26 Mai, 2023
PwC Corporate Portfolio Management-Studie 2023: 55 Prozent der Unternehmen rechnen mit Anpassungen in ihrem Portfolio der Geschäftsbereiche in den kommenden zwölf Monaten / 44 Prozent der Entscheider:innen gehen von einer Veränderung des Kerngeschäftes um mindestens 20 Prozent in den kommenden fünf Jahren aus / Große Lücken bei der Umsetzung: Nur 29 Prozent der Unternehmen haben einen strategischen Portfolio Management-Ansatz vollständig implementiert, und lediglich sieben Prozent setzen ihre Portfolioentscheidungen konsequent und zügig um
Frankfurt, 26. Mai 2023
Klimawandel, Ukraine-Krieg, hohe Inflation, steigende Zinsen – die Liste der aktuellen Krisen ist lang. Allerdings werden Unternehmen auch besser darin, sich an die Mischung aus Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität – kurz VUCA – anzupassen und ihre strategischen Ansätze entsprechend zu überarbeiten. So geben 55 Prozent der Unternehmen an, in den kommenden zwölf Monaten mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Anpassungen in ihrem Geschäftsbereichs-Portfolio vorzunehmen.
Zu diesen Ergebnissen kommt die Corporate Portfolio Management-Studie 2023, die PwC Deutschland bereits zum dritten Mal in Kooperation mit der TU Darmstadt erstellt hat. Dafür wurden 200 Verantwortliche aus Vorständen, Strategie- und M&A-Abteilungen von Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt.
„In einer Zeit, in der sich die Krisen überlagern, haben Unternehmen gelernt, besser damit umzugehen und ihr Kerngeschäft kontinuierlich resilienter zu machen. Gleichzeitig reift auch die Erkenntnis, dass Volatilität ein zweischneidiges Schwert ist: Es bedeutet einerseits Risiken und bedroht das Überleben eines Unternehmens, eröffnet aber auch Chancen und ist Katalysator für wichtige Veränderungen.“
Der Experte beobachtet, dass die Unternehmen ihr Portfolio gezielt anpassen, um das Kerngeschäft zu schützen und sich gleichzeitig auf größere Transformationen vorzubereiten.
Fest steht: Das Marktumfeld ist von hoher Unsicherheit geprägt – und nach Ansicht der Befragten wird sich daran vorerst nichts ändern. Im Gegenteil: 55 Prozent gehen davon aus, dass die Unsicherheiten in den kommenden fünf Jahren weiter zunehmen werden. Insbesondere Preisrisiken (80 Prozent), Lieferkettenrisiken (77 Prozent) und das Risiko wirtschaftlicher Unsicherheiten und Krisen (70 Prozent) bereiten den Entscheidungsträgern Sorgen. Zudem erkennen Entscheider, wie all diese Risiken miteinander verbunden sind und sich dadurch deren Wirkung zu einer „Polykrise“ kumuliert.
Nichtsdestotrotz zeigt sich fast jede:r Zweite (46 Prozent) optimistisch mit Blick auf die Marktattraktivität und die Wachstumschancen des eigenen Geschäftsfelds in den kommenden fünf Jahren. Das verdeutlicht, dass Volatilität nicht länger nur als Bedrohung wahrgenommen wird, sondern eben auch als Katalysator für Transformation.
Um herauszufinden, ob Unternehmen bei ihrer Portfoliosteuerung eher auf Erhalt oder auf Veränderung setzen, haben die PwC-Expert:innen sie nach den wichtigsten Kriterien für den Prozess der Strategieentwicklung befragt. Dabei wurden Kriterien wie Flexibilität, Geschwindigkeit und Risikooptimierung, die eher auf Transformation („Adapter“-Ansatz) abzielen, häufiger genannt als Eigenschaften wie Stabilität, Detailorientierung und Profitoptimierung, die auf ein Weiter-so („Preserver“-Ansatz) ausgerichtet sind. Der strategische Ansatz des „Adapters“, der sich flexibel an verändernden Marktbedingungen orientiert, dominiert mit 58 Prozent. Den Ansatz des „Preservers“, der bestehende Strukturen optimiert und Potenziale zur Effizienzoptimierung ausnutzt, verfolgen nur 42 Prozent der Befragten.
„Entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens in unsicheren Zeiten ist die Fähigkeit, die richtige Balance zwischen Transformation und Resilienz zu finden: Unternehmen müssen sich einerseits gerade in Krisen auf Maßnahmen fokussieren, die das Kerngeschäft absichern, da dies die Basis jeder Transformation ist. Gleichzeitig dürfen sie dabei aber auch die Fähigkeit, sich schnell an neue Marktbedingungen anzupassen und sich bietende Chancen zur Transformation konsequent zu nutzen nicht aus den Augen verlieren.“
Um ihre strategischen Ziele zu erreichen, setzen die Befragten vor allem auf organische Maßnahmen. Als wichtigste Maßnahmen der kommenden fünf Jahre nennen sie Programme für Nachhaltigkeit (72 Prozent) und Wachstum (71 Prozent) sowie Restrukturierung und Kostenreduktion (66 Prozent). Anorganische Maßnahmen, die mit Blick auf Geschwindigkeit und Wirkung in dynamischen Märkten Vorteile bieten, sind hingegen zu wenig im Fokus. Unternehmenszukäufe, haben zum Beispiel nur 44 Prozent der Entscheider auf der Liste, Carve-outs gar nur elf Prozent.
„Auch hier kommt es auf eine ausgewogene Mischung an: Durch die geschickte Kombination aus organischen und anorganischen Maßnahmen gelingt es den Unternehmen, langfristige strategische Transformationsschritte vorzubereiten, ohne kurzfristige Anpassungsmaßnahmen, die das Kerngeschäft absichern, zu vernachlässigen.“
Die Veränderungsgeschwindigkeit bleibt jedenfalls hoch, denn die Befragten erwarten weiterhin große Anpassungen bei den Umsatzquellen in ihrem Kerngeschäft. 44 Prozent der Entscheider:innen gehen davon aus, dass sich die Einkommensquellen im Kerngeschäft in den kommenden fünf Jahren um mindestens 20 Prozent verändern werden.
Je komplexer das Marktumfeld, desto wichtiger sind starke strategische Strukturen und Prozesse, die überlegte Portfolioentscheidungen in unsicheren Zeiten ermöglichen. Allerdings haben nur 29 Prozent der Befragten einen strategischen Portfolio-Management-Ansatz vollständig implementiert. Das sind deutlich weniger als in den Vorjahren (2020: 47 Prozent; 2022: 38 Prozent). 35 Prozent haben einen solchen Ansatz zumindest teilweise umgesetzt, 33 Prozent jedoch überhaupt nicht.
„Die Ergebnisse zeigen klar, dass hier noch große Defizite bestehen, die es Unternehmen erschweren, unter unsicheren Marktbedingungen bewusste Portfolioentscheidungen zu treffen. Viele Unternehmen fokussieren sich derzeit auf kurzfristige operative Verbesserungen und kleine Portfoliokorrekturen, die jedoch oftmals weder einem langfristigen Plan folgen noch anhand objektiver Kriterien definiert wurden.“
Letztlich ist jeder Portfolio Management-Ansatz aber nur so effektiv wie die definierten Maßnahmen und deren Umsetzung. Wenn es um die konsequente und zeitnahe Ausführung von definierten Anpassungsmaßnahmen geht, klafft jedoch eine große Lücke: Nur sieben Prozent der Befragten sagen, dass sie Geschäftseinheiten konsequent und zeitnah verkaufen würden, wenn eine Analyse ergäbe, dass sie nicht mehr zum Kerngeschäft zählen. 34 Prozent würden nur bei günstigen Marktbedingungen verkaufen.
„Unternehmen sollten die definierten Portfoliomaßnahmen konsistent und schnell umsetzen, sonst laufen sie Gefahr, der Marktdynamik hinterherzuhinken und riskieren, dass die Wirkung der strategischen Maßnahmen verpufft, wenn sie zu spät umgesetzt werden.“
Um den Marktteilnehmern eine bessere Transparenz über das Ausmaß geplanter Maßnahmen zur Portfolioanpassung in den nächsten zwölf Monaten zu bieten, führt PwC den PwC Corporate Portfolio Adaptation Index ein.
Der PwC Corporate Portfolio Adaptation Index – der sowohl die Wahrscheinlichkeit als auch den Umfang relevanter Portfolioanpassungsmaßnahmen kombiniert – ergibt einen Wert von 0,56/1,00 und deutet auf zu erwartende signifikante Portfolioanpassungsaktivitäten und -maßnahmen in den kommenden zwölf Monaten hin.
PwC betrachtet es als seine Aufgabe, gesellschaftliches Vertrauen aufzubauen und wichtige Probleme zu lösen. Mehr als 327.000 Mitarbeitende in 152 Ländern tragen hierzu mit hochwertigen, branchenspezifischen Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei.
Die Bezeichnung PwC bezieht sich auf das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere der rechtlich selbstständigen Netzwerkgesellschaften. Weitere Details unter www.pwc.com/structure.