03 August, 2023
PwC-Befragung von mehr als 250 Expert:innen aus dem Sicherheitsumfeld: 86% erwarten starke Zunahme von Cyberstraftaten in den kommenden drei Jahren / IT-Ausbildung der Polizei zu stärken / Grundsätzlich großes Vertrauen der Bevölkerung in die Polizei – die Bürger:innen selbst bewerten es niedriger als die Expert:innen
Düsseldorf, 3. August 2023
In den kommenden drei Jahren wird es deutlich mehr Cyberkriminalität geben als heute: Dies sagten 86 % der Befragten in einer Umfrage unter mehr als 250 Fachleuten aus dem Umfeld der öffentlichen Sicherheit, die PwC Deutschland durchgeführt hat. Im Dialog zu den Ergebnissen der Befragung interpretieren hochkarätige Persönlichkeiten aus Polizei, Politik, Wissenschaft und der Sicherheitsbranche die Ergebnisse, ergänzen Perspektiven – und unterstreichen, dass die Digitalisierung der Polizeiarbeit trotz aller Diskussionen um Haushaltskonsolidierung energisch vorangetrieben werden muss. Ein bemerkenswertes Detail: Die Expert:innen schätzen die Gefahren deutlich höher ein als die Bevölkerung. So sehen fast 72 % der Fachleute ein hohes bzw. sehr hohes Risiko, in den kommenden drei Jahren Opfer einer Cyberstraftat zu werden. In einer vergleichbaren PwC-Befragung der Bevölkerung gaben dies aber nur 59 % an.
Angesichts der Gefahr durch Cyberkriminalität fordern fast alle befragten Expert:innen (96 %), die Polizei solle mehr digitale Technologien einsetzen – bei den Bürger:innen waren es mit 84 % 12 Prozent-Punkte weniger. Bei den eingesetzten Technologien befürworten die Befragten fast einhellig Bodycams: Ihnen stehen 89 % Expert:innen positiv gegenüber, die anderen 11 % neutral. Mehr als vier von fünf Befragten sehen es zudem positiv, wenn die Polizei biometrische Daten (83 %) und automatisierte Kennzeichenerkennung (82 %) einsetzt.
Demgegenüber befürwortet jeweils nur weniger als die Hälfte der befragten Expert:innen Predictive Policing (46 %) und elektronische Fußfesseln (48 %). Insgesamt ist eine deutliche Mehrheit der Expert:innen (84 %) der Meinung, die gegenwärtige (allgemeine) Ausstattung der Polizei reiche nicht aus, um ihren Auftrag zu erfüllen.
„Bürger:innen und Sicherheitsexpert:innen sind sich einig: Die Polizei muss digitaler werden. In Zeiten knapper Haushaltsmittel ist das ein eindeutiger Appell an die Politik.“
Die Sicherheitsfachleute halten die deutschen Polizeikräfte insgesamt für gegenüber technologischen Neuerungen aufgeschlossen: Knapp zwei Drittel der Befragten (65%) äußerten sich so, wenig Akzeptanz konstatierten nur 10 %. Ein Problem sehen sie vorrangig bei der technologischen Ausbildung der Polizist:innen: Sieben von zehn Befragten finden, die flächendeckenden Mängel in der IT-Ausbildung seien zu groß, als dass die Polizei ihre Aufgaben zeitgemäß wahrnehmen könne. Immerhin: Knapp zwei Drittel (64 %) der Expert:innen gehen davon aus, dass die Polizist:innen gut genug ausgebildet sind, um die vorhandene technische Ausstattung auf hohem Niveau zu nutzen.
Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (55 %) hält zudem die rechtlichen Befugnisse der Polizei für nicht ausreichend (Bevölkerung: 39 %). Und knapp neun von zehn finden, dass rechtliche Hürden die Polizeiarbeit gelegentlich oder sogar erheblich erschweren. Geht es darum, die rechtlichen Hürden für die Polizeiarbeit bei schweren Straftaten wie Mord zu lockern, äußern sich die Expert:innen ambivalent: Genau eine Hälfte befürwortet dies, die andere Hälfte lehnt dies ab.
Weitestgehend einig sind sich die Fachleute darüber, dass die Hürden zwischen den Polizeikräften verschiedener Jurisdiktionen abgebaut werden sollten: Jeweils etwa neun von zehn Sicherheitsexpert:innen finden, die internationale (88%) bzw. nationale (90 %) Zusammenarbeit reiche nicht aus, um Cyberkriminalität zu bekämpfen. Ähnlich viele Befragte (91 %) sprechen sich deshalb dafür aus, dass die Polizeibehörden im deutschen Föderalismus einheitliche, länderübergreifende Befugnisse erhalten.
Beim wahrgenommenen Vertrauen der Bevölkerung in die Polizei gab es ebenfalls deutliche Unterschiede zwischen den Sicherheitsexpert:innen und den Bürger:innen: 86 % der Expert:innen gehen davon aus, dass in der Bevölkerung ein (sehr) großes Vertrauen in die Polizei besteht – bei den Bürger:innen waren es nur 72 %. Bei den Auswirkungen der Coronapandemie war es umgekehrt. Hier kamen die Expert:innen zu einer negativeren Einschätzung als die Bürger:innen: Knapp sechs von zehn Expert:innen (57 %) finden, das Sicherheitsgefühl der Menschen im öffentlichen Raum habe während dieser Zeit gelitten – von den Bürger:innen glaubt dies nur ein gutes Viertel (27 %).
„Eine der Ursachen dafür ist sicher, dass die Polizei während der Pandemie teilweise in der Bevölkerung stark umstrittene Maßnahmen durchsetzen musste. Eine der entscheidenden Fragen wird sein, ob dieser Eindruck von Dauer ist oder nicht.“
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