26 Februar, 2024
PwC-Umfrage in zwölf deutschen Großstädten: Rund zwei Drittel der Berufstätigen sind mit den Mietpreisen und Kosten für Wohneigentum unzufrieden / Jede:r Dritte hat deshalb bereits über Jobwechsel nachgedacht / 85 Prozent befürchten, dass das Gebäudeenergiegesetz das Wohnen weiter verteuert
Frankfurt am Main, 26. Februar 2024
Gute Jobchancen, kurze Wege, attraktive kulturelle Angebote und Einkaufsmöglichkeiten: In und um Deutschlands Großstädte lässt es sich gut leben und arbeiten. Rund neun von zehn Berufstätigen fühlen sich an ihrem Wohnort wohl. Ein Aspekt sorgt aber in Deutschlands Metropolen durchgehend für Frust: Die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt – und das hat weitreichende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, denn jede:r Dritte hat bereits darüber nachgedacht, den Job zu wechseln, weil die Mieten zu hoch sind. Für Arbeitgeber wird es in Ballungsräumen damit immer schwieriger, Fachkräfte zu finden und zu halten.
Zu diesen Ergebnissen kommt die Befragung „Wohnungsnot in deutschen Großstädten und die Folgen für den Arbeitsmarkt“ unter 4.200 Berufstätigen zwischen 18 und 65 Jahren aus zwölf deutschen Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohner:innen (Berlin, Bremen, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, Nürnberg, Stuttgart und München) im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC.
In deutschen Großstädten herrscht große Unzufriedenheit, wenn es um das Thema Wohnen geht. Rund zwei Drittel der Erwerbstätigen sind mit den Mietpreisen, den Kosten für Wohneigentum und der Anzahl freier Mietwohnungen unzufrieden. Die große Mehrheit der Menschen (89 Prozent) hat das Gefühl, dass es in Großstädten reine Glückssache ist, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Besonders angespannt ist die Lage in Stuttgart und München: Dort sind 88 bzw. 85 Prozent der Ansicht, dass sich nur noch Topverdiener:innen eine Wohnung in der Stadt leisten können. Etwas entspannter ist die Lage in Bremen und in Essen. Aber auch dort finden 73 bzw. 61 Prozent, dass nur noch Menschen mit hohem Einkommen eine Wohnung in der Stadt bezahlen können.
„Der Wohnungsmarkt in deutschen Großstädten ist extrem angespannt: Diese Situation sorgt bei den Berufstätigen in den Ballungsgebieten für hohe Unzufriedenheit. Das birgt nicht nur sozialen Sprengstoff, sondern gefährdet auch die Wirtschaft, weil es Unternehmen und der öffentlichen Hand in Großstädten immer schwerer fällt, Fachkräfte zu finden und im Unternehmen zu halten.“
Die große Mehrheit der Befragten ist pessimistisch, dass sich an dieser Situation kurzfristig etwas ändern wird: Nur 29 Prozent gehen davon aus, dass das Angebot an Wohnraum in den kommenden fünf Jahren wächst, obwohl die Ampelregierung genau das als Ziel festgeschrieben hat: „Laut Koalitionsvertrag sollen pro Jahr 400.000 neue Wohnungen entstehen“, sagt Thomas Veith, Leiter des Bereichs Real Estate bei PwC Deutschland. „Bei den aktuellen Rahmenbedingungen ist das unmöglich erreichbar. Da gibt es noch viel zu viele Baustellen: Wir brauchen eine pragmatischere Zusammenarbeit von staatlichen Institutionen mit der Bau- und Immobilienwirtschaft, wir brauchen innovative Technologien im Bausektor, zum Beispiel im Bereich nachhaltiger Materialien und wir brauchen vor allem eine schnelle Entbürokratisierung und Deregulierung. Von allem sind wir leider noch weit entfernt.“
Entsprechend treibt die extreme Wohnungsknappheit die Preise weiter nach oben: 88 Prozent der Berufstätigen rechnen damit, dass die Mieten in ihrer Region in den nächsten fünf Jahren weiter steigen werden. Das könnte auch an dem neuen „Heizungsgesetz“ liegen: 85 Prozent befürchten, dass die Neuregelung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) dazu führen wird, dass Wohnen noch teurer wird.
