52 Prozent der Krankenhäuser haben für 2022 noch kein Pflegebudget vereinbart / Kliniken stärken die Pflege: Pflegebudget von 2020 bis 2022 um knapp 14 Prozent gestiegen / Leiharbeitsquote ist um 21 Prozent gewachsen / Pflegeentlastende Maßnahmen wirken – private Träger in diesem Punkt besonders aktiv
Düsseldorf, 18. Juni 2024
Die Verhandlungen über das Pflegebudget belasten die deutschen Krankenhäuser und bergen Konfliktpotenzial: Mehr als jedes zweite Krankenhaus hat noch kein Pflegebudget für das Jahr 2022 vereinbart. Für das Jahr 2020 liegt dieser Wert bei rund 15 Prozent. Das Pflegebudget, mit dem die Personalkosten in der Pflege aus den DRG-Fallpauschalen ausgegliedert wurden, belastet damit die vielfach ohnehin in einer finanziell prekären Situation befindlichen Kliniken. Das sind zentrale Ergebnisse eines Benchmarkings der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland zum Pflegebudget. Grundlage der Analyse, in die 658 Häuser bundesweit einbezogen wurden, sind Daten des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) für die Jahre 2020 bis 2022.
„Die Verhandlungen zwischen den Krankenhäusern und Krankenkassen sind langwierig und zäh, wie die Zahlen belegen. Es gibt nach wie vor viele Häuser, die noch kein ausgehandeltes Pflegebudget für die zurückliegenden Jahre haben. Angesichts der derzeitigen angespannten Liquiditätssituation vieler Krankenhäuser wäre es gerade besonders wichtig, dass die Einrichtungen Planungssicherheit bekommen, um ihre Ressourcen effizienter einsetzen zu können. Deshalb wären prospektive Verhandlungen sinnvoll, die liquiditätssichernd wirken.“
Die Vereinbarungsquote hängt aber auch stark von der Trägerschaft ab. Weit vorne liegen die Häuser in öffentlicher Trägerschaft mit einer Quote von rund 56 Prozent für das Jahr 2022. Schlusslicht sind private Krankenhäuser, bei denen nur rund 36 Prozent bereits ein Pflegebudget für 2022 verhandelt haben. Im Mittelfeld bewegen sich die freigemeinnützigen Häuser mit einer Quote von 52 Prozent. Ein ähnlicher Trend zeichnet sich für die Vorjahre 2020 und 2021 ab.
„Offenbar macht sich in diesem Punkt auch die Finanzlage der Krankenhäuser bemerkbar. Krankenhäuser mit mangelnder Liquidität stehen unter größerem Druck, das Pflegebudget schnell zu vereinbaren. Sie können es sich schlicht nicht leisten, auf eine Einigung oder das Eingreifen durch eine Schiedsstelle zu warten. Dabei besteht allerdings die Gefahr, dass die Häuser finanzielle Nachteile in Kauf nehmen.“
Neben der Trägerschaft gibt es auch zwischen den Bundesländern deutliche Unterschiede. So ist Bayern mit einer Vereinbarungsquote von rund 86 Prozent für das Jahr 2022 Spitzenreiter. Auch Bremen und Sachsen erreichten eine Vereinbarungsquote von mehr als 80 Prozent, während Brandenburg, Baden-Württemberg, Hamburg und Hessen ebenso wie Berlin bei unter 20 Prozent lagen.
Wie hat sich das Pflegebudget insgesamt entwickelt? Investieren die Krankenhausbetreiber in die Pflege, so wie es der Gesetzgeber durch das krankenhausindividuelle Pflegebudget vorgesehen hat? Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Das Pflegebudget ist in den Jahren 2020 bis 2022 um knapp 14 Prozent gestiegen. Im gleichen Zeitraum wuchs die Anzahl der vereinbarten Vollzeitkräfte um rund acht Prozent. Die Durchschnittskosten pro Vollzeitkraft sind um fast fünf Prozent gestiegen und lagen im Jahr 2022 bei 65.668 Euro pro Stelle.
Auch in diesem Punkt zeichnen sich Unterschiede nach Trägerschaft ab. Bei freigemeinnützigen Häusern ist die größte Gesamtsteigerung des Pflegebudgets mit rund 17 Prozent über den Zeitraum zu beobachten. Öffentliche Träger erreichten nur eine Steigerung von circa 12 Prozent. Auch beim Personalaufbau waren die freigemeinnützigen Träger mit rund elf Prozent von 2020 bis 2022 am aktivsten (zum Vergleich: öffentliche Träger: sieben Prozent; private Träger: sechs Prozent). Die Kosten pro Vollzeitkraft können so um mehrere tausend Euro differieren.
„In jedem Fall ist das Ziel der Auslagerung von Pflegekosten erreicht: Die Häuser stärken die Pflege – das gilt vor allem für die freigemeinnützigen Träger.“
Angesichts des Fachkräftemangels ist die Stärkung der Pflege allerdings nur dann zu erreichen, wenn die Krankenhäuser zusätzlich Leiharbeitskräfte einsetzen. Die Leiharbeitsquote ist im Zeitraum 2020 bis 2022 um circa 21 Prozent gestiegen. Insgesamt ergibt sich eine Steigerung des durchschnittlich pro Krankenhaus vereinbarten Budgets für Leiharbeit um knapp 38 Prozent. Dabei lassen sich große Unterschiede unter den Bundesländern feststellen: Vor allem Hamburg, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern verzeichneten starke Anstiege in der vereinbarten Quote von Leiharbeitskräften.
„Wir stellen fest, dass die Leiharbeitsquote stetig steigt. Allerdings ist der schnelle Anstieg aus dem Jahr 2021 etwas gebremst. Das deutet darauf hin, dass die Häuser inzwischen stärker eigenes Personal aufbauen.“
Für Entlastung der Belegschaft sollen auch weitere Maßnahmen sorgen, etwa Technologien, die den Administrationsaufwand verringern, oder die Einstellung von nicht-pflegerischem Personal. Solche pflegeentlastenden Maßnahmen werden in allen Krankenhäusern über Trägerschaften hinweg eingesetzt: In den Jahren 2020 bis 2022 sind die Maßnahmen von 1,8 auf 2,5 Prozent gestiegen. Besonders aktiv sind dabei die privaten Träger mit einer Steigerung von 2,3 auf 3 Prozent in diesem Zeitraum.
„Trotz niedrigerer Kosten pro Vollzeitkraft konnten die privaten Träger einen höheren Stellenaufbau verzeichnen – ein klares Indiz, dass die Investitionen tatsächlich das Pflegepersonal entlasten.“
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