung durch Business Angel und strategische Investoren da: 44 Prozent erhalten Finanzmittel über Business Angel (bundesweit 31 Prozent). 32 Prozent der Hamburger Startups werden über strategische Investoren finanziert, im deutschlandweiten Schnitt sind es mit 16 Prozent nur halb so viele.
Das könnte daran liegen, dass die Hamburger Startups eine Besonderheit aufweisen, wie PwC-Experte Jannis Grube sagt: „Viele haben einen deutlichen B2B-Schwerpunkt und sind für Corporates entsprechend attraktiv.“
Positiv entwickelt hat sich in der Hansestadt der Austausch mit etablierten Firmen und anderen Startups: Während Kooperationen bundesweit im Abwärtstrend sind, konnten die Hamburger Jungunternehmer:innen diese Tendenz umkehren. 74 Prozent arbeiten mit etablierten Unternehmen zusammen. Das sind deutlich mehr als im Vorjahr (57 Prozent) und bundesweit (63 Prozent).
„Die Initiativen und physischen Events vor Ort, bei denen sich die Startup-Szene intensiv austauscht und den Grundstein für eine Zusammenarbeit legt, nehmen wieder zu. Zudem profitieren die Startups von den in Hamburg angesiedelten Unternehmen aus Logistik und Maritimer Wirtschaft, die Jahre des starken Wachstums hinter sich haben und Teile ihrer Gewinne nun in das Innovations-Ökosystem reinvestieren. Das ist eine klassische Win-Win-Situation. Für die Startups sind Kooperationen ein guter Weg, um Kompetenzlücken zu schließen und die Finanzierung für Innovationen zu sichern; die etablierten Firmen erhalten schnellen Zugang zu Innovationen.“
Nachholbedarf zeigt die Studie allerdings beim Schulterschluss mit der Wissenschaft: Nur 53 Prozent der Hamburger Gründer:innen bewerten die Nähe zu Universitäten positiv (bundesweit 74 Prozent). Der Anteil der Startups, die von Hochschulen unterstützt werden, liegt mit 32 Prozent deutlich unter dem Bundesschnitt von 53 Prozent.
„Hochschulen sind ein wichtiger Ausgangspunkt innovativer Gründungen und Ökosysteme. Die Vernetzung der Hochschulen untereinander und mit der Startup-Landschaft ist in Hamburg ausbaufähig und muss besser werden.“
PwC hat den 10. Deutschen Startup Monitor (DSM) gemeinsam mit dem Bundesverband Deutsche Startups e. V. und dem akademischen Partner netSTART erstellt. An der Studie haben sich knapp 2.000 deutsche Startups beteiligt, davon 134 mit Sitz im Rhein-Main-Gebiet.
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