Die angespannte Lage auf dem Wohnungs- und Immobilienmarkt macht aber nicht nur den Berufstätigen das Leben schwer, sondern entwickelt sich auch für Arbeitgeber:innen zu einem Problem: 82 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass es durch die Lage auf dem Wohnungsmarkt für Unternehmen problematisch ist, Fachkräfte zu finden und zu halten. Und das gilt nicht in erster Linie für die in aller Regel recht gut bezahlten Berufe aus den verschiedenen MINT-Bereichen, sondern vor allem für Branchen, die traditionell eher niedrige Löhne bekommen: Gesundheitswesen, Erziehung, Pflege, Gastronomie, Handwerk, ÖPNV, Polizei und viele mehr. Wenn sich diese Berufsgruppen keine Wohnungen in den Ballungsgebieten mehr leisten können, ziehen sie womöglich aufs Land – mit verheerenden Folgen für die Versorgung in den Städten.
Denn Mitarbeitende zu finden ist das Eine, sie langfristig im Unternehmen zu halten, das Andere: Laut Umfrage hat durchschnittlich jede:r neunte Berufstätige (11 Prozent) schon einmal den Job aufgrund zu hoher Mieten gewechselt – in der Altersgruppe 18 bis 34 sind es sogar 17 Prozent. Darüber nachgedacht hat bereits jede:r Dritte (18 bis 34 Jahre 41 Prozent). Besonders wechselwillig sind die Hauptstadtbewohner:innen: In Berlin haben 19 Prozent bereits wegen hoher Mieten den Arbeitsplatz gewechselt. Aber auch in Frankfurt oder Stuttgart kann sich mehr als die Hälfte der Berufstätigen vorstellen, einen Job in einer anderen Stadt anzunehmen, sofern die Mieten dort günstiger sind.
Wenn Erwerbstätige einen berufsbedingten Umzug in Erwägung ziehen, schauen sie jedenfalls vor allem auf Aspekte rund um die Wohnungssituation: Für 60 Prozent sind bezahlbare Mieten der ausschlaggebende Faktor. Für mehr als vier von zehn Befragten spielen Angebot und Qualität der freien Wohnungen am neuen Arbeitsort eine zentrale Rolle. Davon könnten wiederum mittelständische Unternehmen profitieren, deren Arbeitgeberattraktivität bisweilen auch unter einem vermeintlich provinziellen Standort leidet. „Für mittelständische Firmen, die häufig nicht in den Metropolregionen angesiedelt sind, sondern in weniger dicht besiedelten Gebieten, ergeben sich aus der Misere auf dem Wohnungsmarkt der Großstädte womöglich auch Chancen. Im Wettbewerb um passende Nachwuchskräfte können sie mit erschwinglichen Mieten punkten“, so die Einschätzung von Bernd Roese. „Allerdings gilt das sicherlich nicht für alle Großstädte. In München oder Berlin ist der sogenannte Speckgürtel mittlerweile fast ähnlich teuer wie die Metropolen selbst.“
Im Kampf um mehr bezahlbaren Wohnraum sehen die Berufstätigen sowohl die Arbeitgeber als auch die öffentliche Hand in der Pflicht. Knapp 90 Prozent der Befragten fordern von der Politik, dass diese Wohnungsbauprogramme stärker auf Haushalte mit kleinen und mittleren Einkommen ausrichtet und ungenutzte Büroräume in Wohnraum umwandelt. Aber auch die Unternehmen selbst können aus Sicht der Befragten einen wichtigen Beitrag leisten, damit es sich in deutschen Großstädten nicht nur gut arbeiten, sondern auch (bezahlbar) wohnen lässt: So wünschen sich die Befragten in erster Linie finanzielle Unterstützung durch die Arbeitgeber. 83 bzw. 82 Prozent befürworten Mietzuschüsse des Arbeitgebers und die Übernahme der Fahrtkosten. 79 Prozent befürworten, dass Unternehmen Betriebswohnungen zur Verfügung stellen und die Homeoffice-Ausstattungen finanzieren.
„Arbeitgeber sollten also nicht darauf warten, dass die Politik das Wohnungsproblem löst, sondern selbst aktiv werden. Ganzheitlich betrachtet ist das für die Arbeitgeber eine strategisch und finanziell sehr attraktive Investition. Handlungsalternativen gibt es.“
PwC betrachtet es als seine Aufgabe, gesellschaftliches Vertrauen aufzubauen und wichtige Probleme zu lösen. Mehr als 364.000 Mitarbeitende in 151 Ländern tragen hierzu mit hochwertigen, branchenspezifischen Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei.
PwC Deutschland bezeichnet in diesem Dokument die PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die eine Mitgliedsgesellschaft der PricewaterhouseCoopers International Limited (PwCIL) ist. Jede der Mitgliedsgesellschaften der PwCIL ist eine rechtlich selbstständige Gesellschaft.
Die Bezeichnung PwC bezieht sich auf das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere der rechtlich selbstständigen Netzwerkgesellschaften. Weitere Details unter www.pwc.com/structure.